Voll war der Saal des Klassischen „Ioan Slavici“-Theaters: Schülerinnen und Schüler samt ihren Eltern, ehemalige und aktuelle Lehrer an der Adam-Müller-Guttenbrunn-Schule sowie Absolventen des deutschen Lyzeums in Arad waren gekommen, um gemeinsam 290 Jahre deutscher Unterricht in der Stadt an der Marosch zu feiern. Mit dabei waren Vertreter der Kommunalverwaltung und des Kreisschulamtes, aber auch der Abgeordnete der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, Ovidiu Gan]. Moderiert wurde die Veranstaltung von dem Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen in Arad (DFDA), Michael Szellner, der zur Zeit Physiklehrer an der AMG-Schule ist und einige Jahre auch Schulleiter war.
„Als ehemaliger Lehrer und Direktor der Nikolaus-Lenau-Schule in Temeswar komme ich immer wieder mit Freude nach Arad, denn schließlich gibt es eine enge Beziehung zwischen den beiden deutschen Schulen“, sagte Ovidiu Ganţ. „290 Jahre sind eine lange Zeit. Wir müssen die Bedeutung dieser langen Schultradition wahrnehmen, um die Wichtigkeit des deutschen Unterrichts in Rumänien zu verstehen“, fuhr Ovidiu Ganţ fort. Nach der Wende von 1989, als sich der Exodus der Deutschen aus Rumänien zuspitzte, fragte man sich, ob die deutschen Schulen nicht etwa ihre Tore schließen werden, erinnerte sich Ovidiu Ganţ. Das Interesse für das Erlernen der deutschen Sprache blieb trotzdem weiterhin bestehen und befindet sich aktuell sogar im Aufwärtstrend. „Viele Schulen tun sich schwer damit, Fachkräfte zu finden, die auf Deutsch unterrichten. Außerdem war der rumänische Staat in 25 Jahren nicht imstande, den Mangel an Lehrbüchern in deutscher Sprache zu decken“, zählte der Abgeordnete die zwei größten Probleme des deutschsprachigen Unterrichts in Rumänien auf. Eine weitere Hürde seien die Räumlichkeiten. Wie auch in Temeswar sind die Schülerinnen und Schüler der Adam-Müller-Guttenbrunn-Schule in drei Gebäuden in Neuarad untergebracht. „Wir hoffen, dass wir mit der Unterstützung der Kommune in einigen Jahren unseren Unterricht wieder in einem einzigen Gebäude abhalten werden“, sagte Schulleiterin Doina Neamţu. Bei der Feier anwesend waren auch einige Vertreter der Kommunalverwaltung, darunter Emeric Molnar, Kanzleidirektor des Präfekten des Kreises Arad, und Doru Sava aus der Kanzlei des Bürgermeisters Gheorghe Falcă. „Nicht nur die langjährige Tradition macht aus der AMG-Schule eine der besten Unterrichtseinheiten in Arad, sondern die deutsche Tradition der gut gemachten Dinge. An der AMG-Schule wird wirklich gelernt“, sagte Doru Sava. Mit einer Abitur-Bestehensquote von über 90 Prozent liegen die deutschen Schulen in Rumänien weit über die Durchschnittsquote in Rumänien, betonte auch der Abgeordnete Ovidiu Gan]. Das AMG-Lyzeum in Arad macht da keine Ausnahme.
Zu den wohl rührendsten Reden zählte jene der 86-jährigen Magdalena Kontras, die 1944 die deutsche Schule in Arad absolvierte. Mit Humor erzählte „Magdi-Tante“, wie sie im Arader Deutschen Forum bekannt ist, über ihre Schulzeit. „Wir mussten aus Schafswolle Strümpfe und Handschuhe für die Soldaten stricken“, sagte sie. „Und wenn wir nicht gelernt haben, dann hat uns der Lehrer zur Strafe mit dem Stock auf die Finger gehauen“, fügte sie hinzu, zur Belustigung der Schülerinnen und Schüler im Saal, für die heutzutage so etwas unvorstellbar ist.
Auch Generalschulinspektor Claudius Mladin hob die Bedeutung der deutschen Sprache hervor. „Die deutsche Sprache ist eine zutiefst kulturelle Sprache, denn es ist die Sprache von Goethe, Nietzsche und Kant. Wir können ihre Bedeutung nicht ignorieren, denn wer die deutsche Sprache beherrscht, der hat deutlich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, sagte Mladin. Dass die deutsche Sprache viele Job-Möglichkeiten eröffnet, das bestätigten alle Redner bei der Festveranstaltung. Zum Schluss kamen einige Absolventen der Arader deutschen Schule zu Wort, die auf professioneller Ebene erfolgreich sind. Es sprachen der IT-Fachmann Silviu Dascăl, der die Oracle-Datenbank nach Südosteuropa brachte, und der Arader Richter Cristian Alunaru. Pompilia Szellner (Magda) übermittelte als Jahrgangsbeste den Gruß ihrer Kollegen, die unlängst in Deutschland zum 30-jährigen Klassentreffen zusammenkamen.
Bei der 290-Jahr-Feier in Arad gab es nicht nur offizielle Reden, sondern auch ein paar Entspannungsmomente: Das Zuschauer durfte unter anderen ein „Happy birthday“ an der Violine genießen und eine Tanzaufführung mit den Jugendlichen des Arbeitskreises „Banat-JA“ , die meisten davon Schüler oder Absolventen der deutschen Schule im Arad, verfolgen. Am Abend war Party angesagt: Der traditionelle Schratzenball stieg im Moskeea-Club in Neuarad.