Am Mittwoch vergangener Woche hat die Personalabteilung des Stahlwerks von Ferdinandsberg/Oţelu Roşu mit der Ausstellung der Notifikation über die Entlassung von 430 Arbeitnehmern – praktisch der gesamten Belegschaft – begonnen. Damit endet wahrscheinlich die längste Zeitspanne der Ungewissheit beim wichtigsten Arbeitgeber des Bistra-Tals nördlich von Karansebesch, die im vergangenen Spätsommer begann, im November 2012 einen ersten Höhepunkt mit der kompletten Arbeitseinstellung erreichte und nun als Folge des Verkaufs des zur russischen Mechel-Gruppe gehörenden Werks zum unrühmlichen Ende gebracht wird.
Keine Rede von Ausgleichszahlungen
Die Notifikation gewährt den Arbeitnehmern eine 30-tägige Frist bis zur endgültigen Entlassung, wobei allerdings zu bemerken ist, dass bei Ductil Steel Ferdinandsberg seit Ende November 2012 nicht mehr gearbeitet wird und die Arbeitnehmer – abgesehen vom Wachpersonal – sich in der sogenannten „technisch bedingten Arbeitslosigkeit“ mit 75-prozentiger Lohnfortzahlung befanden.
Victor Sabău, der Gewerkschaftschef des Stahlwerks, ist empört: „In den Schreiben an die Arbeitnehmer wird überhaupt nichts erwähnt von den drei Monatslöhnen, die ihnen laut Tarifvertrag im Falle einer Entlassung als Abfindung zustehen. Deshalb hat der Führungsrat der Gewerkschaft von Ductil Steel Ferdinandsberg am Donnerstag beschlossen, zu Protestkundgebungen zu schreiten. Wir wissen zwar auch, dass im Insolvenzverfahren – und damit haben wir es zu tun – überhaupt keine Rede ist von obligaten Abfindungen, aber andererseits haben wir es in aller Form mit einer Massenentlassung zu tun und für so etwas sind Abfindungszahlungen andererseits Pflicht. Nicht die Gewerkschaften sind schuld, dass sich die rumänischen Gesetze so eklatant widersprechen, aber als Gewerkschaft haben wir die Pflicht, wenigstens den Versuch zu starten, aus der Situation herauszuschlagen, was für unsere Mitglieder am günstigsten ist.“
Hoffungsglimmen Neuanfang
Folglich werden ab Montag und bis kommenden Donnerstag vor dem Verwaltungsgebäude und vor dem Werkstor zwischen 8 und 16 Uhr Mahnwachen aufgestellt, wofür die Genehmigung der Behörden bereits eingeholt ist. Laut Sabău werden nach der Entlassung der 430 Arbeitnehmer bei Ductil Steel noch 30 im Werk bleiben. Der Wachdienst. Damit die Anlagen nicht durch Diebstahl (vorzeitig) verschrottet werden.
Insgeheim hoffen die Gewerkschafter um Victor Sabău aber auch auf eine Wiederaufnahme der Stahlerzeugung. Diese Forderung/Hoffnung wollen sie zusätzlich in ihre Proteste einbauen. Das gegenwärtige Mutterwerk von Ductil Steel Ferdinandsberg, Mechel Buzău, erlebt nämlich Personaländerungen: Am selben Tag, als die Gewerkschaftsführung von Ductil Steel Protestmaßnahmen gegen die Entlassungen beschloss, ist der Generaldirektor von Mechel Buzău entlassen worden. Die Leute um Sabău sind der Meinung, dass nun alles vom gerichtlich bestellten Insolvenzverwalter und dem neuen Generaldirektor aus Buzău abhängt. Sicher sind sie sich auch dessen bewusst, dass Ausgleichszahlungen nur mit Genehmigung des Insolvenzverwalters und der Unternehmensleitung ausgezahlt werden können.
Spätfolgen der Monoindustrie
Ihr Argument dafür ist aber vor allem ein demografisch-soziales: Das gesamte Bistra-Tal verfügt nicht über das Potenzial, eine so große Zahl an plötzlich Entlassenen, die zudem heutzutage praktisch eine Berufsnische ausfüllen und Nischenberufe ausüben, aufzunehmen: „Die Lage der Entlassenen kann nicht durch simple Umschulung oder Schulung verbessert werden, ihre Anpassung an den Arbeitsmarkt erfordert mehr als das, was die Arbeitsämter routinemäßig anbieten. Wenn es sich dann noch um den größten Arbeitgeber einer Kleinstadt handelt, bekommt das Ganze einen zusätzlich negativen Aspekt. Von solchen Überlegungen haben wir nicht nur die Unternehmensleitung, den Insolvenzverwalter und die kommunalen Behörden in Kenntnis gesetzt, sondern auch Wirtschaftsminister Varujan Vosganian und Arbeitsministerin Mariana Câmpean.
Außerdem haben wir die PDL-Abgeordnete Valeria Schelean auf unserer Seite, die im Parlament eine schriftliche Anfrage an den Wirtschaftsminister und die Arbeitsministerin gerichtet hat zum Thema Ductil Steel Ferdinandsberg.“ In der Aufforderung an die beiden Minister heißt es, dass man endlich die Entlassungsmaßnahmen gegen Arbeitnehmer aus der Schwerindustrie, welche die Russen von Mechel in Rumänien praktizieren, unter die Lupe nehmen möge und an Lösungen für die neuen Arbeitslosenmassen denken muss, die vor den orthodoxen Ostern den Arbeitsmarkt aus seinem gegenwärtigen relativen Gleichgewicht bringen werden. Valeria Schelean beschwört in ihrer schriftlichen Eingabe die Lage bei Oltchim Râmnicu Vâlcea herauf, vor der gewarnt wird, und fordert Maßnahmen zu einer Wiederaufnahme der Tätigkeit des Stahlwerks. Längerfristig erwartet die Abgeordnete von der Bukarester Exekutive „endlich realisierbare Pläne für eine Umwandlung der monoindustriellen Räume, damit die freiwerdenden Arbeitskräfte nicht unter Druck gesetzt werden, ins Ausland abzuwandern.