„Lieber Weihnachtsmann, mein Name ist Laver Maria, ich bin 9 Jahre alt und bin Schülerin in der dritten Klasse. Ich warte seit einem Jahr ungeduldig auf Dich. Ich danke Dir für das Geschenk im Vorjahr. Du bist sehr nett! In diesem Jahr wünsche ich mir ein Tierfarm-Spiel, eine Winterjacke und einige Süßigkeiten. Mit viel Freude und Dankbarkeit, Maria!“ PS: warme Socken und Winterstiefel sind dringend! – steht auf der Rückseite des Blattes geschrieben. Dies hat Marias Betreuerin aus der Kindertagesstätte in Bakowa extra dazu geschrieben. Mit Tränen in den Augen liest Mihaela auf ihrem Rechner den Brief, den sie neulich zugeschickt bekommen hat. Die 38-jährige Temeswarer Mutter möchte in diesem Jahr den Weihnachtsmann auch für ein anderes Kind als nur für ihre eigenen spielen. „Nichts kann besser sein als ein aufrichtiges Lächeln eines glücklichen, sorglosen Kindes“, sagt die Frau, wobei sie sich eine glänzende Träne aus dem Augenwinkel wischt.
Genauso wie Mihaela haben Tausende von Temeswarern die Einladung angenommen, für Kinder aus benachteiligten Familien die Rolle des Weihnachtsmannes zu spielen. Die Wohltätigkeitsaktion „Schenke ein Lächeln. Sei auch du ein Weihnachtsmann“ (Dăruieşte un zâmbet. Fii şi tu Moş Crăciun) ist bereits ein Traditionsevent in Temeswar/Timişoara geworden und geht dieses Jahr bereits in die fünfte Runde. Die Kleinen aus armen und benachteiligten Familien, aber auch die aus Waisenhäusern, sollen nicht mehr von für sie unerreichbaren Geschenken träumen, sondern sie tatsächlich bekommen. Süßigkeiten und Spielzeug, Schuhe, Kleider und Schulsachen – das steht meistens in den Briefen, die sorgfältig schon Wochen vor dem Nikolaustag niedergeschrieben werden. Rund fünfhundert Kinder - sie alle besuchen Kindertagesstätten oder leben in Kinderheimen im Kreis Temesch/Timiş, viele davon vom Caritas-Verband der römisch-katholischen Diözese Temeswar verwaltet.
Briefempfänger: Weihnachtsmann
Briefe für den Weihnachtsmann wurden in mehreren Kindertagesstätten und –Heimen aus dem Kreis Temesch geschrieben und gesammelt. Alle haben als Empfänger „den Weihnachtsmann“. Drei junge Frauen aus Temeswar kümmern sich darum, dass die Briefe auch ans Ziel kommen. Anita Heiman, Karina Caracioni und Alexandra Şuru sind zu „Elfen des Weihnachtsmanns“ geworden. Eine sehr gründliche und organisierte Arbeit ist nötig: Sie sammeln und verteilen Briefe, dann sammeln sie Geschenke ein und sorgen dafür, dass alle Weihnachtspakete bei den Kindern ankommen. Für eine bessere Übersicht wurden die Briefe auch in diesem Jahr auf der Facebookseite des Ereignisses „Dăruieşte un zâmbet. Fii şi tu Moş Crăciun“ hochgeladen und von jeweiligen Facebook-Nutzern übernommen. Sie verpflichten sich, die Geschenke zu kaufen und sie den Veranstaltern der Kampagne rechtzeitig zu überreichen. Alle Geschenke werden am ersten Dezemberwochenende eingesammelt und in der darauffolgenden Woche, am 10. und 11. Dezember, an die Kinder verteilt.
Jeder kann mitmachen
Die Rolle des Weihnachtsmannes bzw. des Nikolaus darf eigentlich jeder übernehmen. In seine Rolle schlüpfen meistens Leute, die nur eines als Ziel haben: Ein Lächeln auf die Gesichter aller Kinder in der Vorweihnachtszeit zu zaubern. Şerban ist Vater eines sechsjährigen Mädchens und ist in diesem Jahr zum dritten Mal dabei. „Ich wollte immer mit Kindern arbeiten und den Benachteiligten helfen“, erklärt der 33-jährige Mann. „Leider ist das, was wir hier machen, zu wenig für die armen Kinder“, meint Şerban.
Für die Wohltätigkeitsaktion wurden jeweils Zentren aus dem Verwaltungskreis Temesch ausgewählt. „Die Lage vieler Kinder ist meistens unvorstellbar“, sagt Anita Heiman, Initiatorin der Aktion. Die Geschenke werden in diesem Jahr in den Zentren aus Lugosch/Lugoj, Neupetsch/ Peciu Nou, Bakowa, Mercydorf/ Carani, Nădrag, Nitzkidorf, Perjamosch/Periam, Petroasa und Războieni ankommen. „Viele Briefe sind sehr bewegend: Wir konnten im Vorjahr gar nicht verstehen, wieso sich ein Mädchen von uns immer wieder Spielsachen für Jungs wünschte. Dann haben wir uns erzählen lassen, dass die Kleine Autos und Süßigkeiten für ihren vierjährigen Bruder verlangt hat – er ist noch klein und kann die Kindertagesstätte noch nicht besuchen und auch noch nicht selber schreiben“, erklärt Anita Heiman. „Und die Freude in den Gesichtern der Kinder, wenn sie ihre Geschenke öffnen, ist unschätzbar!“ begeistert sich die junge Notarin, die aus ihrer vor fünf Jahren begonnenen Aktion längst eine Tradition gemacht hat.
Immer mehr Interessenten, die bei uns mitzumachen, kommen jedes Jahr dazu. „Diesmal wurden wir bereits von rund tausend Leuten angesprochen. Das ist doppelt so viel wie im Vergleich zum Vorjahr“ sagt Karina Caracioni. „Es gab mehr Interessenten als Briefe, so dass wir unsere Kampagne erweitern wollten“, ergänzt Karina. „Auch Lebensmittel und Hygieneprodukte sind immer wieder willkommen“, fährt die junge Notarin fort. Die Lebensmittel werden sowohl in den Kindertagesstätten als auch an Familien verteilt, sowie in zwei Tagesstätten für ältere Menschen im Kreis Temesch. Die jungen Frauen werden demnächst die Tagesstätten in Neupetsch und Cenei besuchen und hoffen, auch auf die vor Falten zerknitterten Gesichter ein Lächeln zu zaubern.