Ein Andersdenkender muss Ştefan Bertalan gewesen sein, denn als „Bartolomeo of Transylvania“ hatte sich der aus Temeswar/Timişoara stammende Künstler bei der Biennale in Venedig dem Publikum vorgestellt. Das war 2013. Ein Jahr später hat der Neoavantgardist, der einer der Gründer der Künstlergruppen „111“ und „Sigma“ gewesen ist, 84-jährig, diese Welt verlassen.
Bereits 2012 hatte das hiesige Museum dem bildenden Künstler, der den größten Teil seiner Schaffenszeit in Temeswar verbracht hat, eine Ausstellung gewidmet, heuer zeigt die Exposition alle Werke des Meisters, die sich im Besitz des Museums befinden, und zwar zum ersten Mal. Es würdigt damit einen Künstler, dem Temeswar viel zu verdanken hat, der aber über die Grenzen des Landes hinaus bekannt ist. Ştefan Bertalan hat auch ein paar Jahre in Hermannstadt/Sibiu gewirkt, bevor er nach Deutschland ging, beerdigt ist er jedoch in Temeswar.
Dem Kunstlehrer Bertalan sind mehrere Generationen von Bildhauern und Malern sowie Architekten verpflichtet. Bertalan hat sich nicht nur in Malerei und Plastik versucht, sondern auch in der Fotografie. Um alle Facetten des Künstlers zu beleuchten, wurden Exponate aus allen Bereichen ausgesucht, so auch die makroskopischen Fotografien von Insekten oder Blumen, da sein Interesse für die Natur nie nachgelassen hat. Die Symmetrien, die Perfektion, die er darin fand, widerspiegeln sich in all seinen Werken. Unter dem Titel „Ştefan Bertalan: Temeswar und die Avantgarde der europäischen Künste“ wird das Publikum die Werke bewundern können, die in der Zeitspanne 1965-1991 entstanden sind, von Zeichnungen und Fotografien bis hin zu Gemälden. Auch Werke seiner Mitstreiter aus den genannten Künstlergruppen sind ausgestellt.
Dokumentarfilme begleiten die Ausstellung und beleuchten das Leben und Werk des Künstlers.
Das wahrscheinlich bekannteste Exponat ist „Maxwells Dämon“, 1967-1968 entstanden, von Ştefan Bertalan, in dem Symmetrien mit Hilfe von an Nägeln gespannten weißen und schwarzen Baumwollfäden geschaffen werden.
Interessant ist jedoch, eine Meinung des Architekten Vlad Gaivoronschi, der Bertalans Student gewesen ist, zu lesen: „Für Ber]i war die höchste Kunst nicht die Bildhauerei, sondern die Musik, wie er sie in den Werken Mozarts und Beethovens fand.“ Ştefan Bertalan bleibt ein vollkommener Künstler, der Natur und Experimentierfreude in richtigen Proportionen zusammenbrachte.
Bis zum 10. März können die Temeswarer diese Ausstellung besichtigen, anschließend wird sie in anderen Städten Rumäniens sowie im Ausland gezeigt.