Gelebter Tourismus und Erfahrungsaustausch

Siebenbürgische Hotellerie- und Tourismuskonferenz in Kronstadt

Am 8. und 9. Juni hat in Kronstadt/Brasov die dritte Hotellerie- und Tourismuskonferenz Siebenbürgen stattgefunden. Hauptveranstalter war der Verband für die Entwicklung und Förderung des Tourismus im Kreis Kronstadt (APDT), unter Mitwirkung des Kronstädter Kreisrats, des Karpaten Tourismus Clusters Rumänien und der Aro Palace Group. Rund einhundert Teilnehmer diskutierten über die Entwicklung (hauptsächlich) der Kronstädter Gegend nach modernen europäischen Tourismus-Qualitätsstandards.

Die Konferenz stand diesmal im Zeichen des 800-jährigen Jubiläums des Burzenlandes, das in der gesamten Gestaltung als Hauptmotiv auftrat: mittelalterlich eingerichtete Verkaufs- oder Werbestände für Handwerker (ein geschickter Glasmacher zeigte seine Kunst), für die Tourismusunternehmen und Förderer der Konferenz eine Ritterkampf-Demonstration, klassische Quartettmusik in den Kaffeepausen. Schon der Austragungsort des ersten Konferenztags – der Mittelalter-Salon der Gaststätte am Schlossberg („Cetate“) – sorgte für eine märchenhafte Stimmung. 

Ein leckeres Mittagessen bereiteten zwei Meisterköche auf der Terrasse des Restaurants zu, was sich als Gelegenheit erwies, das Projekt „Mobile Küche – Gourmet-Events an spektakulären Orten“ erstmals in Kronstadt zu präsentieren. Die diesjährige Hotellerie- und Tourismuskonferenz bewies, dass Fachtagungen nicht nur aus Vorträgen und Power-Point-Präsentationen bestehen müssen – gelebter Tourismus, Erfahrungsaustausch, das Testen von neuen Produkten gehören dazu.

Hochwertiges Angebot und attraktive Werbung

Redner aus Deutschland, Österreich, Spanien und Rumänien referierten über das Destinationsmanagement, über die Qualitätsverbesserung des gesamten touristischen Angebots (von Unterkunft und Bewirtung bis zu Transport, Service und Information), sowie die entsprechend attraktive und effiziente Werbung für die Reiseziele der Region; im Detail wurden Erfolgsmodelle wie Zell am See Kaprun (Österreich) und Gijón (Spanien) vorgestellt. Als sehr sinnvoll erweisen sich gemeinsame Anstrengungen (und zum Teil auch Budgets) der unterschiedlichen Tourismusverbände, betonte einer der Redner; es ginge nicht nur darum, neue Touristen zu gewinnen, sondern auch die Gastgeber „fit zu machen“. 

Einer der Vorträge befasste sich mit der touristischen Entwicklung durch hochwertige Veranstaltungen und Events – als Start in diese Richtung für Kronstadt und Umgebung wurden die Ritterfestspiele des Vorjahrs, das Oktoberfest und der Christkindlmarkt sowie das bevorstehende Sachsentreffen genannt. Hervorgehoben wurde auch die wichtige Rolle einer entsprechenden Infrastruktur – für Kronstadt seien der Flughafen und die Autobahn der langerwartete Schritt in die touristische Zukunft. Seitens der APDT kam der Vorschlag, einen Kulturbus für das Burzenland einzuführen, der die Verbindung der Zinnenstadt mit den Touristenattraktionen der Umgebung (Kirchenburgen, Schloss Bran) zu touristenfreundlichen Standards sichert. 

Tourist-Cards und Tourismus-Netzwerke

Eine Premiere für Rumänien fand beim Konferenzpublikum großen Zuspruch: die „Tourist-Card Kronstadt“, eine Rabatt-Bonuskarte, welche ab nächsten Sommer zusammen mit einer monatlichen Tourismus-Zeitschrift und mit Stadt- und Regionalplänen verkauft werden soll. Die Bonuskarte soll dem Inhaber Preisnachlässe bei Tourismus-, Kultur- und vielleicht Transportanbietern im Kronstädter Raum ermöglichen. Als Erfolgsbeispiel diesbezüglich – und als Inspiration für die Kronstadt-Card – wurden ausländische „Destination-Cards“ sowie die City-Card von Gijón und der „Entdecker-Pass“ der Metropolregion Nürnberg vorgestellt. 

Dass man gemeinsam mehr bewirkt als im Einzelgang und dass Konkurrenz und Kooperation einander nicht ausschließen – das dürfte für moderne Tourismusverantwortliche bald selbstverständlich sein. Tourismus-Netzwerke, die sogenannten „Clusters“, fördern die Zusammenarbeit unterschiedlichster Serviceanbieter und Lieferanten entlang der gesamten touristischen Wertschöpfungskette. Der unlängst gegründete Karpaten Tourismus Cluster Rumänien setzt sich zum Ziel, einzelne Initiativen zu vernetzen und authentische Tourismusprodukte zu fördern. Letztendlich kam die Fachausbildung ins Gespräch – denn qualifizierte und womöglich mehrsprachige Arbeitskräfte im HoReCa-Bereich (HotelRestaurantCafé oder -Catering) sind genauso wichtig für erfolgreichen Tourismus, wie die Verwendung moderner IT-Services (E-Marketing, E-Booking).

Workshops und rege Diskussionen

Das Hotel Aro Palace war Gastgeber des zweiten Konferenztags, welcher vom Karpaten Tourismus-Cluster und dem Klub der Kronstädter Wirtschaftswissenschaftler (Clubul Economistilor Brasoveni) mitgestaltet wurde. Auf der Agenda standen Workshops zum Thema Tourismus-Netzwerke sowie Kurzvorträge, u. a. über die Tourismusförderung anlässlich des Olympischen Festivals der Europäischen Jugend (Kronstadt 2013) sowie Statistiken zum Kronstädter Tourismus in der Zeitspanne 2007 bis 2010. In der Zinnenstadt ist noch viel zu tun – darüber waren sich die Anwesenden nach intensiven Gesprächen einig. Regelmäßige Treffen der Kronstädter Tourismusverantwortlichen sollen ab Juli die Gelegenheit zu weiteren Besprechungen geben – auf Vorschlag der APDT wurde als Termin der erste Dienstag jeden Monats festgelegt. Zudem soll ein Verband der Kronstädter Hoteliers gegründet werden.