An einem behelfsmäßigen Kontrollpunkt harren ein Großvater und sein Enkel der Soldaten, die nicht mehr kommen. Was folgt, ist eine durchwachte Nacht des Nachdenkens, der Ungewissheit und unausgesprochener Wahrheiten, die mehrere Menschen durchleben, jeder mit seiner eigenen Vision von der Zukunft. Das Stück, das in der Nacht des Kriegsbeginns in der Ukraine spielt, ist eine Geschichte über Mut, Verletzlichkeit und die Bindungen zwischen den Generationen angesichts des Chaos, die von schmerzhaften Realitäten und persönlichen Erfahrungen inspiriert ist. So kurz zusammengefasst der Inhalt der ersten szenischen Annäherung eines ukrainischen Theaters an das tragische Thema des 24. Februar 2022.
„Blockpost“ ist eine rumänisch-ukrainische Theater-Koproduktion, die den Beginn des Krieges in der Ukraine in den Vordergrund rückt und wurde am 6. November im Deutschen Staatstheater in Temeswar/Timișoara uraufgeführt. Am 5. November fand im vollen Saal auch die Vorpremiere statt. Gleich zwei Mal wird die Inszenierung Ende November noch vor das Temeswarer Publikum gebracht. Ab 2025 soll das Stück auf Tour gehen.
Die rumänisch-ukrainische Theater-Koproduktion „Blockpost“ ist in Partnerschaft der Temeswarer „Artmedia“-Kulturstiftung und des Vereins „FAINA UA“ mit der Fakultät für Musik und Theater der West-Universität Temeswar sowie dem „Lesya Ukrainka National Academic Theater“ in Kiew entstanden. Der Text stammt von Anton Nesmiyanov, Regie führt der ukrainische Regisseur Oleksandr Stepantsov. Zur Besetzung gehören Benone Viziteau, Luca Șandor, Flavius Hudișteanu, Darie Doklean, Ariana Harșani, Marius Caraiman, Nadina Druța, Diana Nițu, Andrei Zgăbaia und Cătălin Kopandi, die meisten von ihnen Studenten der Fakultät für Musik und Theater in Temeswar.
Die Aufführung soll eine Botschaft nicht nur für die Ukrainer, sondern für alle, die Mitgefühl für die Schrecken des Krieges haben, vermitteln. Die Initiative ist Teil von „Sunlight Over Borders“, einem innovativen Projekt für junge Schauspieler, das darauf abzielt, einen Raum für Reflexion und Zusammenarbeit zwischen rumänischen und ukrainischen Theaterschaffenden zu kreieren.
„Die Einzigartigkeit dieses Theaterprojekts liegt in der Tatsache, dass es im Grunde die erste szenische Annäherung eines ukrainischen Theaters an das tragische Thema des 24. Februar 2022 ist, dem Tag, an dem die russische Invasion in der Ukraine begann“, so Oleg Vergelis, ukrainischer Journalist, Theaterkritiker und Schriftsteller.
Eine weitere Aufführung steht für den 28. November an. Dann soll das Stück gleich zwei Mal vorgestellt werden. Die Aufführung findet in rumänischer Sprache mit ukrainischen Untertiteln statt. Der Eintritt ist frei, der Platz muss jedoch im Vorhinein reserviert werden. Unter iabilet.ro ist diese Reservierung möglich. Die erste Vorstellung ist jedoch bereits ausgebucht. Wer nicht persönlich im Saal sein kann, kann die Aufnahme der Premiere auf der Facebookseite des „Sunlight Theater“-Festivals verfolgen.
Am 5. November, dem Tag der Vorpremiere der rumänisch-ukrainischen Koproduktion „Blockpost“, wurde in Temeswar auch ein Rundtischgespräch zum Thema „Kultur als Brücke“ organisiert. Bei der Veranstaltung waren zahlreiche Vertreter von jeweiligen Kultureinrichtungen, der Stadtbehörde, Kulturprojektinitiatoren und Sozialarbeiter dabei, darunter Vertreter des Bürgermeisteramts, des Temeswarer Projektezentrums, des Kulturhaupstadtvereins „Timișoara 2023“, des Ungarischen und Deutschen Staatstheaters, des Französischen Instituts, des rumänischen Ukrainer-Verbandes, der Temescher Jugendstiftung FITT sowie des deutschen ifa – Instituts für Auslandsbeziehungen. Online beteiligten sich am Gespräch der ukrainische Botschafter in Bukarest Ihor Prokopchuk und Mykhailo Glubokyi – Entwicklungsleiter der „IZOLYATSIA“-Plattform für Kulturinitiativen, Partner des Projekts zur Umsetzung der Theater-Koproduktion.
„Wir Ukrainer leben seit fast drei Jahren in zwei Welten: mit der Seele und in Gedanken in unserer Heimat, die im Krieg ist, und in Frieden in unseren Zufluchtsländern. Es ist unser Recht, ein unabhängiges Land zu sein, dafür kämpfen wir weiter. Zu wenige Menschen wissen über unser Land, über unsere Geschichte. Es ist unsere Pflicht, unsere Kultur, Werte und Identität bekannt zu machen. Diese Theaterinszenierung hilft uns das zu tun, genauso auch viele andere Projekte und Initiativen, die wir bisher vor Ort organisiert haben. Bei unserer Mission fanden wir Unterstützung in Temeswar und wir bedanken uns dafür“, sagte beim Rundtischgespräch am Dienstag Evghenia (Jane) Rozbytska. Sie ist im März 2022 nach Temeswar gezogen, um dem Krieg zu entkommen und hat sich zu einer informellen Anführerin der ukrainischen Flüchtlingsgemeinschaft in Temeswar entwickelt. Derzeit leitet sie den wichtigsten Kommunikationskanal für Ukrainer, arbeitet mit NGOs zusammen und nimmt an kulturellen und sozialen Projekten teil, die darauf abzielen, Ukrainer zu unterstützen und die Stimme der Ukrainer in Temeswar zu stärken. 2023 gründete sie den Verein „Faina UA“, dem sie bis heute vorsteht. Durch den Verein wurden bisher zahlreiche kulturelle Events in die Wege geleitet.