Die Demo der rumänischen Diaspora vom 10. August bleibt ein kontroverses Ereignis. Inzwischen manipuliert die Macht die Meinungen so, dass die Gendarmerie die Behauptung des PSD-Chefs Dragnea von einem „Staatsstreichversuch“ argumentationslos übernahm – und die brutalen Übergriffe der Gendarmerie gegenüber friedlichen Demonstranten „völlig gerechtfertigt“ waren. Die 800 Klagen gegen die Gendarmerie, von der Militärstaatsanwaltschaft an die zivile Staatsanwaltschaft weitergegeben (Manipulation der Justiz?) sind in der Denke der von den Protestierenden angezweifelten Landesführung bereits obsolet.
Zu leicht übergangen wurden im Kontext die „Sympathieschreiben” zweier – wie ihre Lebensgeschichte zeigt: jederzeit käuflicher – früherer hoher US-Justizbeamter, die sich als PSD-Lobbysten hergegeben haben: des Ex-FBI-Direktors Louis Freeh (im Mandat Bill Clintons, 1993-2001) und des Trump-Anwalts Rudolph Giuliani, engagiert in der Verteidigung des Donald Unberechenbar im Rahmen der Untersuchungen durch den als nicht korrumpierbar geltenden Anwalt und Ex-FBI-Direktor Robert Mueller.
Louis Freeh geriet 2017 ins Zwielicht der Öffentlichkeit, als er als Anwalt sich der causa der russischen Firma Prevezon annahm, der die US-Justiz Geldwäsche vorwirft. US-Vertreterin dieser Immobilienfirma ist Natascha Waselnitzkaja – niemand anders als jene Russin, die sich Juni 2016, während Trumps Wahlkampf, mit seinem Team im Trump-Tower traf. Klar, woher der Wind weht? Warum Sonderermittler Mueller gerade jenes Treffen sehr eingehend hinterfragt, womit er Donald Twitter-T. zur Weißglut bringt?
Rudy Giuliani, der sich beim Anschlag auf die Zwillingstürme als umsichtiger Bürgermeister New Yorks viel Lob verdiente, ist ein notorischer Wendehals. Trump, ähnlich im Charakter, schätzt das bei seinem Anwalt in Sachen Mueller-Untersuchungen. Vor knapp einem Monat machte Giuliani Amerika baff mit seiner Aussage „Die Wahrheit ist keine Wahrheit“. Seine Lebensführung beruht darauf, dass „die Wahrheit relativ“ ist. Rudy G. zeichne „ethischer Relativismus” aus. Um 1970 begann er bei den Demokraten, war dann parteilos, seit etwa 1980 Republikaner. Bewährt als Staatsanwalt und New Yorker Bürgermeister, gab er nie seine zweifelhafte Beziehung zur Wahrheit auf. Unter Reagan war er 1981 Stellvertreter des Generalstaatsanwalts (3. Mann in der Justiz). Widersprüchliche Entscheidungen fielen. Beispiel 1982, als er die Internierung von 2000 haitianischen US-Flüchtlingen fordert, die Baby-Docs Haiti nicht aus politischen, sondern aus wirtschaftlichen Gründen verlassen hätten (Giuliani: „politische Repression, gäbe es dort nicht!“). 1986 flieht Diktator Duvalier jun. („Baby Doc“) an Bord eines US-Militärflugzeugs aus Haiti...
Wen wundert´s, dass für Rudy Giuliani „die Wahrheit eigentlich keine Wahrheit“ ist? Auf Twitter erklärte Rudy, er hätte bloß sagen wollen, dass verschiedene Personen ohne Weiteres unterschiedliche Versionen zum selben Ereignis mit „derselben Glaubhaftigkeit” vertreten können. „Wahrheit“ sei eine „Frage der Auffassung“. Lebensweisheit á la Giuliani.
Über den 10. August verbreiten auffällig viele Personen „Varianten der Wahrheit“, „ihre“ „Auffassungen“. Freeh und Giuliani wurden mit Geld zu PSD-Lobbysten. Die US-Botschaft in Bukarest hielt sich heraus, erklärte post factum, jeder habe ein Recht auf eine „persönliche Meinung“. Unterschlagen wird, dass solche „persönliche Meinungen” Teil einer Massenmanipulation sind, deren einziges Ziel das Reinwaschen der kruden Kampftruppe der Gendarmerie und der lügenden Innenministerin Carmen Daniela Dan ist. Und die Rettung des Parteichefs, den die Enthüllungen der Zivilgesellschaft und der Bukarester Oberbürgermeisterin zu seiner undemokratischen Partei- und Staatsführung arg in die Bredouille trieben.
In Zeiten „alternativer Wahrheiten“ muss man immer sagen, was los ist.