In den sitzungsfreien Wochen ist es still. Sie sind ein guter Ausgleich zu den Sitzungswochen, wo jede Minute zählt und nichts dem Zufall überlassen werden darf. Als Stipendiatin im Deutschen Bundestag darf ich fünf Monate lang – vom 3. März bis zum 31. Juli – hautnah erleben, wie Demokratie und Parlamentarismus in Deutschland funktionieren und was für eine gewaltige Verantwortung jedem einzelnen Abgeordneten im Verhältnis zu den Bürgern im Wahlkreis zukommt. Wie zugänglich der Bundestags ist, lässt sich schon auf den ersten Blick erkennen: Die Gebäude sind hell und fast ausschließlich aus Glas gebaut. Das Schlüsselwort lautet Transparenz.
Das Internationale Parlaments-Stipendium hat in diesem Jahr 120 junge Leute aus 31 Ländern eingeladen, die Funktionsweise und politische Entscheidungsprozesse innerhalb dieses Verfassungsorgans näher kennenzulernen. Ziel ist es, dass diese die hier gesammelte Erfahrung anschließend in den Herkunftsländern erfolgreich umsetzen. Aus Rumänien sind diesmal fünf junge Frauen dabei, mit unterschiedlichem Hintergrund und gemeinsamen politischen Interessen.
Das Programm bietet vielseitige Elemente: Als Kern gilt die Arbeit im Büro eines Mitglieds des Deutschen Bundestags, wobei die Möglichkeit besteht, an allen Treffen, Ausschusssitzungen und anderen Terminen teilzunehmen. Zugleich dürfen wir Vorlesungen und Seminare an drei Berliner Universitäten besuchen und werden von den Koordinatoren des Programms regelmäßig zu Veranstaltungen mit politischem Schwerpunkt eingeladen. Seit Anfang März bin ich im Büro des CDU-Abgeordneten Gunther Krichbaum eingebunden. Krichbaum ist Vorsitzender des Europaaussschusses im Deutschen Bundestag. Was ich am meisten an ihm schätze, sind seine Bodenständigkeit und Menschennähe. Vielleicht ist dies der Grund, weshalb er schon zum vierten Mal ein Direktmandat in seinem Wahlkreis Pforzheim/Enzkreis erhalten hat. Die Menschen schreiben ihn oft mit ihren Problemen an, suchen einen Ansprechpartner. Die Bürger stellen sehr hohe Ansprüche an ihre Vertreter im Bundestag und werden in dieser Hinsicht selten enttäuscht: Die drei Mitarbeiter des Büros beantworten sämtliche Anfragen.
Meine Zuständigkeiten sind mannigfaltig: Sie reichen von Verwaltungsaufgaben (wie z.B. Telefonate entgegennehmen, Termine vereinbaren, Auskunft geben) bis hin zu inhaltlichen Fragen, dem Verfassen von Stellungnahmen und Presseüberblicken zum Thema Rumänien sowie verschiedenen Rechercheaufgaben. Darüber hinaus durfte ich bisher an zahlreichen Treffen teilnehmen und hautnah miterleben, wie Verhandlungen zwischen hochrangigen Politikern geführt werden. Unter anderem waren bereits der Ministerpräsident der Republik Moldau, die Außenminister von Albanien und Mazedonien, aber auch die Botschafter der Ukraine und Montenegro bei uns im Büro zu Gast. Besonders viel Spaß machen mir die Führungen für kleinere und größere Besuchergruppen durch den Reichstag.
Dadurch habe ich die Geschichte und Entwicklung der heutigen Legislative kennenlernen können. Besuche aus dem Wahlkreis sind auch nicht selten: Mehrmals im Jahr treffen Schüler und Auszubildende auf ihren Abgeordneten und unterhalten sich offen zu aktuellen Themen, von denen sie sich selbst betroffen fühlen.
Neben der Büroarbeit genieße ich durchaus auch die Freizeit in Berlin. Hier gibt es immer etwas für jeden, ob tagsüber oder nachts. Wenn das Wetter stimmt, gehen wir gerne picknicken und liegen stundenlang in der Sonne oder spazieren einfach an der Spree entlang. Das bunte Nachtleben erinnert mich manchmal an Bukarest und meine Studentenzeit.
Eine Bewerbung für das Internationale Parlaments-Stipendium ist über die Deutsche Botschaft in Bukarest möglich. Ich kann es jedem empfehlen!
(Hier gibt es weitere Informationen zum Programm und eine Checkliste der Bewerbungsunterlagen.)