„Die Heimat sind wir selbst“

650 Jahr-Feier der ersten urkundlichen Erwähnung Brenndorfs

Brenndörfer von nah und fern füllten die Kirche am 4. August.

Der Gottesdienst wurde von Pfarrer Dr. Peter Klein gehalten.

Hugo Thiess, Vorstandsmitglied der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“, präsentierte den Vortrag von Siegbert Bruss.

„Suchet der Stadt Bestes (…) und betet für sie zum Herrn, denn wenn’s der Stadt wohlgeht, so geht’s euch auch wohl“. Mit diesen Worten aus Jeremias Brief an die Weggefährten in Babel begann der Festgottesdienst, der von Pfarrer Dr. Peter Klein am Samstag, dem 6. August, in der evangelischen Kirche Brenndorf gehalten wurde.
Als man  dieses Datum für das 2. Heimattreffen der Brenndörfer ausgesucht hat, ahnte man wohl nicht, wie viel Glück man haben wird: Nach wochenlangem Regen  strahlte an diesem Vormittag die Sonne über dem Kirchturm.

Jahrhunderte voller Geschichte

Brenndorf ist landesweit bekannt. Hier wurde im Jahr 1942 die bislang niedrigste Temperatur Rumäniens gemessen, von hier stammen die beleibten Zuckerwürfel, auf denen die Buchstaben B, O und D stehen (das Logo der Zuckerfabrik), ebenfalls hier werden bei „Dacia Plant“ Pflanzentee und Sirup aus Heilkräutern  hergestellt und Radiofans kennen das Dorf auch dank des Radiosenders, der in den 30er Jahren hier gegründet wurde.
Brenndorf zählt heute fast 4000 Einwohner. Davon sind nur ein Hundertstel Siebenbürger Sachsen. Vor hundert Jahren waren es noch über 60 Prozent.
Das Dorf, das 14 Kilometer nördlich von Kronstadt liegt, blickt zurück auf Jahrhunderte voller ereignisreicher und manchmal turbulenter Geschichte. 2018 erfüllen sich 650 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung der Ortschaft unter dem Namen Villa Bathfalva. Eine Urkunde vom 23. Juni 1368 weist auf zwei wichtige Komponenten der Ortsgeschichte hin: die Bauerngemeinschaft und den Grafen (comes) Jacobus. Comes Jacobus de Bathfalva hatte von den Königen Karl Robert (1310-1342) und Ludwig I. (1342-1382) Privilegien erworben, die seine Abgabenfreiheit und seinen Besitz über eine Mühle bestätigten. Aus dieser Urkunde geht hervor, dass die Gemeinde zu Beginn des 14. Jahrhunderts bereits existierte, vermutlich ist sie aber schon im 13. Jahrhundert entstanden.
Im Zeichen des 650jährigen  Jubiläums stand in diesem Jahr das zweite Heimattreffen der Brenndörfer, das am 4. und 5. August stattfand. Das Treffen startete am Samstag, dem 4. August, mit einem zweisprachigen Gottesdienst, gefolgt von einer Festveranstaltung, an der Brenndörfer von nah und fern teilnahmen.

