Sonntag gibt´s den ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen. Die Zeitungen sind zwar voll mit mehr oder weniger skandalträchtigen Meldungen rund um die Kandidatenrotte, die das höchste Amt im rumänischen Staat will. Skandale sind Werbung. Weiß aber auch nur ein einziger Wähler, was irgendeiner der Kandidaten über die stetig wachsende Inflation, über die Wirtschaft Rumäniens ganz allgemein und die populistischen Geld-Köderungen der Rentner und jeder anderen sozialen Kategorie denkt, die mit Geldausschüttungen stummgehalten werden, sobald sie nur medienwirksam genug das Maul aufgerissen haben?
Was die Herren und Damen Kandidaten vom enormen Nachholbedarf bei vor der EU abgegebenen Pflichtversprechungen halten, von deren Erfüllung der Geldfluss aus Brüssel zur Füllung des PNRR-Säckels abhängt – mit dessen Geldern großspurig geplant wird? Weiß jemand, wie einer/eine unter den Gernegroßen mit Clown Trump im Weltzirkus umzugehen gedenkt, der vorhat, ganz Europa auf die Schippe zu nehmen? Hat schon jemand von den Großmaul-Kandidaten gehört, was er/sie über den Ukrainekrieg denkt, was über den Aggressor Russland, oder wie er das Problem des Nahen Ostens sieht und die Rolle Israels oder des Iran – und wie er, als künftiger Höchstvertreter Rumäniens auf dem Auslandsparkett, sein Land alldem gegenüber zu positionieren gedenkt? Was er/sie zu unternehmen vorhat, wenn der bald allmächtige Angeber Trump ernst macht und den Ukrainekrieg zuungunsten der überfallenen Ukraine einfriert – und wie er dann die Moldau, außer mit Hurrapatriotismus, behandeln wird?
Zu befürchten ist, dass die Kandidatenrotte auf all diese und viele weitere Fragen überhaupt keine Antwort hat – weil unfähig, rationelle Antworten darauf zu finden. Unfähig zu Visionen, unfähig zu kritischem Denken, unfähig, Wahrheiten zu verkraften – dafür voll fähig zu Dauerlügen, zu Stupidität und zähneknirschender Lächerlichkeit.
Da lügt Unschulds-Kandidat Ciuc˛, er hätte nie und nimmer die Regierungsorder unterzeichnet, mit der er dem scheidenden Präsidenten Johannis auf Lebenszeit ein Palais am Aviatorilor-Boulevard von Bukarest schenkt, das zudem erst noch um mehrere Millionen Euro – Staatskosten, also unser aller Geld - generalsaniert wird. Da muss/kann man sich die rüpelhaften Erklärungen des Ion M. Ciolacu anhören, der sich eine Protokollvilla als Bukarest-Sitz zuschanzen ließ und uns weismacht, er hätte die Villa teilen lassen und für sich nur 64 qm behalten. Die Höhe der Ciolacu-Stupidität: „Ich bin doch nicht so dumm, mich scheiden zu lassen – dann bleibe ich ja obdachlos!“ Oder die Kandidaten Geoan˛ und L. Orban, die mit Gesang („wahrem Gefühle und falscher Stimme“) und Instrumenten überzeugen wollen, dass sie sich zum Staatschef eignen.
In dieser desolaten Kandidatenrotte wurde nun der PNL-Mann Ilie Bolojan, der Großwardein lebenswert gemacht hat, als „Funzellicht am Ende des Tunnels“ aufgebaut. Der signalisierte bereits (vorschnell?), dass er als Regierungschef unter einem Präsidenten Ciolacu (PSD – Chancen hoch, trotz prekärer moralisch-intellektueller Qualität des Premiers) oder Ciuc˛ (PNL, teigiger Charakter, Doktorarbeit teilkopiert, Chancen gering) oder gar Lasconi (USR, eine oft schrille Feilscherin, Chancen comme ci, comme ça) zur Verfügung stünde. Dass Bolojan ein guter Verwalter ist, bewies er in Großwardein. Dass er sich aus den politischen PNL-Skandalen und häufigen Verratsspielchen heraushielt und/oder nur leise zu Wort meldete, macht ihn zu einem indirekten Komplizen, dem man aber nichts Konkretes vorwerfen kann. Auch Korruptions- oder Integritätsprobleme sind über ihn nicht bekannt.
Jeder Kandidat kann sich ein bisschen in seinem Schein sonnen. Sofern er/sie gute Zähne hat. Denn sollte Bolojan wirklich sein, wie sein Ruf, ist er für jeden/jede der Kandidatenrotte eine harte Nuss.