WORT ZUM SONNTAG: Im Dienste des Herrn

Mit dem Sonntag Septuagesimae treten wir in die Vorfastenzeit ein.

Jesus Christus spricht: „Wer unter euch hat einen Knecht, der pflügt oder das Vieh weidet, und sagt ihm, wenn der vom Feld heimkommt: Komm gleich her und setz dich zu Tisch. Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Bereite mir das Abendessen, schürze dich und diene mir, bis ich gegessen und getrunken habe; danach sollst du auch essen und trinken. Dankt er etwa dem Knecht, dass er getan hat, was befohlen war? So auch ihr! Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.“ (Lukas 17,7-10)

Die Texte, die für den Sonntag Septuagesimae und die Woche danach vorgesehen sind, sind richtungsweisend; aus ihnen erfahren wir, dass wir als Christen nicht nur einen Lohn empfangen, sondern vielmehr aus der Gnade Gottes leben.
Von Friedrich dem Großen (1712-1786) ist Folgendes überliefert. Ihm wurde einmal ein schriftlicher Antrag mit der Bitte vorgelegt, jemandem „einen wohlverdienten Orden“ zu verleihen. Der König schrieb aber an den Rand dieses Schriftstückes: „Kriegt ihn nicht. Hat nichts als seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit getan.“ Von sich selbst sagte Friedrich II.: „Ich bin der erste Diener meines Staates.“
Sinngemäß klingt das, was der König schrieb, dem recht ähnlich, was Jesus im Gleichnis gesagt hat. Der Knecht hat keinen Anspruch auf Dank und Belobigung. Er hat seine Pflicht und Schuldigkeit getan.

Zur Zeit Jesu hatte ein Sklave bzw. ein Knecht oder Diener nach der Feldarbeit auch noch die Abendarbeit in der Wirtschaft und die Hausarbeit zu verrichten; diese bestand in der Zurüstung der Mahlzeit für den Herrn. Er musste bis zuletzt für seinen Herrn dienstbereit bleiben. Beim Essen aß zuerst der Herr; erst danach durfte auch der Sklave essen und dann zur Ruhe gehen. Jesus sagt seinen Jüngern: Mit so einem Knecht sollt ihr euch vergleichen und euch identifizieren. „Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte: wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.“ Den Begriff „unnütze Knechte“ könnte man auch mit „unzureichende Knechte“ oder „entbehrliche Knechte“ wiedergeben. Gemeint ist damit: „Wir haben nur das getan, was zu unserem Auftrag gehört!“

Damit will Jesus uns nur klar machen, dass wir nicht so sehr mit unserer eigenen Leistung prahlen sollen – was leider allzu oft geschieht. Das zeugt nur von Hochmut. Im Gegenteil: Alles ist nur Gnade, meint Jesus damit. Mit diesem Gleichnis wird auch der Unterschied zwischen einem Sklaven oder Diener eines irdischen Herrn und des himmlischen Herrn hervorgehoben. Bei dem ersten ist seine Dienstbereitschaft ein Müssen, beim zweiten aber ein seliges Dürfen. Der erste dient einem strengen, egoistischen Herrn, während der zweite einem liebenden, gütigen Herrn dient, der sogar sein Leben für die Seinen geopfert hat. Jesus spricht in diesem Gleichnis von „einem Knecht, der pflügt oder das Vieh weidet“. Der Dienst der Knechte Gottes wird hier unter dem Doppelbild des Ackerbaues und der Hirtenarbeit dargestellt. Das griechische Wort für „Knecht“, das im Neuen Testament steht, lautet „doulos“. Im Hebräischen heißt dasselbe Wort „äbäd“. Das Wort „äbäd“ betont in der Bibel nicht so sehr das Untergebensein, als vielmehr die Zugehörigkeit zu dem Herrn und das Geborgensein bei dem Herrn.

Der einzig wesentliche Unterschied im Knecht-Verhältnis zwischen Menschen und demjenigen zwischen Mensch und Gott liegt darin, dass Knecht eines Menschen zu sein auch schwerste Daseinsminderung bedeuten kann, Knecht Gottes zu sein aber immer bedeutet, einen guten Herrn zu haben. Wir sind nicht Diener oder Knechte eines Despoten, eines egoistischen Herrn, sondern eines liebenden Vaters. In Jesus haben wir einen gnädigen und barmherzigen, ja, den allergütigsten Herrn, der seine Knechte, seine Diener so unsagbar liebt, dass er sogar sein Leben für sie, also für uns, seine Diener, gelassen hat.

Petrus fragte Jesus einmal im Hinblick auf den Dienst der Jünger: „Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür?“ Jesus aber sprach zu ihnen: „Wahrlich ich sage euch: Ihr, die ihr mir seid nachgefolgt, werdet in der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Stühlen und richten die zwölf Geschlechter Israels. Und wer verlässt Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen, der wird’s hundertfältig nehmen und das ewige Leben ererben.“ (Matth. 19, 27-29)