WORT ZUM SONNTAG: Mit Jesus unterwegs

„…hinauf nach Jerusalem“. Als Jesus diese Worte zu seinen Jüngern sprach, wurden sie gewiss froh. Jerusalem, Gottes und der großen Könige Davids und Salomons Stadt! Das klang und klingt gut, auch heute noch, für Juden und auch viele Christen. Auch die Jünger waren voller Freude und Erwartung. Gerade in den letzten Tagen hatte Jesus einen blinden Bettler auf dem Weg von Jericho nach Jerusalem geheilt. Ganz in der Nähe erweckt er seinen kürzlich verstorbenen Freund Lazarus zu neuem Leben! Vor längerer Zeit hatten sie erlebt, wie ihm sogar die Elemente gehorchten. Vieles geschah in diesen drei Jahren, seitdem sie mit ihm unterwegs waren. Und nun Jerusalem? Dort musste der Durchbruch kommen! Dort würden sich ihre Hoffnungen und die ihres Volkes erfüllen! Seltsam: Nicht alles kapierten sie, was er eben sagte. Und manches konnte einfach nicht stimmen. Hatten sie sich verhört? Oder gar geirrt?

„Sehet, wir gehen hinauf nach Jerusalem und es wird alles erfüllt, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn: Er wird überantwortet den Heiden, wird verspottet, misshandelt und angespien werden; sie werden ihn geißeln und töten, und am dritten Tage wird er auferstehen!“                                  
                           (Lukasev. Kap. 18,31 ff)

„Das widerfahre dir nur nicht“, so Petrus zu Jesus, als der schon früh von seinem Weg ins Leiden und Sterben sprach. Verständlich! Wir kennen ja unsere und die Reaktionen unserer Mitmenschen, wenn das Leiden alle unsere Pläne und Träume über den Haufen wirft und Schmerz, Schwachheit und Sterben in unser Leben hereinbrechen. Da kommt doch sofort der Gedanke: Das kann, das darf Gott nicht zulassen! Jesaja wies darauf hin: Das alles gehört zu unserem normalen Leben! Bei den Jüngern war dieses Wissen und Ahnen überlagert von all‘ den positiven Erfahrungen der letzten Jahre. Saß fest wie zementiert! Auch darum mussten sie jetzt mit hinauf nach Jerusalem! Er fragte und bat sie nicht. „Können Jünger anderweitig sein als ihr Meister und Herr?“ Nur indem sie alles miteinander erleben würden, konnten die Jünger später überzeugende Zeugen sein. Lernen im Alltag war angesagt!

Leiden – Sterben –Auferstehung , ewiges Leben bei Gott! All das und viel mehr gehört zu seinem Befreiungs- und Erlösungsplan. Nicht nur in den ersten Tagen der jetzigen Passionszeit will Jesus uns mitnehmen auf unseren Weg hinauf nach Jerusalem. Das, was er uns heute anbietet, ist sein Angebot für unser ganzes Leben: Tag um Tag, Nacht für Nacht, sonntags wie werktags will er mit uns unterwegs sein. So lernend saß Petter Moen, Widerstandskämpfer, im Gefängnis. Dort in Oslo betete und bekannte er 1944:

„An meiner Zellenwand erschien das Bild
von Christi Haupt, dornengekrönt.
In tiefem Frieden lag sein Schmerz gestillt
und kundtat stumm: gesühnt, versöhnt…

Du, Gott und Mensch, hast sterben wollen
und wolltest deiner Unschuld Schmerz.
Floss denn dein Blut in minder vollem
Schlag als in meinem bangen Herz?

O nein, durch deines Opfers Macht
hast unsre Qual du wollen enden
und als du sprachst: Es ist vollbracht!
nahmst du uns Sünder bei den Händen

O Christus, Bruder nenn ich dich,
du Bruder mein in Schmerz und Not.
Den Weg der Gnade führe mich
aus Angst und Schmerzen und dem Tod!“