Auf den ersten Blick wirkt die Stadt eher verschlafen. Vor allem, wenn man zuerst Berlin besucht hat, scheint der Unterschied zu Hamburg, der zweitgrößten Stadt Deutschlands, groß zu sein. Im Vergleich zur deutschen Hauptstadt wirkt die Hansestadt viel ruhiger und entspannter, aber auch luxuriöser und reicher.
Es ist ein bestimmtes, jedoch schwer definierbares Lebensgefühl, was die Stadt wirklich ausmacht. Ein Lebensgefühl, das in Hamburg sofort zu spüren ist – egal ob man durch die beeindruckende HafenCity, die Mönckenbergstraße, kurz die „Mö“ – eine der beliebtesten Einkaufsmeilen in der Innenstadt – oder am Rathausmarkt spazieren geht. Hamburg scheint eher eine Stadt des Alltags zu sein, mit überragendem Kulturgut verwöhnt sie nicht. Und doch gilt sie als eine der attraktivsten und schönsten Großstädte Deutschlands.
Flair und maritimer Charme, Fischermarkt um fünf Uhr morgens, Alster und Elbe, rund 2.500 Brücken, ein 470 Meter langer Elbtunnel und eine auf 150 Hektar Fläche geplante HafenCity – in Hamburg kann man sich getrost treiben lassen: durch die luxuriösen Einkaufspassagen bummeln, über den Jungfernstieg und die angrenzenden Straßen promenieren, die mit historischen Kaufhäusern gespickt sind, im Vorbeigehen den beeindruckenden Rathausmarkt bestaunen, der sich hin zum Wasser der Kleinen Alster öffnet, sowie einen Kaffee in den zahlreichen Cafés am Ufer genießen.
Fischmarkt um fünf Uhr morgens
Die meisten Besucher denken beim Wort „Hamburg“ zunächst an den zweitgrößten Hafen Europas, an Fischmarkt und Reeperbahn. Oft sieht dann die Tour für Wochenend-Besucher auch ähnlich aus: Fotos vom 132 Meter hohen Turm der Michaeliskirche, eine Hafenrundfahrt, die Besichtigung der Museumsschiffe „Rickmer Rickmers“ und „Cap San Diego“ und bei schönem Wetter ein Spaziergang durch den alten Elbtunnel, der 1907-1911 gebaut wurde und wo es mit einem über 100 Jahre alten Aufzug in die Tiefe geht.
Anschließend kann man den Abend in einer Kneipe oder einem Club in St. Pauli gemütlich ausklingen lassen. St. Pauli, Hamburgs weltbekannter Stadtteil und Inbegriff „sündiger Vergnügungen“, entwickelte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu einem Seemannsviertel mit zahlreichen Kneipen und Matrosenheimen, das sich im Laufe der Zeit zu einem Vergnügungsviertel ausweitete.
Den ersten Morgenkaffee kann man dann auf dem Fischermarkt genießen – hier wird sonntags bereits ab fünf Uhr morgens Fisch, Obst, Gemüse sowie Kurzwaren und Trödel angeboten. Den Markt besuchen viele Nachtschwärmer nach einer langen Kneipentour – aber auch Frühaufsteher, die sonntags etwas Frisches zum Mittagessen zubereiten wollen. Oft sind es aber tatsächlich die Spätaufsteher, die hier profitieren können, denn gegen Ende der Marktzeit werden die Reste zu Schleuderpreisen verkauft.
Europas einziges Theaterschiff
Über 70 Millionen Touristen besuchen jährlich die Hansestadt. Den Anschluss an die Spitzengruppe der europäischen Städtedestinationen fand Hamburg bereits Mitte der achtziger Jahre mit dem Start der großen Musicals. Rund 15 Jahre lang (1986 – 2001) wurde im Operettenhaus an der Reeperbahn „Cats“ von Andrew Lloyd Webber aufgeführt – damit wurde Hamburg zur Musical-Hauptstadt. Zugleich hat die Stadt auch eine bedeutende Musikvergangenheit: Gustav Mahler wirkte hier als Operndirigent, die Komponisten Johannes Brahms und Felix Mendelssohn Bartholdy waren gebürtige Hamburger.
Das gesamte Kulturangebot der Stadt ist vielfältig: Große Kunst macht die Hamburgische Staatsoper zu einer besonderen Attraktion. Dafür sorgen John Neumeiers Ballett-Kompanie ebenso wie seit 2005 die australische Dirigentin Simone Young als künstlerische Leitung. Sowohl bekannte klassische als auch zeitgenössische Werke sind im Repertoire.
