Wunderschöne Choreographie, überzeugende schauspielerische Leistung und ein ausgeglichenes Bühnenbild übertragen Rudyard Kiplings „Dschungelbuch“ meisterhaft von der großen Leinwand auf die im Vergleich überschaubare Bühne des Deutschen Staatstheaters Temeswar (DSTT). Trotz Einschränkungen schafft es Răzvan Mazilu, eine aufwändige Produktion so zu inszenieren, dass sie sich selbst vor dem Hollywood-Konterpart von Jon Favreau (2016 erschienen) nicht zu verstecken braucht. Und selbst wenn die Blaupause nach Disney schreit, so schafft es Mazilu doch, der jüngsten Musical-Produktion des DSTT Eigencharakter zu verleihen.
Mazilus Musical steht und fällt mit den Darstellern, die in Tierrollen schlüpfen müssen, ohne sich auf aufwändige Kostüme zu verlassen. Stattdessen setzt Mazilu auf Suggestion: Hier scheint sein Talent und seine Erfahrung als Choreograf durch. Er erkennt die Einschränkungen der Schauspieler, die kaum bis gar keine tänzerischen Erfahrungen haben, und schafft es aus jedem das Beste hervorzuholen. Besonders schön ist das Zusammenspiel der Schauspieler. Höhepunkte sind die Konfrontationen mit dem Affenkönig Louie (meisterhaft dargestellt von Dana Borteanu als Untergrund-Kingpin) und dem Tiger Shir Khan (Konstantin Keidel ist sowohl einschüchternd, als auch verwundbar und verleiht dem Bösewicht eine tragische Note). Aber auch die Elefantenpatrouille und die vier Geier sind Show-Stealer.
Das macht „Das Dschungelbuch” zur besten Musical-Produktion des DSTT: Das Stück ist eine Parade von Höhepunkten. Es gibt keine auf gut Englisch „Low-Points”. Es wird niemals langweilig, weil jeder Schauspieler in seiner Rolle glänzt: Franz Kattesch als Colonel Hathi, Rareş Hontzu als Kaa, die Schlange, Isolde Cobeţ als Winifred und Horia Săvescu als Erzähler/Schamane.
Daniela Török und Harald Weisz stehlen Herzen mit ihrer Darstellung des Panthers Bagheera und des Bären Baloo. Töröks Musicalerfahrung dringt jedes Mal durch und Weisz zeigt viel schauspielerisches Potenzial. Es ist eine Freude, beide auf der Bühne zu sehen und man möchte Weisz auch in anderen Hauptrollen sehen.
Und auch die Kinderschauspieler Vladimir Socolovici als Mowgli und Thomas Kattesch als Junior sind eine tolle Ergänzung.
„Das Dschungelbuch” von Răzvan Mazilu sorgt für gute Laune, erweckt das Kind in jedem Erwachsenen und garantiert einen spaßigen Abend im Theater. Eine erfrischende Erfahrung nach all den Dramen und Tragödien.