Auf den ersten Blick kein Buch, das das rumäniendeutsche Leserpublikum überrascht: Wie der Titel besagt, versammelt das Buch journalistische Beiträge, die im Laufe der Jahre in der BZ oder in der ADZ erschienen sind. Es handelt sich um eine vom Autor, Siegfried Thiel, selbst getroffene Auswahl. "Ein Reportagenband müsste eigentlich immer wieder eine Sensation sein", hat der bekannte Publizist und Prosaautor Franz Heinz sich einmal zu diesem Thema sachgerecht geäußert. Heinz, Herausgeber und Autor des Reportagenbandes "Brücke über die Zeit", 1972, spricht in einer "guten Zeit für die Reportage" (das Genre hatte damals einen gebührenden Platz in der rumäniendeutschen Presse) über die Reportage als Erlebnisbericht, als unmittelbare Schilderung. Insoweit ist der Reportagenband von Siegfried Thiel, übrigens sein Erstlingswerk in Buchform, eine, wenn nicht sensationelle, doch eine überraschende Buchveröffentlichung in einer Zeit, da dieses Genre in der Presse als auch in Buchform leider schon längst zur Rarität geworden ist. Der 1960 in Tschanad geborene Publizist, längere Jahre Chef vom Dienst und seit heuer Redaktionsleiter der BZ, präsentiert mit dem Band "Streifzüge" nach einer 25jährigen journalistischen Tätigkeit seinen Debütband. Der Autor wird in seinen Reportagen (von lateinisch rerportare- berichten) Zeuge der neuzeitlichen Geschichte Rumäniens bzw. des Banats nach der Wende. Hierbei geht es dem Autor nicht nur um Geschichte und Geographie sondern auch um die Menschen, die diese geschichtlich relativ kurze Zeit und die verschiedenen Banater Orte beseelen. Und wie sollte diese Zeit des Wandels und Umschwungs, wie das Land und die nähere Heimat sie in den verflossenen 30 Jahren erlebt haben, nicht reportragenwürdig sein? Der Autor erlebt das Banat, Orte und Zeit, berühmte Landsleute oder Normalbürger in Aktion hautnah, bringt die dokumentierten Fakten dem Leser nah: So in Erlebnisberichten (Flüchtlingslager bei Lunga, über Sanktanna und seinen Nobelpreisträger Stefan Hell, über die ehemalige Arbeiterkolonie Schwarzwald). Höchst lesenswert auch die Reportage "Folklore, Fete, Faszination" über den bekannten Mädchenmarkt vom Găina-Berg. Gerade die literarische Note, die Subjektivität des Autors machen bekannte und unbekannte Fakten lebendig. Gut recherchierte Dokumentationen lassen zwischen Tatsachen und subjektiver Sicht des Reporters als roter Faden das Besondere aufscheinen: So in der Reportage über den MIG-Absturz 1974 in der Nähe von Freidorf, in "Die Golgotha oder Kreuzweg-Nachahmung in Rumänien". Bunte Stimmungsbilder gelingen in den Reportagen über den Fasching im Banat, über die Banater Gastronomie, über Banater Kurbäder auf Wiederbelebungskurs. Hervorzuheben sind aus diesem Band die komplexen Dokumentationen zum Niedergang oder zur Erneuerung des Banater Wirtschaftssektors in den letzten drei Jahrzehnten: So z.B. Reportagen über Schicksal und Werden der Banater Kleinstädte Hatzfeld, Großsanktnikolaus und Nadlak. Eine Bemerkung : Der Sammlung hätte es schon gutgetan, wenn nicht nur einige sondern alle Reportagen auch mit einer genauen Zeitangabe versehen wären. Das Buch (200 Seiten, mit zahlreichen Farbfotos) wird mit einem Vorwort von Dr. Johann Fernbach, Vorsitzender des DFDB, eingeleitet.
Der Band soll bis Jahresende eine zweite Auflage erfahren.