Bukarest - Am 27. März wurden im Bukarester Schillerhaus die Schnittpunkte der religiösen und der weltlichen Architektur in Oberschwaben in Deutschland und mancher schwäbischer Siedlungsorte im Kreis Sathmar in Rumänien beleuchtet.
Dr. Maria Bo{tenaru, Architektin und Forscherin an der Fakultät für Architektur und Urbanistik „Ion Mincu“ in Bukarest, sprach dabei über die Ergebnisse ihres Rechercheprojekts mit dem Titel „Aus Oberschwaben ins Sathmarland: Architektur der Kirchen und der Bauernhäuser“ und wies während des Vortrags auf die ausgestellten Bilder von beeindruckenden Barockkirchen, schwäbischen Mühlen oder Bauernhäusern in Biberach an der Riß, Ravensburg, Wiblingen und Bad Schussenried, den wichtigsten Auswanderungsorten der Sathmarer Schwaben, hin, denen 2018 zum 300. Jubiläum ihrer Ansiedlung in Sath-mar eine Gedenktafel am Donauschwäbischen Museum in Ulm gewidmet wurde. Schon 2012 wurde für sie in Rumänien, in Großkarol/Carei, zur Dreihundertjahrfeier seit Beginn ihrer Einwanderung, ein Denkmal errichtet, das die Forscherin fotografisch aufnahm, ebenso wie reich verzierte Barockkirchen und im stilistischen Gegensatz dazu die bescheidenen Lang-, Quer- und Scheunenhäuser aus den Dörfern Schamagosch/Ciumeşti, Schöntal/Urziceni, Petrifeld/Petreşti und Fienen/Foieni, dem Heimatort des Großvaters der Architektin.
Laut Dr. Maria Boştenaru stammen auch ihre Vorfahren aus Oberschwaben, sie seien 1712 nach Sathmar umgesiedelt, erzählt sie. Sie ist mittels erforschter Gebäude den schwäbischen Auswanderern nachgegangen und mühevoll hat sie die kulturelle Route der Migration nach verschiedenen Kriterien, wie die Anwesenheit von Mühlen bzw. Barockarchitektur und typischen Bauernhäuser in Freilichtmuseen usw., rekon-struiert und auf der Landkarte dargestellt. Die Schlussfolgerung war überraschend: Die altertümlichen schwäbischen Bauernhäuser aus Oberschwaben stimmen ziemlich genau mit denen aus dem Kreis Sathmar überein. Gemäß Rechercheergebnissen waren die schwäbischen Ansiedler auch mit dem Barock vertraut und haben in Sathmar neben Bauernhäuser auch Barockkirchen bauen können, trotzdem gäbe es so gut wie keine Ähnlichkeiten zwischen den Barockkirchen der Schwaben von diesseits und jenseits der Donau. War das starke Erdbeben aus dem Jahr 1830 dafür verantwortlich oder war das niedrige Bildungsniveau der Siedler oder sogar der Mangel an deutschen Handwerkern daran schuld, dass sie den örtlichen religiösen Baustil nicht „mitgebracht“ haben? Das Thema bleibt weiterhin umstritten.