„Heute in Temeswar, morgen im ganzen Land“: Diese Losung wurde während der Revolution von Dezember 1989 auf den Straßen von Temeswar/Timişoara gerufen. Sie stand damals für die Befreiung vom Kommunismus, war aber schon immer in Temeswar aktuell. Man muss nur an die Premieren der Stadt denken.
Bereits 1718 war es den Temeswarern gegönnt, ihr erstes Bier zu trinken und sie sind heutzutage immer noch stolz, dass sie die erste Brauerei auf dem heutigen Gebiet Rumäniens betrieben. Der Bega-Fluss gilt als Markenzeichen der Stadt, die auch Stadt an der Bega genannt wird. Die Kanalisierung des Flusses begann 1728 und machte aus der Bega den ersten schiffbaren Kanal Rumäniens.
Aber nicht nur auf dem Gebiet des heutigen Rumänien schaffte es Temeswar, Premieren zu setzen, sondern auch europaweit. 1745 wurde in der Stadt an der Bega das erste Stadtkrankenhaus gebaut – 24 Jahre vor dem Bau des Stadtkrankenhauses in Wien und 34 Jahre vor Budapest.
Die Stadt hat heutzutage drei Staatstheater in den Muttersprachen Rumänisch, Deutsch und Ungarisch. In der Geschichte reicht die Tradition des Temeswarer Theaters weit zurück: 1753 war Temeswar die dritte Stadt im Habsburgischen Reich mit einer permanenten Spielzeit, nach Wien und Budapest. Als Teil des damaligen Habsburgischen Reiches wurde Temeswar 1760 die erste Stadt des Königreiches mit Straßen lampenbeleuchtung.
„Temeswarer Nachrichten“, die erste Zeitung auf dem heutigen Gebiet Rumäniens, erschien 1771 und war gleichzeitig auch die erste deutschsprachige Zeitung aus Südosteuropa. Heute gilt die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien als die einzige Tageszeitung in deutscher Sprache in Südosteuropa.
Der ungarische Mathematiker János Bolyai (15. Dezember 1802 in Klausenburg/Cluj-Napoca geboren; 17. Januar 1860 in Neumarkt am Mieresch/Târgu Mureş gestorben) erarbeitete als einer der ersten Mathematiker weltweit eine nichteuklidische Geometrie und kündigte die Entdeckung dieser zum ersten Mal 1823 in Temeswar an. Knapp 20 Jahre später konzertierte Johann Strauß, Sohn, zum ersten Mal außerhalb Wiens. Dies geschah im Jahr 1847 im Hof der Temeswarer Brauerei.
Die Temeswarer Straßenbeleuchtung bekommt 1855 ein Upgrade. Die Stadt wird zur ersten Stadt der Habsburgischen Monarchie mit Gasstraßenbeleuchtung und fast 30 Jahre später zur ersten Stadt mit elektrischer Straßenbeleuchtung. Rund 731 Lampen sorgten dafür, dass die Straßen der Stadt auch im Dunkeln hell blieben. 1869 wurde für den Öffentlichen Nahverkehr, zum ersten Mal in Südosteuropa, die von Pferden gezogene Straßenbahn eingeführt.
Die anderen Städte Rumäniens dürfen ruhig neidisch sein, denn 1895 wurde die erste Straße auf dem heutigen Gebiet Rumäniens asphaltiert. Und wo? Selbstverständlich in Temeswar. Kurz darauf wurde in Temeswar auch die erste elektrische Straßenbahn eingeführt – eine weitere wichtige Premiere auf dem heutigen Gebiet des Landes.
Der Temeswarer Ingenieur Corneliu Miklosi erlangte einen eigenen Platz in der Weltgeschichte, nachdem er 1938 das erste Schweißgerät für Eisen- und Straßenbahnschienen erfand. MECIPT-1, das ist die Abkürzung des Namens des ersten in Rumänien gebauten Rechners.
Darunter soll man sich ein Gerät vorstellen, das in einem ganzen Zimmer Platz braucht und Anfang der 60er Jahre an der Temeswarer Tehnischen Universität „Politehnica“ gebaut wurde. Die vierzig Jahre Kommunismus in Rumänien nahmen ein Ende im Dezember 1989. Die Revolution brach am 16. Dezember auf den Straßen von Temeswar aus und führte einige Tage später zum Sturz des Diktators. Bereits vor Weihnachten wurde die Stadt an der Bega zur „ersten freien rumänischen Stadt“ erklärt.
Die Reihe der Ereignisse, die zum ersten Mal in Temeswar stattfanden, endet noch lange nicht. Auch im Bereich der Medizin wurden Premieren verzeichnet. 1995 ermöglichte ein Temeswarer Ärzteteam unter der Leitung von Professor Ioan Munteanu die landesweit erste In-Vitro-Fertilisation. Ein Jahr später durften die Ärzte die erste Geburt infolge der künstlichen Befruchtung ankündigen. Vor Kurzem wurde in Temeswar die erste künstliche Befruchtung, die durch das Programm des Gesundheitsministeriums erfolgte, bekannt gegeben. Landesweit wurde 2001 in der Stadt an der Bega die erste Laserherzoperation durchgeführt und 2003 wurde durch das Team von Professor Ştefan Drăgulescu die in Südosteuropa erste Transplantation von Stammzellen vorgenommen.