Causa „Colectiv“: Rechtskräftige Urteile nach sechsjährigem Prozess

Berufungsgericht minderte Haftstrafen größtenteils ab

Beim Brand am 30. Oktober 2015 im Club Colectiv starben 26 Menschen sofort, die übrigen Opfer erlagen qualvoll Wochen und Monate später ihren Verletzungen. 186 Menschen wurden verletzt. | Archivfoto: Agerpres

Bukarest (ADZ) – Nach einem mehr als sechs Jahre währenden Prozess sind in der Causa der „Colectiv“-Brandkatastrophe von 2015, die insgesamt 65 Menschenleben forderte, nun endlich rechtskräftige Urteile gefällt worden: Eine Instanz des Berufungsgerichts Bukarest verurteilte am Donnerstag nach fünfmaligem Aufschub ihres Befunds die drei Eigentümer des Musikclubs „Colectiv“, Alin Anastasescu, Costin Mincu und Paul Gancea, wegen fahrlässiger Tötung, schwerer Körperverletzung sowie Missachtung der geltenden Sicherheitsregelungen zu knapp 12, acht bzw. sechseinhalb Jahren Freiheitsentzug. 

Doch ließ die Instanz überraschend bei manchen Angeklagten auch Milde walten: So wurde der frühere Bürgermeister des 4. und amtierende Bürgermeister des 5. Hauptstadtbezirks, Cristian Popescu Piedone, der den Unglücksclub zugelassen hatte, wegen Amtsmissbrauchs zu vier Jahren Haft verurteilt – erstinstanzlich hatte er das doppelte Strafmaß erhalten. Drei Beamtinnen seiner Bezirksverwaltung, die erstinstanzlich zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden waren, erzielten sogar Freisprüche. Die zwei für das tödliche Feuerwerk zuständigen Pyrotechniker wurden indes zu knapp sieben Jahren Haft verurteilt, während die beiden Feuerwehrleute, die bei der Überprüfung des Brandschutzes des Nachtclubs alle Mankos übersehen hatten, für knapp neun Jahre hinter Gitter müssen.

Bezirksverwaltung, die Firma SC Colectiv Club SRL und ihre drei Eigentümer, sodann die Feuerwerksfirma SC Golden Ideas Fireworks Artists SRL, deren verurteilte Pyrotechniker sowie das für Bukarest und den Kreis Ilfov zuständige Inspektorat für Notsituationen (ISU) müssen außerdem Überlebenden sowie Hinterbliebenen der „Colectiv“-Opfer rund 36 Millionen Euro Schmerzensgeld zahlen.