Ende 1894 erschien im „Werschetzer Gebirgsbote“ eine Annonce, in der sich Heinrich Weidt als Musikdirektor und Chormeister des Werschetzer Männergesangvereins, als Klavier-, Gesang- und Violinlehrer vorstellte. Darin wirbt auch seine Frau Anna, „née de Clement“ als Lehrerin für die französische und englische Sprache.
Der Name Louise (Lucie, Lucy) Weidts, die Tochter Heinrich Weidts, wird Anfang 1895 zum ersten Mal im „Werschetzer Gebirgsboten“ erwähnt. Am 17. Januar 1895 veranstaltete nämlich der israelitische Frauenverein eine besondere Soiree mit Konzert und „lebenden Bildern“, bei dem die junge Pianistin Hermine Eisler auftrat. Beim ersten lebenden Bild „Künste und Musen im Dienste der Wohltätigkeit“, gefolgt von den Bildern „Zrinyi“ und „Hungaria triumphans“, wirkte auch Louise Weidt mit.
Wie Heinrich Weidt es vorher in Weißkirchen erlebt hat, gab es auch in Werschetz ein emsiges Gesangsvereinsleben, zu dem deutsche, serbische, ungarische und rumänische Chöre gehörten. Wie Weißkirchen war auch Werschetz eine Winzerstadt mit einer jahrhundertealten Gesangskultur, die auch vom Werschetzer Gesangverein mitgestaltet wurde.
Sein erstes großes Konzert mit seinem Werschetzer Männergesangverein gab Heinrich Weidt am 16. März 1895 anlässlich einer Liedertafel in der „Weinrebe“. In der Ankündigung hieß es: „Chormeister Herr H. Weidt pflegt gegenwärtig mit Gewissenhaftigkeit und besonderer Aufopferung die Proben, welche derzeit schon recht flott ausfallen.“ Auch in einer weiteren Ankündigung wurde auf diese Liedertafel hingewiesen, „welcher man sowohl seitens der unterstützenden Mitglieder, wie auch seitens aller Sangesfreunde mit umso größerem Vergnügen entgegensieht, als dieselbe vom nunmehrigen Chormeister Herrn Musikdirektor Heinrich Weidt geleitet wird. Diese Liedertafel ist schon darum beachtenswerth, weil bei der Zusammenstellung des reichhaltigen Programmes besondere Sorgfalt verwendet wurde und weil dem Chormeister Herrn H. Weidt ein schöner Ruf vorangeht.“
Als neugewählter Chormeister hatte Weidt damit einen riesigen Erfolg errungen und die Kritik schwärmte regelrecht von dieser letzten Liedertafel des Männergesangvereins. Weidt sei ein „umsichtiger, fleißiger, dem guten Geschmack huldigender Dirigent“, hatte in der Orchestrierung von Schumanns „Zigeunerleben“ eine „glückliche Hand“ und seine Tochter Louise Weidt wurde als eine glänzende Sängerin vorgestellt. Einen besseren Einstand hätte sich Weidt nicht wünschen können.
Welches die technischen und räumlichen Bedingungen der damaligen Zeit waren, erfahren wir aus dem Schluss dieses Berichts: „Es herrschte ein solch dichter Lampenrauch, der sogar das Athmen erschwerte, und ist es nur einem guten Genius zu danken, dass dies auf die Stimmen der liebenswürdigen Sängerinnen, ja selbst auf die Sänger keinen Eindruck machte. Also in Zukunft mehr Ventilation und bessere Lampen.“
Obzwar Weidt als Musikdirektor und Chormeister des Werschetzer Männergesangvereins wie auch als Komponist sehr geschätzt wurde, gründete er im Sommer 1895 zusätzlich ein Privatinstitut für Klavier und Gesang.
Viele der Kompositionen Heinrich Weidts sind uns für immer verloren gegangen, so auch die zahlreichen Gelegenheitskompositionen, zu denen eine „Festcantate mit Animo und schöner Wirkung“ zählt, die M. Million, einem Mitglied des Werschetzer Männergesangvereins, zu dessen 25-jährigem Sängerjubiläum gewidmet wurde: „… Hierauf sang der Gesangverein eine vom Chormeister Herrn Heinrich Weidt komponirte, dem Jubilar gewidmete Festcantate mit Animo und schöner Wirkung. Der Text derselben ist folgender: Hört! Ertöne Festgesang / Den Jubilar zu loben / Gott schenk ihm jahrelang / Gesundheit für die Proben. / Ein wackrer Sänger treu und wahr / Er zittert nie, er folgt der Schaar / Drum dreimal Hoch! / Unserm Million! / Bis dass er kommt / Zu der Billion! / Zu der Drillion!...“ Louise Weidt vertrat bei dieser Gelegenheit den Frauenchor des Vereins und beglückwünschte ebenfalls den gefeierten Sänger.
Bei den nächsten Konzerten des Werschetzer Männergesangvereins wird immer auch Louise Weidt dabei sein und Solopartien übernehmen. So fand am 15. November 1895 ein Kommers unter der Leitung von Heinrich Weidt statt, es trat ein Frauenchor und ein gemischter Chor auf, gesungen wurde u. a. der Chor „Mädele ruck“ von Heinrich Weidt, Louise Weidt sang das Lied „Aennchen im Garten“, gefolgt von einem „gemüthlichen Tanzkränzchen“. Im Bericht wurde Musikdirektor und Chormeister Heinrich Weidt mit Lob überschüttet, „… welcher mit rastloser Mühe und Unverdrossenheit die Proben leitete und sich die verdiente Anerkennung der zahlreichen Gäste im vollsten Maße erwarb.“ Über den Auftritt von Louise Weidt schrieb der Chronist: „… man bewunderte die gediegene Schülerin ihres Meisters und war der stürmische Applaus ein selbstverständlicher.“
Das Jahr 1896 spielt in der ungarischen Politik eine wichtige Rolle: Man feierte das große Millenniumsfest, das an die Landnahme vor 1000 Jahren erinnern sollte. Im ganzen Land wurden solche Feierlichkeiten in größerem oder kleinerem Rahmen veranstaltet. Am 9. Mai 1896 fand die Millenniums-Festliedertafel des Werschetzer Männergesangvereins statt. Dem Zeitungsbericht nach, war diese Millenniumsfestliedertafel ein großer Erfolg, hat doch das Programm „... welches vom Chormeister und Musikdirektor Herrn H. Weidt geschmackvoll zusammengestellt und mit großer Sorgfalt einstudiert war, reichen und wohlverdienten Beifall erzielt.“