Auf den Spuren des Dichters Paul Celan

Online-Workshop für Erwachsene innerhalb der österreichischen Kulturtage

Im Rahmen der österreichischen Kulturtage, die in diesem Jahr unter dem Titel „TRANSITIONs“: Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft in einer sich verändernden Welt“ ausgerichtet wurden, fand am Nachmittag des 12. November der Workshop „Aspekte der Celan-Rezeption in Rumänien“ statt: Der zweistündige Workshop für Erwachsene, der online angeboten wurde, war in zwei Einheiten aufgeteilt: Im ersten Teil der Veranstaltung hielt Dr. Maria Sass, Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Lucian Blaga-Universität Hermannstadt, einen Vortrag mit dem Titel „Aspekte der Celan-Rezeption in Rumänien“. Neben einem Einblick in die Vita Celans ging Sass auf den Begriff „Rezeption“ im Allgemeinen sowie auf die Rezeption seines Werks in Rumänien und Deutschland ein. Neben der Reflexion über Sprachmöglichkeiten setzt sich Celan mit den Aspekten der Kommunikation im allgemeinen auseinander; zudem spielt die Verarbeitung von Grenzerfahrungen, insbesondere die des Holocaust, bei Celan eine entscheidende Rolle. Er beherrschte mehrere Sprachen, darunter russisch, deutsch, rumänisch, französisch und englisch, die ihm für seine zahlreichen Literaturübersetzungen nützlich waren. Einflüsse auf die Texte Celans hatten die jüdische Tradition, die rumänische Folklore sowie die Landschaften Rumäniens.

Celans Werk erfuhr im Laufe der Rezeptionsgeschichte oft eine falsche Interpretation: Die von ihm gezeichneten poetischen Bilder wurden häufig als realitätsferne Phantasiegebilde gesehen. Dabei verarbeitete Celan in seinen Gedichten die traumatischen Erfahrungen, die er als in Czernowitz geborener Jude während des 2. Weltkriegs in Rumänien erlebte: Seine Eltern wurden deportiert, er selbst entkam der Deportation nur, weil er sich zum Arbeitsdienst in einem Arbeitslager meldete.

Der zweite Teil des Workshops wurde interaktiv gestaltet: Dr. Ovio Olaru von der Lucian Blaga Universität besprach mit den Teilnehmern das bekannteste Gedicht von Paul Celan, „Die Todesfuge“. Nach einer Audioaufnahme, in der Celan sein Gedicht vorträgt, wurde das Gedicht zudem auch rumänisch vorgelesen. Die anschließende Analyse gab den Workshopteilnehmern einen Einblick in die poetischen Stilfiguren des wohl berühmtesten Textes Paul Celans und entschlüsselte das Gedicht in allen seinen facettenreichen Details.

Unter dem Titel „TRANSITIONs“: Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft in einer sich verändernden Welt“ fanden vom 11.11. bis 14.11. die österreichischen Kulturtage in Hermannstadt statt. Teresa Leonhard, Performerin und Lehrerin in Hermannstadt, die selbst in den Bereichen Kunst und Wissenschaft tätig ist, kuratierte die Veranstaltung nunmehr zum zweiten Mal. Das Programm beinhaltete mehrere Workshops und Debatten, Theateraufführungen, Konzerte sowie eine Ausstellung über Paul Celan, die online und offline stattfanden. Organisiert wurden die Kulturtage vom Österreichischen Kulturforum in Zusammenarbeit mit der Staatsphilharmonie Sibiu/Hermannstadt, dem GONG-Theater für Kinder und Jugendliche in Sibiu/Hermannstadt, der Universität Lucian Blaga Sibiu/Hermannstadt und mit Unterstützung der Kärntner Landesregierung und der Logos Projekte.