Seit etwa einem Jahr wird in Temeswar gebuddelt: Zunächst einmal war es der Kabelfernsehen- und Internetanbieter RDS, der an allen Hauptstraßen Leitungen unterirdisch gelegt und dabei Unmengen an Sand, Kieselsteinen, unbrauchbaren Resten von Plastikrohren und sonstigem Abfall liegen gelassen hat. Ausgebaggerte Gehsteige, Straßen, die durchbohrt und nur notdürftig wieder asphaltiert wurden, Grünflächen, die zerstört wurden und ein Jahr danach genauso aussehen. Für einen guten Zweck, hieß es, denn der Kabelsalat, der die Stadt verunstaltet, sollte ins Erdinnere verschwinden. Ein Jahr später sind die Kabel noch immer da, aber die damals aufgerissenen Straßen und Gehsteige sind nicht alle wieder instandgesetzt worden.
Das war der Tragödie erster Teil, der zweite folgte sogleich. Denn nun hieß es, der gesamte Straßenverkehr muss umorganisiert werden, ein Verkehrsmanagementsystem muss eingeführt werden. In concreto: Alle Kreuzungen, alle Kreisverkehre und fast alle Straßenüberquerungen sollten Ampeln bekommen. Die Ampeln stehen schon, zurzeit sind sie auf Gelb gestellt. Es läuft wohl die Gewöhnungsphase. Denn an mancher Ecke ist das sogenannte Verkehrsmanagementsystem in der Tat gewöhnungsbedürftig. Zwischen dem Brătianu-Boulevard und der Michelangelo-Straße stehen nun Ampeln an jedem Zebrastreifen, es sind höchstens 150 Meter zwischen jener bei der Nationalbank und der Ampel bei der Abbiegung in die Michelangelo-Straße. Oder noch besser: Auf der Proclamația-de-la-Timișoara-Straße wird es Ampeln geben vor dem Continental-Hotel, ein paar Meter weiter westwärts zwischen dem Bega-Kaufhaus und der Trandafirului-Konditorei und dann wieder ein paar Meter weiter, zwischen dem Bischofspalais und dem Schriftstellerverband, dort in dreifacher Ausfertigung, zwei Ampeln auf der besagten Straße und eine auf der Bischof-Augustin-Pacha-Straße.
Ob das alles auch sinnvoll ist, bleibt abzuwarten. In einigen Fällen macht der ampelgeleitete Verkehr schon Sinn, beispielsweise am großen Kreisverkehr an der 16. Decembrie 1989-Straße, der Iuliu-Maniu-Straße und der Budai-Deleanu-Straße in der Josefstadt, oder an der wirren Kreuzung der Schager Straße mit der Ana-Ipătescu-Straße in der Fratelia. Aber darum soll es gar nicht gehen, viel mehr geht es um die Art, in der diese Bauarbeiten durchgeführt werden. Um die Unmengen an Ausgebaggertem und Auswurf, die übrig bleiben; um die mangelnde Ausschilderung der Arbeiten, die den Verkehr behindern und Fahrer und Fußgänger sondergleichen auf die Palme bringen; um die Dummheit der Planer und der Arbeiter. Die zum Beispiel bei der Aufstellung der Ampel vor dem Bega-Kaufhaus einen Parkplatz besetzt und kaputt gemacht haben, indem sie den Ampelmast nicht auf dem Gehsteig, sondern direkt auf diesem Parkplatz aufgestellt, diesen mit einer Betonplatte versehen haben, sodass jetzt sowohl der befahrbare Streifen als auch der besagte Parkplatz dermaßen eingeengt wurden, dass der Parkplatz überhaupt nicht mehr benutzt werden kann. Vor dem Hauptpostamt wurde für die Aufstellung eines ähnlichen Mastes ein Bordstein entfernt und eine ähnliche Betonplatte zur Hälfte auf dem Gehsteig und zur Hälfte auf der Straße hingestellt, sodass ein etwas unaufmerksamer Autofahrer, der gerade dort parken möchte, gegen diese etwa 10 Zentimeter hohe Betonplatte fahren könnte.
Solche Beispiele gibt es in Hülle und Fülle, auch die Umgestaltungsarbeiten der Innenstadt sind mit einer solchartigen „Fürsorge” für derlei Details durchgeführt worden. Zwar regt sich so mancher vermeintlicher Wutbürger auf, mit Vorliebe auf Facebook, und die Lokalmedien weisen ab und zu auf all diese Unzulänglichkeiten hin. Aber das war´s dann auch. Denn es ist ein Rätsel, ob die Stadtverwaltung die eine oder andere, durchaus berechtigte Kritik überhaupt registriert. Ob sie sich an die mangelnde Qualität der Arbeiten, einschließlich der Planungsarbeiten, überhaupt stösst.
Bürgermeister Nicolae Robu scheint sich mit solchen Bagatellen nicht zu beschäftigen. Falsch aufgestellte Kanaldeckel, Betonplatten, die den Verkehr beeinträchtigen, ein Wald von Mastbäumen, der das Stadtbild verunstaltet, der Kabelsalat an jenen Masten und an den Gebäudefassaden, die übrig gebliebenen Unmengen an Sand und Kies, an Müll und Restmaterialien, das alles stört den erhabenen Stadtvater und seine Gefolgsleute nicht. Es sind Kleinigkeiten, die der Aufmerksamkeit der Obrigkeit unwürdig sind.
Aber Bagatellen sind sie keinesfalls. Denn sie zeugen erstens von der nicht vorhandenen Professionalität der Bauausführer, die an solchen Details bestens zu erkennen ist. Zweitens weisen sie auf die Respektlosigkeit der Stadtverwaltung vor den Bürgern hin. Und drittens sind sie ein Beispiel für die Gleichgültigkeit der Temeswarer gegenüber dem Gemeinwohl und einer lebenswerten Stadt. Ein perfekter Teufelskreis, könnte man meinen.