Die Farce mit dem Ehrendoktor

Akademische Pannenserie trifft deutschen Politiker

Statt Image und Zusammenarbeit scheint die Verleihung eines Ehrendoktortitels an den ehemaligen Staatssekretär und derzeitigen Baden-Württembergischen Landtagsabgeordneten Dr. Dietrich Birk in ein Chaos zu führen. Chaos, da nicht nur die Gerüchte unlauterer Mittel gehen, sondern auch erhebliche Versäumnisse und Kommunikationspannen stehen an. Die Banater Zeitung bringt derzeit erste Fakten, will sich jedoch durch dieses Gestrüpp an widersprüchlichen Informationen durchfragen und in einer künftigen Ausgabe weitere Aspekte aneinanderreihen, die sowohl auf Indizien, als auch auf Fakten und Aussagen implizierter Personen zurückgehen.

Auslöser der Geschichte waren eigentlich zwei Sachen, die fast parallel geschehen waren. Zum einen hatte eine Pressemitteilung die Redaktion erreicht, dass der Titel eines Dr.h.c. an Dr. Dietrich Birk seitens der staatlichen West-Universität Temeswar auf einen späteren Zeitraum verschoben wurde, nachdem eine solche Zeremonie bereits für den 15. Mai anberaumt war. Wer nun wirklich das Datum samt genauer Uhrzeit festgesetzt hatte, das konnte die Banater Zeitung in einer ersten Phase nicht herauskriegen. Seitens der Uni sei weder eine offizielle Titelverleihung festgelegt, noch eine Absage erteilt worden, behauptet Marilen Pirtea, Rektor der Hochschule der Banater Zeitung gegenüber. Fakt ist jedoch, dass eine E-Mail auf Englisch Birk davon in Kenntnis setzte, dass die Titelverleihung aufgeschoben sei – mit Unterschrift von Rektor Pirtea, der jedoch der Banater Zeitung sagt, „die Unterschrift stammt nicht von mir“.


Dem Fass den Boden ausgeschlagen hatte jedoch die Insiderinformation, aus der Uni habe man Birk Schmiergelder für den Dr.h.c. gefordert. Sogar eine Summe wurde genannt: Um 10.000 Euro soll es sich gehandelt haben. Nach einer solchen Forderung hätten drei Personen aus dem Umfeld der Fakultät für Politikwissenschaften reagiert, und Birk verständigt, dass er nicht mehr zur Zeremonie erscheinen solle, da die Uni Bestechungsgelder erwarte. Wer ein solches Schreiben verfasst haben soll, ist bei den derzeitigen journalistischen Investigationen unbekannt. Noch mehr: Dietrich Birk hat ein solches Schreiben nie erhalten, wie er selbst der Banater Zeitung versicherte.


„In Bezug auf die Umstände und Hintergründe, die zur kurzfristigen Absage der Verleihung desDHCgeführt haben, kann ich Ihnen keine Auskunft geben, da mir diese nicht bekannt sind. Ich wurde über die Absage der Verleihungszeremonie durch Herrn Martin Rill, (...) kurzfristig informiert. Zwischenzeitlich hat sich der Rektor der Westuniversität mit einem Schreiben an mich gewandt und die kurzfristige Absage ausdrücklich bedauert. Die Westuniversität möchte die Zeremonie bald nachholen. (...)“. Dies schrieb Dr. Dietrich Birk auf unsere Anfrage nach der abgesagten Dr.h.c.-Zeremonie. Rektor Marilen Pirtea hat sich jedoch angeblich nie an Dr. Birk gewandt, da er – wie er selbst sagte – erst über die Banater Zeitung von der Geschichte erfahren habe. Und Birk selbst wollte sich zusätzlich zu der gesamten Sache momentan nicht äußern, da er über die Hintergründe so gut wie gar nichts weiß. Dass er als Gegenleistung für den Titel ein Forschungsinstitut fördern sollte, davon habe er nichts gewusst, sagt Birk und einen Titel irgendwie erkaufen wolle er auf gar keinen Fall.