Der Flughafen Karansebesch, seit 1989 ein zugegebenes Pleiteunternehmen und seit 2000 ein Dauerstreitpunkt zwischen seinem jeweiligen Pächter (erst Iosif Armaş, dann Axente Obrejan, genannt „Arabela“) und dem Kreisrat Karasch-Severin als Verpächter, soll in Bälde zum hauptsächlichen touristischen und wirtschaftlichen Anziehungspunkt der Region – die Initiatoren sagen mit „Banater Bescheidenheit“: „ganz Osteuropas“ – werden. Versteckt, aber erkennbar, wird auf einer sensiblen Saite vieler Lokalpolitiker gezupft: der Wunsch, das Banater Bergland touristisch sichtbarer zu machen, ja, es überhaupt für den Massentourismus zu erschließen, egal, welche Umweltfolgen das haben könnte...
Dem Kreisrat wurde zur Begutachtung eine Projektskizze vorgelegt, von der es heißt, sie sei der Schlüssel zum wirtschaftlichen Vorpreschen der gesamten Region, deren Potenziale im Augenblick „alles andere als effizient“ genutzt werden. Hinter dem Ganzen steckt mal wieder Axente Obrejan, genannt „Arabela“, der undurchsichtige Geschäftsmann, der aus Ferdinandsberg/Oţelu Roşu stammt, in Karansebesch/Caransebeş seinen Wohnsitz hat und 2007 den Flughafen Karansebesch vom Kreisrat Karasch-Severin/Caraş-Severin pachtete.
Pachtvertrag trotz „Investitionen“ unerfüllt
Im damaligen Pachtvertrag (Jahrespacht: 178.000 Lei für die rund 170 Hektar Flughafengelände) verpflichtet sich „Arabela“, den Flughafen flottzumachen und dem Flugverkehr zurückzugeben. Auf dem Papier stimmte auch alles, sogar die Pacht stotterte er ab, nur hob vom Flughafen Karansebesch bis heute kein Fluggerät ab, außer gelegentlich einem SMURD-Rettungshubschrauber. Vom „touristischen und wirtschaftlichen Erschließen der Region“, von dem im Pachtvertrag ausdrücklich gesprochen wird, keine Spur. Die Spannungen zwischen Kreisrat und den beiden Firmen „Arabelas“, die in der Flughafenpacht involviert waren, eskalierten im vergangenen Sommer, bis zur jüngsten Prozessandrohung, zu der Obrejan griff. Mit dem Hintergrund einer kleinen Erpressung. Dass er nämlich auf einen Prozess gegen den Kreisrat und seine umfangreichen Schadenersatzforderungen verzichten würde, wenn.... Während die Kreisratsmitglieder ziemlich einstimmig in Richtung Auflösung des Pachtvertrags tendieren und Obrejan mit einem Prozess droht, um seine „Investitionen“ zurückgezahlt zu bekommen, ließ nämlich „Arabela“ ein Hintertürchen offen, jenes winzige „Wenn“: Er schlägt vor, dass ein neuer Vertrag mit dem Kreisrat, eine öffentlich-private Partnerschaft abgeschlossen wird, mittels derer „man“ gemeinsam EU-Finanzierungen anpeilen könnte. Das Ziel: Ausbau des Flughafens durch Obrejans Firmen „Aeroportul Caransebeş“ und „Carluk Trans Escav“ einerseits und dem Partner Kreisrat andrerseits, die gemeinsam eine Firma mit öffentlich-privatem Kapital gründen, in welcher der Kreisrat gleiche Gesellschaftsanteile besitzen soll wie die Mitunterzeichner, zwecks Zugang zu EU-Mitteln, wobei die neu gegründete Gesellschaft auf dem Gelände des Flughafens Karansebesch eine Formel-2-Rennbahn baut, die von FIA und FIM autorisiert wird, einen privaten Flughafen, eine Mall und ein Großhotel mit Spa-Zentrum.
Wer war schneller: „Arabela“ oder Frunz²verde?
Das erinnert zum Teil an eine Sensationsnachricht aus dem Fühjahr 2015, als sich der damals noch amtierende Kreisratschef Sorin Frunzăverde im April auf dem Gelände des Flughafens Karansebesch mit Hermann Tielke traf, dem international hochangesehenen Rennstreckenbauer der Formel 1. Damals suchte Frunzăverde nach einer Alternative zur Pleitepacht mit „Arabela“ und kam mit Tielke sogar bis zu einem Punkt überein. Hieß es. Nur schlug zwischenzeitlich die Antikorruptionsstaatsanwaltschaft DNA gegen Frunzăverde zu (allerdings in einem fragwürdigen Fall) und alles schien auf Eis gelegt. Wie sich nun aber herausstellt, hatte „Arabela“ die Verbindung zur Tielke GmbH aufrechterhalten und auch diese in seinem Plan der öffentlich-privaten Gesellschaft eingebunden. Konkret bietet „Arabela“ an, für das Projekt über seine Firma SC Aeroportul Caransebeş mit drei Millionen Euro zum Gesellschaftskapital beizutragen (allerdings meint er damit „die am Flughafen bereits getätigten Investitionen“, die von einem Überprüfungsausschuss des Kreisrats im September 2015 als „nicht vorhanden“ eingestuft wurden). Die andere Firma, Carluk Trans Escav, sei bereit, die Ausarbeitung des Masterplans und der Machbarkeitsstudie zu bezahlen. Tielkes Firma fordert dafür 200.000 Euro, garantiert aber gleichzeitig die Genehmigung der FIA mit.
Obrejan nutzt in dieser Hinsicht angeblich den Rahmenvertrag, den Frunzăverde im April 2015 mit Tielke unterzeichnet haben soll (Hermann Tielke hat übrigens die meisten modernen Formel 1-Strecken, auf denen heute gefahren wird, entworfen). Und Obrejan behauptet heute, dass er es gewesen sei, der Tielke im April dieses Jahres nach Karansebesch eingeladen hatte. Letztendlich redet er von einer Gesamtinvestition von 100 Millionen Euro. Der Kreisrat soll das Gelände und die vorhandenen Immobilien stellen und gleichzeitig als Garant und Antragsteller für EU-Subventionen dienen. Womit die anderen Partner im Detail beitragen sei (noch) Verhandlungssache.