WORT ZUM SONNTAG: Von dem Herrn zum Dienst berufen

Haben Sie eine Berufung? Fühlen Sie sich berufen? Manche können diese Frage mit Ja beantworten, andere werden vielleicht durch solch eine direkte Frage verlegen werden. Muss man denn eine Berufung spüren? Sicher ist es sehr hilfreich, eine sinnvolle Aufgabe und ein konkretes Ziel vor Augen zu haben.

Wie kann Berufung geschehen? In Lk.5,1-11 erfahren wir, wie Jesus seine ersten Jünger in den Dienst berufen hat. Vielleicht entdecken wir uns auch in dieser Berufungsgeschichte.

Zunächst sind Simon Petrus und die anderen Fischer bei ihrer alltäglichen Beschäftigung am Ufer des Sees. Nach einer langen Nacht auf dem See waschen sie müde und enttäuscht die Netze,  denn die Netze waren leer geblieben. Wie zufällig kommt aber Jesus, der Herr, vorbei und spricht sie an. So kann es auch bei uns geschehen, dass wir uns mit den eigenen Problemen beschäftigen und kaum wahrnehmen, dass der Herr in unser Leben getreten ist. In den Momenten des Lebens, wo wir uns verlassen und allein glauben, hat er sich schon zu uns gestellt.

Jesus setzt sich einfach in das Boot des Simon und bittet ihn, etwas vom Ufer wegzufahren. Jesus erzählt den vielen Menschen am Ufer von dem Reich Gottes. Sicher hat auch Simon mitgehört und vielleicht hat es auch sein Innerstes berührt. Vielleicht haben wir auch Ähnliches erlebt, dass wir zufällig einen Gottesdienst miterlebten oder ein Gemeindefest, das uns neugierig machte. Oder eine Einladung, bei einer Aktion der Gemeinde einen Kuchen zu backen oder als Fahrer mitzuhelfen. Warum nicht? Das kann dann Interesse wecken. Jesus hat seine Ansprache an die vielen Menschen beendet und bleibt nun im Boot sitzen.
Simon Petrus lässt sich von Jesus überreden, mit dem Boot noch einmal hinauszufahren und die Netze auszuwerfen. Seinen Frust und seine Enttäuschungen über die vergebliche Mühe und Arbeit sagt er dem Herrn, doch dann wagt er es mit Jesus. Da ist ein Gehorsam, der vertraut, und ein Vertrauen, das gehorcht. Von Glauben ist hier noch keine Rede. Gehorchen meint, auf den Herrn zu hören.

Entscheidungen zu treffen, die unser Leben bestimmen, fallen uns meist schwer. Simon wagt es gegen alle Regeln der Vernunft mit Jesus und rudert bis zur tiefsten Stelle des Sees. Hier wirft er seine Netze aus und macht die überraschende Entdeckung: Die Netze sind so voll, dass sie reißen. Wer es mit Jesus wagt, bekommt die Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Aber es stellen sich auch Zweifel und Anfechtungen ein. Simon erkennt, dass er ein Sünder ist und in Jesu Nähe so nicht bestehen kann. Seine Verlorenheit wird ihm plötzlich bewusst. Das normale, ordentliche Leben, das er bisher geführt hat, kann so nicht vor dem Herrn bestehen.

Jesus sieht die Angst, spürt die Verzweiflung, erkennt unsere Hoffnungslosigkeit. Er stößt uns aber nicht weg, sondern er nimmt uns an. Fürchte dich nicht! Ich rufe dich bei deinem Namen, ich erlöse dich.
Berufung und Nachfolge heißen nicht immer, alles stehen und liegen zu lassen, aber sie heißen, für das Evangelium von Jesus Christus mit Worten und Taten einzutreten. Wenn ich sagen kann, ich will meinem Herrn Jesus Christus dienen, dann habe ich meine Berufung gefunden.

Zum Schluss noch eine Anekdote. Ein Pfarrer und ein Unternehmer begegnen sich bei einem Spaziergang und kommen ins Gespräch. Der Unternehmer erklärt, dass der Glaube wenig bei der Lösung der Probleme der Welt hilft. Da begegnen sie Kindern, die sich in einer Pfütze ganz verdreckt haben. Da sagt der Pfarrer, dass die Seife diese Kinder auch nicht sauber gemacht hat. Ja, die Seife muss immer wieder genutzt werden – sagt der Unternehmer. Ebenso der Glaube!