Abschied von Billigbau und Kitsch an historischer Substanz gefordert

Denkmalschutz-Direktor möchte keine halben Sachen mehr in Hermannstadt und Umgebung

Hermannstadt – Dr. Ilie Dan Nanu, Direktor der Verwaltungs-Leitstelle des Kulturministeriums im Kreis Hermannstadt/Sibiu (Direcția Județeană pentru Cultură, DJC), schickt sich an, sämtliche Wohngebäude historischen Baudatums in ganz Hermannstadt auf unsachgemäße Wartungseingriffe prüfen zu lassen, und teilte der Öffentlichkeit Dienstag, am 17. Oktober, mit, dass ein Kontrollkorps der ihm unterstehenden DJC ab sofort flächendeckend Visitationen vornimmt, um Vergehen wie das Einbauen von thermoplastischen Fenstern und Türen ohne Verwendung von oder zumindest Imitation von Holz zu rügen und Eigentümer betreffender Immobilien zu ermahnen, den Kulturschaden an der ursprünglichen Bausubstanz ihres Besitzes zu korrigieren. Auch dem Decken von Dachstühlen mit Blech oder Wellblech, dem Anstreichen von Hausfassaden mit Farbtönen, die „nichts mehr mit den originalen gemein haben“, und dem Verbauen von Styropor an Außenwänden sagt Dr. Ilie Dan Nanu einen zähen Kampf an. Denn „diese Stadt ist vom Zentrum Richtung Peripherie gebaut worden und ist jetzt im Begriff, von der Peripherie Richtung Zentrum zerstört zu werden“, zitierte die Online-Lokalzeitung „Turnul Sfatului“ den Direktor der DJC Hermannstadt.

Die Warnung vor weiteren „flagranten Abweichungen“ von den Denkmalschutzgesetz-Normen gilt somit nicht nur Besitzern von Immobilien, die jeweils direkt als Monument zählen, sondern auch privaten und rechtlichen Eigentümern von historischen Gebäuden, die mitten in Stadtvierteln stehen, deren Bilder gesamtheitlich unter kulturgeschichtlicher Protektion stehen. Dem seit bald einem Jahr amtierenden Chefbeamten der DJC Hermannstadt missfällt zutiefst die sich ausbreitende Entwicklung, dass „unangebrachte und nicht bewilligte Interventionen“ jüngst immer häufiger auch in den Kern der Altstadt vorzustoßen begonnen haben und folglich die Stellung Hermannstadts als mögliche Kandidatin für den Aufschluss in das UNESCO-Weltkulturerbe gefährden. Auch beabsichtigt Dr. Ilie Dan Nanu wegen der nicht selten „alarmierenden Gravität“ im Terrain, den Kontrollkorps der DJC in Hermannstadts gesamtes Kreisgebiet zu entsenden. Aktuell sind die dafür zuständigen Spezialisten der Behörde in der Unterstadt am Zibin unterwegs, wo laut Dr. Nanu ganz besonders schwerwiegende Probleme ins Lot zu bekommen wären.

Ob es dem studierten Historiker und ausgewiesenen Patrioten im Chefsessel der DJC Hermannstadt gelingen wird, binnen nur drei Jahren Amtszeit nebst einer vollständigen Bestandsaufnahme auch breit erfolgreiche Renovierungsmaßnahmen durchzudrücken, ist zumindest teilweise fraglich. Unter der Leitung von Dr. Ilie Dan Nanu unterstreicht die DJC Hermannstadt die gute Absicht des Erstgenannten mit der Information, dass Nichtberücksichtigung von Denkmalschutz-Normen die gezielte Aufmerksamkeit „der städtischen Polizei und des Kreispolizeiamtes, der lokalen Bürgermeisterämter und des staatlichen Bau-Inspektorats“ nach sich ziehen wird – verstärkt von der Drohung an gegen das Gesetz verstoßende Bürger, nicht nur mit schriftlichen Mahnungen, sondern auch einer „wöchentlichen“ Veröffentlichung von Fotos ihrer Wohnhäuser in der Presse sowie auf der Homepage der DJC Hermannstadt rechnen zu müssen. Unzureichend geklärt bleibt dabei die Frage, ob Besitzer historischer Immobilien, die sich eine sachgemäße Renovierung aus eigener Tasche nicht oder nur sehr bedingt leisten können, zu diesem Zweck staatliche Fördermittel über die Kassen der jeweils zuständigen DJC beantragen dürfen, statt von den genannten Behörden über Gebühr zum Objekt einer öffentlichen Schuldzuweisung gemacht zu werden. Letzteres ist, ungeachtet der noch nicht eindeutigen Aussicht auf Verlängerung des Beschäftigungsvertrages von Dr. Ilie Dan Nanu im Direktorat der DJC Hermannstadt, mit demokratisch-solidarischen Prinzipien schwer vereinbar.