Armeniş - Seit Wochen gibt es in den Medien auf- und abschwellende Aufregung wegen eines ausgewachsenen Wisentweibchens, das sich von der bei Armeniş im Temesch-Cerna-Durchbruch ausgewilderten Herde getrennt hat – oder von dieser nicht integriert und verjagt wurde – und sich in der Gemeinde Armeniş oder im eingemeindeten Schnapsbrennerdorf Feneş herumtreibt und von den Bewohnern gelegentlich gefüttert wird. Diese haben wiederholt die Meinung geäußert, das Tier könnte krank sein, weil es ihnen abgemagert und nicht sehr in Form und zudem allzu zutraulich schien. Das Wisentweibchen, das als Kalb in einem Tiergarten aufgewachsen, also an Menschen gewöhnt ist, wurde offensichtlich auch von den in den Wäldern am rechten Ufer der Temesch herumstreunenden Wolfsrudeln und Braunbären vergrämt und suchte Zuflucht in den Ortschaften. Es wurde 2015 zur bereits bestehenden Herde ausgewildert (diese besteht aus Wisenten, die aus Polen und diversen Reservaten anderer Länder in Armeniş vom WWF zusammengeführt wurden, auch zu Zwecken der Blutauffrischung) und ist, so die Ranger des Wildparks Armeniş, nie richtig von der Herde integriert worden.
Der seit 2006 in Rumänien tätige WWF, dessen erklärtes Ziel die Wahrung der unberührten Natur der Karpaten und des Donaudeltas ist und der die Auswilderung und das neue Wisentreservat bei Armeniş aufgrund eines Vertrags mit der Gemeindeverwaltung in kommunalen Waldbeständen angelegt hat, hatte sich lange mit Erklärungen zurückgehalten. Nun, da das Wisentweibchen schon seit fast zwei Wochen nicht mehr gesichtet wurde, weder in Feneş, seinem Lieblings-Aufenthaltsort zwischen Weihnachten und Anfang 2017, noch in den peripheren Gassen von Armeniş, meldete sich der WWF mit einem Kommuniqué. Darin steht nichts vom Schicksal des Wisentweibchens, hingegen werden indirekt die Bewohner der beiden Ortschaften für den Vorfall beschuldigt. „Aus den Informationen, über die wir verfügen,“, schreibt der WWF, „ist der Wisent ins Dorf Feneş herabgestiegen und wurde von den Dorfbewohnern gefüttert. Die Menschen sollen sich, entgegen den Empfehlungen, unerlaubt stark dem Tier genähert haben, um sich mit ihm fotografieren zu lassen. Das hat das Verhalten des Wisents beeinflusst.“ Zum anderen: „Da es in der Gegend Wolfsrudel und Bären gibt – ein ausgewachsener Bär ist gerade dieser Tage bei Feneş beobachtet worden – gehen wir davon aus, dass sich der Wisent in Gefahr wähnte.“ Nicht zuletzt sei es glaubhaft, dass sich das Wisentweibchen, nach langen Zoo-Jahren, in der Wildnis nicht oder nur schwer habe anpassen können, „was zum Ausschluss des Tiers aus der Herde geführt haben könnte. Exemplare, die sich von der Herde trennen oder von dieser verstoßen werden, haben sehr geringe Chancen, zu überleben.“