Haben Sie sich schon mal gefragt, wie oft man Ihnen seitens der Bukarester Politiker weismachte, dass die unpopulären Maßnahmen, die von den rumänischen Regierungen getroffen wurden, auf Druck von Brüssel, also der EU, geschahen? Jedes Sinken der Popularität als Folge unpopulärer Maßnahmen, also implizite jedes Scheitern in der politischen Sympathie der Wählerschaft, wird direkt oder indirekt auf Brüssel zurückgeführt. Deshalb hat der Vizepräsident der Europäischen Kommission und Kommissar für Interinstitutionelle Beziehungen und Verwaltung, der Slowene Maros Sefcovic, jüngst in Bukarest – Augenzwinkern auf das byzanzgesättigte Rumänien - von einer „Brüsselisierung“ des Scheiterns und einer „Nationalisierung“ der Erfolge gesprochen.
Denn Erfolge können ganz einfach per definitionem nur aufs Konto der einheimischen ach-so-genialen Politik gehen – ganz so, wie es seinerzeit Edgar Papu (vorgeblich auf Druck der Securitate – aber kann man so etwas überhaupt auf Befehl erfinden?) in seiner Theorie des Protochronismus zusammengezimmert hat. Dass nämlich alle bahnbrechenden menschlichen Erfindungen ursprünglich von einem Rumänen gemacht wurden, der dann von den bösen „Fremden“ darum betrogen und andere deren – auch materielle - Nutznießer wurden. Und wenn es mal nicht so gewesen sein sollte, dann „nationalisiert“ man eben die Erfolge anderer – im Sinne des vom EU-Kommissar Gemeinten...
Im Internet zirkulieren gegenwärtig allerhand bis ins Abstruse gehende Theorien in Richtung dieser Dihotomie von „Brüsselisierung“ – „Nationalisierung“, sei es bezüglich der langen Hand des Präsidenten in der Lenkung des Konflikts innerhalb der USL zwecks deren Auseinandersprengen (ich gebe zu: ich zähle zu denjenigen, die B²sescu wirklich alles Mögliche zutrauen an politischen Ferkeleien, aber kaum, dass er sich zum Handlanger von Brüssel machen lässt – sogar wenn die Theorien besagen, dass er sich damit seine „Freiheit danach“ sowohl durch die Rückendeckung seitens Brüssel als auch von den USA erkauft – siehe die angeblichen Geheimgespräche zwischen B²sescu und Victoria Nuland), sei es hinsichtlich der von unserem (laut Verfassung) unpolitischen Präsidenten ungeniert geförderten Volksbewegungspartei PMP oder des Agierens rund um Moldawien, das angeblich in der Gefahr schwebt, vom „Ukrainesog“ erfasst zu werden – immer die panische Angst vor dem raketenbastelnden russischen Bären im Nacken.
Um noch einmal auf die Aussagen von Sefcovic bezüglich des Europäischen Rats zurückzukommen: „Es passiert etwas zwischen der achten Etage – wo die Entscheidungen getroffen werden - und dem Parterre - wo mit den Medien darüber kommuniziert wird.“
Das ist eigentlich das alte Mentalitätsproblem zwischen „denen“ und „wir/uns“, das Problem des Hin- und Her-Schiebens von Verantwortung (herkunftsmäßig ist „schieben“ verwandt mit „Schaufel“, „Schippe“ – und da ist das „Auf die Schippe Nehmen“ nicht mehr weit...). Auf die Schippe genommen sind eindeutig WIR.