Pyrrhus Triumphator

Aus dem PNL-Kongress ging eine historische Partei hervor, die jetzt realiter aus zwei Fraktionen besteht, die im Verhältnis 60:40 stehen. 60 Prozent der 5000 Parteidelegierten haben den präsidialen Willen umgesetzt und eine willige Marionette hochgespült. 40 Prozent scharten sich ums Tandem Bolojan/Motreanu, das auf dem Sprung steht, beim voraussehbaren Sturz der Regierung Florin Cîțu die Reste einer auseinanderbrechenden PNL zu klittern, die dann hauptsächlich aus einer nicht mehr an den Regierungs-, also Geldhebeln befindlichen Clique aus Parteibaronen besteht.

Die Verbissenheit, ja Hysterie, mit der ein „Dreckschleuderei-Wahlkampf“ stattfand, ohne irgendeinen Ansatz einer ideologischen Auseinandersetzung (geschweige eines Parteiprogramms) erkennen zu lassen, die Brutalität, mit der alle demokratischen Wahlprinzipien – unter den Augen des (flagrant die von der Verfassung vorgeschriebene Neutralität und Äquidistanz ignorierenden) Präsidenten und des Innenministers – in unbekümmerter Dummheit übertreten wurden (zu zweit in die Wahlurnen, quasi der eine als Bewacher des anderen, Fotos des Wahlzettels zum Beweis der „Aufrechtheit“ der Stimmabgabe, Brutalisierung – in Unterweltlermanier – der so etwas dokumentierenden Journalisten, unter den „blinden“ Augen des Innenministers – „Ich war als Delegierter dort, nicht als Innenminister!“ – usw.) – das war reinste „Dragnea-Taktik“, die von allen PNL-Spitzen beim politischen Gegner PSD mit empörter Vehemenz kritisiert wurde.

Keine der Seiten hat eine Entschuldigung für eine derartige Primitivisierung der Politik. Auch nicht die Auslöser – die beiden Kandidaten und der Präsident. Politik ist nicht mit Suhlen im Schlamm der Zivilisation zu ersetzen. Das gegenseitige Ausbuhen ersetzte rationelle Argumentationen. Der peinlichste Augenblick war wohl das Versagen der Stimme des ins Mikrofon krähenden Cîțu, der die Pfiffe und Buh-Rufe der randalierenden und sich ihrer vorbestimmten Niederlage bewussten 40 Prozent im Saal überstimmen wollte. Das „Spiel“ war seit Wochen „verkauft“. War das das „Rumänien der Normalität“ des Wahlprogramms des Präsidenten? Realdemokratie gab´s schon im parteiinternen Wahlkampf keine.

Inzwischen ist die Lust von „Superman“ Cîțu an raschen Exekutionen von Gegnern landesweit bekannt. Man darf neugierig sein, ob er sie – auch angesichts der rapiden Entwicklungen in der Causa der beiden anstehenden Misstrauensvoten – noch umzusetzen vermag. An der Spitze seiner Liste steht, wie öffentlich angedroht, sein niedergestimmter (aber moralisch noch politisch um keinen Deut besserer) Gegner, Ex-Parteichef Ludovic Orban. Aber Cîțu muss vorher noch rasch einen Wortbruch erledigen: Mit den beiden Parteien, mit denen er „nie verhandeln“ wollte, Sondierungsgespräche über die Duldung „seiner“ Minderheitsregierung, mit PSD und AUR. Wenn die sich überhaupt noch mit ihm hinstellen…

Orban hält sich ein Hintertürchen offen: Vor der Parteileitung trat er vom Sessel des Kammerpräsidenten zurück, vor der Kammer nicht. Er wolle „der PSD kein Geschenk“ machen. Dabei war alles, was wir in den vergangenen Monaten seitens der PNL erleben mussten, ein Geschenk beider PNL-Flügel an die PSD – ein Blick auf Meinungsumfragen zur Sonntagsfrage genügt! Hinter Orban steht die 40-Prozent-Fraktion der Verlierer, die nach der Show politischer Kompetenzlosigkeit und des Primitivismus, genannt PNL-Wahl, die Partei vor einer Implosion retten muss (könnte?).

Lachender Dritter – nach PSD und AUR – ist im Hintergrund der Millionär und Ex-Securitatespitzel Dan Voiculescu, der durch seine Skandalsender eindeutig das Cîțu-Lager unterstützte. Größter Verlierer dürfte – wie beabsichtigt?!? – die Erneuerungspartei USR-PLUS werden. Wieder siegte die Gier nach „privatisierbaren“ Staatsgeldern über den Erneuerungswillen.

Triumphator Cîțu landete einen Pyrrhussieg.