Täglich hören wir von Gräueltaten in der Welt. In vielen Menschenherzen wird gezielt der Hass gegen andere Nationen und Kulturen geschürt. Die Folgen sind blutige Kriege. Aus dieser Drachensaat wuchsen im vergangenen Jahrhundert zwei Weltkriege heran. Heute werden in der arabischen Welt junge Menschen fanatisiert, dass sie sich als lebende Bomben unter Unschuldige mischen, um diese mit in den Tod zu reißen. Andere Menschen, vom Teufel der Habsucht besessen, rauben und morden oder ruinieren ihre Konkurrenten. Diese müssen dann ihre Angestellten in die Not entlassen. Das Heer der Arbeitslosen nimmt ständig zu. Im Sudan werden Millionen von Menschen mit Mord und Brand zum Verlassen der angestammten Heimat gezwungen. So erscheint uns unsere Welt als ein Tränental. Nimmt das Böse überhand? Der amerikanische Präsident Bush sprach von der „Achse des Bösen“, manche Länder werden als „Schurkenstaaten“ gebrandmarkt. Aber woher kommt das Böse?
Manche suchen das Böse als überweltliche Macht zu erklären, der wir sterbliche Menschen mit Haut und Haar ausgeliefert sind. Schon Jahrhunderte vor Christus hat Zarathustra, der Begründer der altiranischen Religionsform, die Geschichte der Menschheit als einen riesigen Kampf des Bösen gegen das Gute und die Guten beschrieben. Am Ende der Zeiten werde ein Retter kommen, der Böse und seine Anhänger werden im Flammenmeer versinken.
Auch der Apostel Paulus sieht im Bösen eine übermenschliche Macht, gegen die der gläubige Christ kämpfen soll, aber auch siegen kann. Im Brief an die Epheser schreibt er: „Wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs.“ Der Kampf findet im Menschenherzen statt. Das Böse wird also im Menschen konkretisiert. Hier wird über Sieg oder Niederlage entschieden. Das Evangelium berichtet, dass Jesus in einer Synagoge zu Kafarnaum einen Mann antraf, der von einem unreinen Geist besessen war. Jesus trieb den unreinen Geist aus. Der Mann war nun befreit. Damit erwies sich Jesus als der Stärkere, als der Sieger über das Reich des Bösen. Wenn wir in der Nachfolge Christi bleiben, erwächst auch uns die Kraft, den Bösen und seine Frucht, das Böse, zu überwinden. Dazu ermuntert uns abermals der Apostel Paulus: „Legt die Rüstung Gottes an, damit ihr am Tag des Unheils standhalten, alles vollbringen und den Kampf bestehen könnt.“
Allerdings mahnt uns der Apostel Petrus in seinem ersten Brief: „Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann.“ Er kann aber nur denjenigen verschlingen, der freiwillig den eigenen Kopf in seinen Rachen steckt. Das Böse kommt nur dann im Menschen zur Herrschaft, wenn man vor ihm kapituliert. Darum mahnt der Apostel Petrus: „Leistet ihm Widerstand in der Kraft des Glaubens!“
Wir fragen: Warum verbannt Gott nicht den Widersacher und seinen Anhang weit von uns weg, dass er uns nicht ständig angreifen und belästigen kann? Als die Römer den dritten Punischen Krieg führten, wurde im römischen Senat lebhaft die Frage erörtert, ob man die Stadt Karthago nach der Einnahme stehenlassen oder zerstören solle. Senator Cato drang auf die Zerstörung der Stadt, Scipio Nasica stimmte für ihre Erhaltung. Er argumentierte: „Wenn die Römer keinen Feind mehr besitzen, den sie zu fürchten haben, werden sie sich dem Müßiggang ergeben. Der alte Heldenmut und die alten Römertugenden werden verschwinden.“ Nicht Scipio mit seinem klugen Rat drang durch, sondern Cato mit seiner Forderung zur Zerstörung. Karthago wurde nach der Einnahme geschleift und dem Erdboden gleichgemacht. Aber Scipio Nasica behielt recht: Vom Jahre 146 vor Christus an, dem Jahre der Zerstörung Karthagos, datiert die Geschichte den Beginn des Zerfalls der Macht Roms.
Christus hat den Widersacher besiegt, aber nicht für immer in die Hölle verbannt. Denn auch für das sittliche und übernatürliche Leben gilt der Grundsatz des klugen Scipio Nasica: Nur der ständige Kampf gegen das Böse stärkt uns im Guten. Das Böse gewinnt nur dann Gewalt über uns, wenn wir den Kampf aufgeben und uns übergeben. Unser Verbündeter, Christus ist die stärkere Macht. Bleiben wir mit Gebet und Empfang der Sakramente in inniger Verbindung mit ihm. Dann sind wir unbesiegbar. Mit dem Apostel Paulus dürfen wir sagen: „Alles vermag ich durch Ihn, der mir Kraft gibt!“