Im Wandel der Zeit

In seinem Grußwort betonte Bürgermeister Sergiu Arsene, dass Brenndorf ein Beispiel dafür sei,  wie Sachsen, Ungarn, Rumänen und Roma in Frieden zusammenleben. „Unsere Pflicht ist es nicht nur, zu bewahren, was unsere Ahnen uns hinterlassen haben, sondern weiterhin aufzubauen, was sie angefangen haben. Wir müssen uns ständig bemühen, diese Gemeinschaft aufrecht zu erhalten“.
Anschließend präsentierte Hugo Thiess, Vorstandsmitglied der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“, den Festvortrag anlässlich des Jubiläums des Vorsitzenden Siegbert Bruss, der leider nicht anwesend sein konnte. „Die Geschichte von Brenndorf ist geprägt von der Arbeit, dem Fleiß und der Beharrlichkeit der sächsischen Bewohner, vorwiegend Bauern, die eine fortschrittliche Technologie besaßen und aufgeschlossen für weitere technische Neuerungen waren. Ihr Schulwesen, ihre Nachbarschaften, ihre demokratische Gemeindeverfassung haben sich über Jahrhunderte bis in die Moderne erhalten“, wird im Vortrag betont.
Weiterhin wurde an verschiedene Kapitel in der Geschichte des Dorfes erinnert. An weniger schöne – feindliche Einfälle, Überschwemmungen, Brände, Seuchen kriege und ihre Folgen – und auch an solche Kapitel, die bis in die Gegenwart reichen, wie die Zuckerfabrik, die das einzige Industrieunternehmen in Siebenbürgen ist, das seit 129 Jahren ununterbrochen in Betrieb ist. Auch einige weniger bekannte Fakten wurden präsentiert, wie zum Beispiel, dass sich in der evangelischen Kirche Brenndorf der älteste Taufstein es Burzenlandes befindet (er wurde 1491 hergestellt).

Renovierungsarbeiten
an der Kirche gehen im nächsten Jahr weiter

Ein wichtiges Kapitel in der neueren Geschichte des Dorfes wurde von der HOG Brenndorf geschrieben. Die Kirche, die durch ein großes Erdbeben im Jahr 1990 schwer beschädigt wurde, wurde im Herbst 2013 aus Eigenmitteln der HOG und Mitteln der Bundesregierung im Inneren renoviert. Es folgten der Kirchturm, der seit dem Sommer 2015 in neuem Glanz erstrahlt, und die südliche Außenseite, die vor einem Jahr saniert wurde. Der Plan ist, im Jahr 2019 die nördliche Außenfassade zu erneuern und die Kirchenrenovierung damit zu beenden. „Brenndorf ist immer wieder aus den Trümmern der Geschichte auferstanden und hat sich zu einer wohlhabenden Gemeinde entwickelt, was auf den Fleiß und den Gemeinsinn der Bürger zurückzuführen ist, ebenso den göttlichen Beistand, den sie über Jahrhunderte erfahren haben. Wir stehen heute hier und verneigen uns vor unseren Vorfahren, vor unseren Eltern, den Mitmenschen, der Kirche, den Straßen und Häusern, die unser Leben geprägt haben. Was ist Heimat, fragen wir uns. Was ist aus dem geworden, was fleißige Menschenhand hier über Jahrhunderte aufgebaut hat? Unsere Gedanken schweifen und finden einen Halt: Die Heimat sind wir selbst, Heimat sind die vielen Menschen, die uns auf unserem Lebensweg begleitet haben. Heimat ist die Essenz dessen, was wir sind. Wir sind aufgerufen, unsere Gemeinschaft weiterzupflegen nd mitzuhelfen, dass unser Heimatort Brenndorf weiter gedeiht“, schreibt Siegbert Bruss in seinem Festvortrag.
Die musikalische Umrahmung der Veranstaltung gestalteten die Musiker Domnica und Dan Pepelea an Geige und Klavier. Anschließend an die Festveranstaltung traf man sich zu einem Brunch im Garten des Pfarrhauses – ein Anlass, um stundenlang mit alten Bekannten zu plaudern und das schöne Sommerwetter zu genießen. Ein gemütliches Beisammensein fand auch am nächsten Tag, dem 5. August, statt.
Ein großes Lob gehört den Organisatoren der Veranstaltung – die Evangelische Kirchengemeinde Brenndorf, Bürgermeisteramt und Ortsforum Brenndorf und die Dorfgemeinschaft der Brenndörfer (HOG Brenndorf). Es war nicht das letzte Treffen der Brenndörfer in diesem Jahr – am 29. September findet im Bürgerzentrum Brackenheim der 13. Nachbarschaftstag der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ statt. Mehr Informationen auf der Internetseite der Dorfgemeinschaft unter www.brenndorf.de.