In der Nacht vom 8. Februar verstarb in Dessau der Musiker Wolfgang Meschendörfer, Enkel des Schriftstellers Adolf Meschendörfer und Sohn des Malers und Grafikers Harald Meschendörfer – unser Wolfi, wie ihn alle nannten, die ihn kannten und liebten.
Er wurde am 17. Juni 1944 in Schäßburg geboren, Grundschule und Gymnasium absolvierte er in seiner Vaterstadt Kronstadt. Hier erhielt er auch seinen ersten Flötenunterricht bei Frederic Toduţă, den er dann in Klausenburg an der staatlichen Musikhochschule bei Dumitru Pop fortsetzen konnte. Nach seiner Diplomprüfung war er einige Jahre Flötist in der Hermannstädter Staatsphilharmonie, danach, zwischen 1972 und 1978, Flötenlehrer an der Musikpädagogischen Fakultät der Universität Kronstadt. In dieser Zeit gründete er, zusammen mit anderen Kronstädter Musikern, das Kammermusikensemble „Cantus serenus“.
1980 übersiedelte er mit seiner Familie, Frau Roswitha und den Kindern Jörg und Almut, in die Bundesrepublik Deutschland. Im westfälischen Coesfeld neben Münster fand er eine neue Wirkungsstätte als Flötenlehrer und später auch als stellvertretender Musikschulleiter. In den 25 Jahren seines Wirkens an dieser Musikschule bildete er Generationen von Flötisten aus und gab zahlreiche Konzerte, in denen er immer wieder siebenbürgische Komponisten zu Gehör brachte, wie Baußnern, Neugeboren, Sadler, Türk, Toduţă oder Ţăranu.
Zeit seines Lebens setzte er sich für den Austausch zwischen jugendlichen Musikern aus Deutschland und Rumänien ein, sei es mit den Flötenklassen der Musikschulen Coesfeld und Klausenburg, sei es im Rahmen der alljährlichen Musikwochen in der Evangelischen Tagungsstätte Löwenstein bei Heilbronn. Als Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Deutsche Musikkultur im Südöstlichen Europa e. V. organisierte er diese Musikwochen mit Hingabe und Zielstrebigkeit über 20 Jahre lang. Viele Jugendliche aus Rumänien durften im Laufe der Jahre unentgeltlich an diesen Musikwochen teilnehmen, in deren Programmen vorwiegend Werke aufgeführt wurden, die Bezug zu Siebenbürgen und/oder zum Banat hatten. Unter den Dozenten figurierten nicht selten Fachkräfte aus Siebenbürgen. Trotz seiner unheilbaren Krankheit war er noch aktiv an den Vorbereitungen der Musikwoche 2011 beteiligt.
Welche Dimensionen sein Engagement für Musiker und Musik seiner Heimat annehmen konnte, zeigte sich in dem von ihm organisierten Coesfelder Musikfest vom 7.-11. Oktober 1995. In sechs Konzerten, in denen u. a. die Staatsphilharmonie aus Tg. Mureş unter Leitung von Florentin Mihăescu auftrat, und einem gleichzeitig stattfindenden musikwissenschaftlichen Symposium unter Mitwirkung von über zehn Musikwissenschaftlern aus Ost und West ging es um die vielfältige Darstellung des Musiklebens in Siebenbürgen und dem Banat, eine organisatorische Glanzleistung, mit der Wolfgang Meschendörfer sich selbst übertroffen hat.
Es ist nicht möglich, alles lückenlos zu erwähnen, was Wolfgang Meschendörfer in seinem Leben geleistet und bewirkt hat. Sein Denken galt vorwiegend seinen Mitmenschen und in der Durchführung seiner Ideale hat er sich nie geschont. Alle, die das Glück hatten, ihm zu begegnen, werden seiner in Liebe und tiefer Dankbarkeit gedenken.
Man sagt, es würde Menschen geben, die würden alt geboren und andere, die würden eine ungebrochene Jugend in sich tragen. Wer Wolfgang Meschendörfer kannte, wird ihn mit Sicherheit als einen jung Geborenen in Erinnerung behalten. Er konnte sich an allem Schönen dieser Welt mit fast kindlicher und ansteckender Freude begeistern, sei es eine Blumenwiese in den Bergen seiner siebenbürgischen Heimat, sei es eine Kirche im sizilianischen Palermo oder natürlich an der Musik, die ihm bis in die letzten Stunden seines Lebens Halt und Trost gegeben hat.