Berühmt ist Hamburg auch für seine vielfältigen Bühnen: das Thalia Theater – das älteste Theater der Stadt – lockt mit Spitzenwerken. In der früheren Maschinenfabrik „Kampnagel“ hat sich ein Zentrum von freien Theatergruppen etabliert, während im Nikolaifleet Europas einziges seetüchtiges Theaterschiff „Das Schiff“ liegt, auf dem hauptsächlich Kabarett und Kleinkunst gespielt werden.
Kulturfreunde sollten sich aber auch einen Spaziergang durch die historische Deichstraße und die denkmalgeschützte Speicherstadt mit den faszinierenden Backsteinbauten nicht entgehen lassen. Das älteste Kunstwerk der Stadt entdeckt man an der Petrikirche, am Hauptportal mit dem linken Türgriff in Form eines Löwenkopfes, der aus dem 14. Jahrhundert stammt.
Turmblasen – eine alte Tradition
Was man in Hamburg auf keinen Fall versäumen sollte, ist der Brauch des Turmblasens, der seit über zweieinhalb Jahrhunderten besteht. Werktags um zehn Uhr und um 21 Uhr wird vom Turm des „Michel“ in alle Himmelsrichtungen ein Choral geblasen, an Festtagen musiziert ein Bläserchor auf der Plattform.
Der „Michel“ zählt zu Hamburgs Touristenattraktionen. Dabei muss man korrekterweise sagen, dass es sich bei der Bezeichnung „Michel“ eigentlich nur um den Kirchturm handelt – der weithin sichtbar und sehr markant ist und über die größte Turmuhr Deutschlands verfügt. Der offizielle Name der Kirche lautet evangelische Hauptkirche St. Michaelis.
Hamburgs bekannteste Sehenswürdigkeit ist und bleibt aber der Hafen, „Deutschlands Tor zur Welt“ – jener Ort, der keine Ruhezeiten kennt. Rund um die Uhr wuseln Hafenschiffe durch die Hafenbecken und über die Elbe, vorbei an den Docks mit trockenliegenden Seeschiffen. Der Hamburger Hafen liegt an der Unterelbe und etwa 100 Kilometer von der Mündung der Elbe in die Nordsee entfernt. Er gilt dennoch als Seehafen, da er von Seeschiffen bis zu einem Tiefgang von 15 Metern angelaufen werden kann. Dies wird möglich gemacht durch regelmäßige Fahrwasserausbaggerungen und Vertiefungen.
Hamburger Aalsuppe und Finkenwerder Scholle
Was die norddeutsche Küche angeht, so müsste man hier die Kombination von Fisch und Fleisch sowie von Salzigem, Süßem und Saurem erwähnen – die manchen vielleicht etwas ungewöhnlich erscheinen kann. Die meisten Hamburger Gaststätte servieren Fischgerichte: See- und Süßwasserfleisch sowie Schalentiere in reicher Auswahl. Typisch ist hier die sogenannte „Hamburger Aalsuppe“.
Es wird häufig behauptet, die Hamburger Aalsuppe enthielte traditionell gar keinen Aal, sei vielmehr eine Art Resteessen gewesen, bei dem „aalens rinkümmt“ (alles hineinkommt) was sich in der Küche befand, daher auch der Name. Der Aal sei ein Zugeständnis an Gäste der Stadt, um sie nicht zu enttäuschen. Dabei handelt es sich um eine Legende mit volksetymologischer Begründung, für die es keine Belege gibt. Es gibt allerdings eine ähnlich zubereitete Suppe ohne Aal, die „suur Supp“ (saure Suppe) genannt wird.
Als Grundlage dient eine kräftige Fleischbrühe, die aus Knochen vom Räucherschinken gekocht wurde. In ihr werden in getrennten Töpfen einerseits kleingeschnittenes Suppengemüse und Erbsen mit Backobst (Pflaumen, Äpfel und Birnen) gegart, andererseits der abgezogene, in Stücke zerteilte Aal mit Essig. Anschließend werden beide Teile zusammengegeben, die Brühe gegebenenfalls mit etwas Mehlschwitze gebunden. Probieren sollte man auch die „Finkenwerder Scholle“, die in der Pfanne zubereitet wird. Dafür werden die Schollen mit magerem Speck oder Schinkenspeck zusammen gebraten. Namensgebend für das Gericht war der Hamburger Ortsteil Finkenwerder.