Heutzutage bekommt man ständig zu hören, dass das rumänische Ausbildungssystem im Hochschulbereich mangelhaft sei, dass die Lehrkräfte nicht genug motiviert seien und dass die Studenten ihr Studium nicht ernst genug nehmen würden. Zum Glück ist das nur die halbe Wahrheit.
Zu den renommierten Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, die an dem 9. Internationalen Kongress der Germanisten Rumäniens, der in Bukarest zwischen dem 4. und 7. Juni 2012 stattgefunden hat, teilgenommen haben, gehörte auch eine Gruppe weniger bekannter, aber nicht weniger enthusiastischer Teilnehmer, nämlich die Gruppe der Nachwuchsgermanisten und -germanistinnen.
Es beteiligten sich insgesamt 24 Studierende und Masteranden aus drei Universitätszentren, Bukarest, Craiova und Kronstadt/Braşov. Im Rahmen des Nachwuchsforums hatte jeder Einzelne die Gelegenheit, einen Vortrag zu halten und dadurch mit dem wissenschaftlichen Arbeiten näher vertraut zu werden. Inhaltlich umfassten die mündlichen Beiträge unterschiedliche Themenbereiche, wie zum Beispiel Literatur-, Sprach-, Translations- und Theaterwissenschaft sowie Landeskunde Siebenbürgens und Mediävistik.
Besonders interessant war die Tatsache, dass man anhand der jeweiligen Vorträge die Kompetenzen, die man während des Studiums erwerben kann, erkennen konnte. Die Studenten in den ersten Semestern hatten großes Lampenfieber und ihre Courage, vor einem Publikum aufzutreten, und die Mühe, die sie sich bei der Ausarbeitung der Referate gegeben haben, ist umso lobenswerter. Bei den Studierenden aus den letzten Semestern des Bachelorstudiengangs konnte man eine klare Strukturierung der Präsentationen feststellen und die Teilnahme am Kongress galt für sie als eine gute Vorbereitung auf die Verteidigung der Bachelorarbeiten, die in Kürze stattfinden wird.
Die Masteranden gingen sehr geschickt mit Präsentationstechniken um und man konnte bei ihnen eine gewisse Lockerheit und Gewandtheit feststellen. Durch Professionalität und wissenschaftliches Können zeichnete sich besonders die Präsentation der einzigen Teilnehmerin aus, die ihr Masterstudium bereits abgeschlossen hat. Anschließend fanden lebhafte Diskussionen zu den Vorträgen statt und es gab von Seiten der Teilnehmer nur eine einzige Kritik, nämlich dass die dafür gewidmete Zeit nicht ausreichte. Im Großen und Ganzen funktionierte diese Sektion des Kongresses als erfolgreiche Austauschplattform und als eine Art praktische Einführung in die wissenschaftliche Arbeit.
Die einzige Schlussfolgerung, die man zusammenfassend ziehen konnte, wurde von der Sektionsleiterin, Lekt. Dr. Ioana Hermine Fierbin]eanu, bei der Plenarsitzung zum Abschluss des Kongresses zum Ausdruck gebracht: „Ja, es lohnt sich zu studieren“. Man kann auch sagen: Ja, es lohnt sich, Germanistik in Rumänien zu studieren!
Man darf nicht die freundliche und fähige Gruppe der studentischen Hilfskräfte vergessen, die mit ihrem Fleiß und Pflichtbewusstsein zu dem guten Ablauf des Kongresses beigetragen hat. Ihr Engagement zeugt von der Arbeitsfreude der rumänischen Studierenden. Wenn die Zukunft tatsächlich in den Händen der Jugend liegt, dann ist die Zukunft der Germanistik hierzulande gesichert.