In der Banater Hecke wurde am 4. August der Weihetag der katholischen Kirche in der Arader Gemeinde Guttenbrunn/Zăbrani gefeiert. Anlass dazu gab das Jubiläum 150 Jahre seit der Errichtung des imposanten und sehr gut erhaltenen Gotteshauses. Die Guttenbrunner Kirche ist eine der größten Dorfkirchenbauten im Banat, mit einer sehr geschmackvollen und schönen Innenausfertigung im sog. „Bauernbarock“. Der Festgottesdienst, zelebriert von Pfarrer Ionuț Cădărean und Diakon Ulrich Letzgus aus Reutlingen, lockte sowohl Gäste von nah und fern, wie auch die mittlerweile rumänische Kirchengemeinde aus dem Ort am Donnerstagnachmittag in die Kirche. Pfarrer Cădărean unterstrich die Freude darüber, diese Kirche wieder fast voll besetzt zu sehen.
Zu den Ehrengästen zählten: die deutsche Konsulin in Temeswar, Regina Lochner, der Vizepräfekt des Kreises Arad, Doru Sinaci, der Stellv. Vorsitzende des Kreisrates Arad, Răzvan Cadar und der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, Dr. Johann Fernbach, der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Banater Schwaben in Deutschland, Peter-Dietmar Leber, die Leiterin der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung, Erna Paler und der Leiter des jüngst eröffneten Kontaktbüros der Landsmannschaft in Temeswar, Walter Altmayer. Die Gemeindeverwaltung, vertreten durch Bürgermeister Dănuț Codrean und weitere Gemeinderäte, lud sodann zu einem gemeinsamen, festlichen Abendessen im Kulturheim ein.
Eine Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr sowie zwei Trachtenpaare in Guttenbrunner Kirchweihtracht von der Gruppe Banater Rosmarein aus Temeswar gaben der zweisprachig gefeierten Messe einen besonderen Reiz. Die Stellv. HOG-Vorsitzende Hiltrud Leber überreichte Pfarrer Cădărean seitens der HOG Guttenbrunn eine Kerze aus dem Benediktinerkloster Scheyern.
Dr. Franz Metz bot mit den Solisten Simona Negru, Wilfried Michl und Anna Maria Popan nach dem Gottesdienst ein Kirchenmusikkonzert mit Werken Banater Komponisten. In der Pause davor hatten die Besucher Gelegenheit, eine eigens für das Ereignis unter der Orgelempore aufgestellte Ausstellung über die Kirchengemeinde Guttenbrunn, mit Bildern und Dokumenten über Kirche, Geistliche, Schule, Männergesangsverein, das Musikarchiv und weiteren Büchern und Fotografien aus dem Nachlass des langlebigen Ortspfarrers Jakob Pless zu besichtigen. Im Hof gegenüber der Kirche gab es Kaffee und Kuchen. Vor dem Konzert sprach Diözesanarchivar Claudiu Călin über die Geschichte der Pfarrei und der Kirche, Dr. Franz Metz unterbrach das Konzert kurz vor den vier Ave Marias im Programm, um über das seitliche Altarbild, eine Kopie aus dem 19. Jahrhundert nach einem bekannten Bild der Gottesmutter des spanischen Barockmalers Murillo zu sprechen. Das Bild ziert eine Sammlung an Ave-Maria-Kompositionen, die Dr. Metz als Notenbuch wie auch auf CD 2020 herausgebracht hat.
Unterstützt haben das Guttenbrunner Jubiläumsfest das Demokratische Forum der Deutschen im Banat, das Gerhardsforum Banater Schwaben e. V., das Kulturwerk Banater Schwaben e.V. durch das Bayerische Staatsministerium für Familien, Arbeit und Soziales, sowie das Römisch-Katholische Ordinariat Temeswar. Für die Guttenbrunner sei das diesjährige Fest als Ansporn gedacht, um weitere Spenden für die Renovierung der Kirche zu sammeln, so der Bürgermeister. Beim Fest konnten die Arbeiten an Sakristei und Altarraum besehen werden, doch braucht es noch Geld, um die ursprüngliche Ziermalerei auf den Putz zu bringen, bzw. benötigt die Kirche auch eine Außensanierung. Die Orgel der Kirche sei zwar ein wertvolles Instrument, allerdings ist sie so gut wie nicht zu spielen, da sie auch Reparaturen und Instandsetzungsarbeiten braucht, was Dr. Metz am Ende des Konzerts Schaulustigen vorführte.
Dem Kirchenjubiläum wohnten in Guttenbrunn auch zahlreiche im Banat anwesende Vertreter landsmannschaftlicher Verbände aus Deutschland bei, so die Stellv. Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Banater Schwaben in Deutschland Christine Neu, deren Pfarrer Jakob Pless war, der Vorsitzende des Hilfswerks Banater Schwaben Nikolaus Renon und der Vizevorsitzende Dieter Probst, die HOG-Vorsitzenden aus Nitzkydorf, Lenauheim, Deutsch-Sanktmartin, Lowrin u. a. m.
Dem Ereignis ging ein Bericht in der Banater Post, von Hiltrud Leber voraus, der beschrieb, wie es kommt, dass vor 150 Jahren eine neue Kirche im viel früher angesiedelten Guttenbrunn errichtet wurde: „Ein Großfeuer im Jahre 1866 zerstörte in Guttenbrunn nicht nur zwölf große Höfe, Stallungen, Scheunen und andere Nebengebäude. Auch die erste Kirche, deren Bau 1736 begann und deren Einweihung 1737 stattfand, fiel den Flammen zum Opfer. Das Dach mit Schindeln gedeckt, die Decke und der Fußboden aus Holz hielten den Flammen nicht stand. Das Pfarrhaus brannte ebenfalls komplett ab.(...) Bereits 1868, also zwei Jahre nach dem großen Brand, verkauften einige Guttenbrunner ihre Wassermühlen, der Ertrag wurde für den Kirchenbau verwendet. Die Steuern wurden für vier Jahre angehoben, alle Fuhren ehrenamtlich geleistet, die Ziegel selbst gebrannt. Der Kirchenbau kostete riesige Geldsummen, mehr als 60.000 Gulden. Davon, mehr als 45.000 Gulden, brachte die Gemeinde selbst auf. Die Einweihung erfolgte an Kreuzerhöhung, am 14. September 1872.“