Die Magdeburger Chornacht 2014

Erstmals ein Chor aus Rumänien dabei

Die Klausenburger und Bistritzer Choristen während des Konzerts

Am Tag Europas, dem 9. Mai, fand in Magdeburg, der Hauptstadt des Landes Sachsen-Anhalt, die 14. Auflage der Europäischen Chornacht statt. Sie wird von der Biederitzer Kantorei in hervorragdender Weise organisiert, einem Chor, der 1989 gegründet worden ist und sehr aktiv das Musikleben Magdeburgs mitgestaltet. Die Biederitzer Kantorei ist ein Kirchen-, aber auch ein ausgezeichneter Oratorienchor. Ihr Kammerchor besteht aus gesanglich ausgebildeten Sängern von Format. Der Dirigent, Michael Scholl, wirkt auch als Organist und ist ein vielseitiger  Vollblutmusiker. Das Hauptaugenmerk des Chores gilt wenig gesungenen Werken, bzw. Erstaufführungen.
Die Chornacht ist so aufgebaut, dass im ersten Teil die Biederitzer Kantorei, im zweiten der Gastchor singt. Die Kantorei hatte für dieses Jahr zwei Werke des englischen Komponisten Sir Colin Mawby dem „Hofkomponisten“ der Kantorei, vorbereitet, wohl auch weil er am Tag der Aufführungen seinen 78. Geburtstag beging. Zunächst sang der Kammerchor in der katholischen St. Petri-Kirche „Hommage to Martin Luther“, ein Werk für Chor, Soli, Orchester und Orgel, das als immer wiederkehrendes Thema Luthers Choral „Ein feste Burg“ hat. Das zweite Werk war die Uraufführung von „Da Pacem, Domine“ für die gleiche Besetzung, aber vom großen Chor gesungen. Beide Werke entbehren abstrakte Experimentalmusik, sind eher postromantisch, aber packend und geben allen Beteiligten Gelegenheit, sich voll  zu entfalten.

Nach einer Pause trat der Gastchor aus Rumänien auf, eine Kombination aus „Viva la Musica“ aus Klausenburg und „Appassionata“ aus Bistritz, beide unter der Leitung von Prof. Francisc Mure{an vom Klausenburger Musiklyzeum „S. Todu??“. Die Einladung lief über das Klausenburger Forum, die Reisekosten übernahm das Städtische Kulturzentrum Bistritz. Natürlich wurde in erster Linie rumänische Chormusik geboten, die internationale war durch E. Widmann, C. Saint-Saëns, S. Rachmaninov und R. Thompson vertreten. Nach einer Begrüßung durch „Wohlauf, ihr Gäste“ von E. Widmann sang der Chor geistliche Chorwerke, u. a. das Konzert Nr. 1 von G. Musicescu und mehrere Werke des Klausenburger Komponisten Marius Cuteanu (2013 verstorben). Es folgten weltliche ernste Gesänge: „Arhaisme“  von S. Toduţă und das extrem schwierige „Pan“ von Tudor Jarda, das mit dem größten Beifall bedachte Stück. Schließlich folgten virtuose Bearbeitungen rumänischer Volksmusik, die ebenfalls sehr gut aufgenommen wurden (Chindia, Sârba pe loc, Colinda de pricină u. a.). Zum Abschluss wurde, zusammen mit der Biederitzer Kantorei, das „Ave Maria“ von M. Cuteanu gesungen.

Der Chor aus Klausenburg und Bistritz sang dann noch am Sonntag beim katholischen Gottesdienst in  Biederitz. Vor, zwischen und nach den Chorauftritten widmeten sich die Gastgeber hingebungsvoll ihren Gästen. Sie zeigten ihnen die Sehenswürdigkeiten der Stadt Magdeburg, u. a. den Dom, das Rathaus, Festung Mark und Bastion Cleve, die Standbilder von Luther, Otto v. Guericke, den Magdeburger Reiter, die „Grüne Zitadelle“, das letzte von Hundertwasser konzipierte Gebäudeu u.v.a.m. Der Bürgermeister von Biederitz führte durch die Gemeinde, und auch die längste Kanalbrücke Europas, das Magdeburger Wasserstraßenkreuz, wo der schiffbare Mittellandkanal die Elbe quert, konnte besichtigt werden und wurde fachmännisch erklärt. Ein paar Stunden verbrachten die Sänger auch in Berlin.
Auch das gemeinsame Feiern und die herzliche Bewirtung trugen zur gemütlichen Atmosphäre des Chortreffens bei. Die Biederitzer Kantorei wurde für das nächste Jahr zum geistlichen Chorfestival in Bistritz eingeladen, wobei dann sicher auch Auftritte in anderen Städten zustandekommen werden. Die Chöre waren sichtlich voneinander beeindruckt und hoffen auf eine längere Zusammenarbeit.