Keine neuen Konsolen wurden auf der E3 2012 vorgestellt. Überhaupt wurde kein Wort darüber verschwendet. Stattdessen machte Microsoft Fans den Mund wässrig mit dem ersten Gameplay-Video zu Halo 4, kündigte ein erweitertes Angebot für ihr Medienservice an und brachte den Sänger Usher auf die Bühne, um die Journalisten anzuheizen, erfolglos.
Da schien Sony eher die richtigen Noten zu treffen, mit vier exklusiven Spielen, die sie während ihrer Konferenz zeigten, enttäuschten aber mit einer langweiligen Präsentation eines neuen Produktes, das keiner wirklich haben möchte.
Die größte Überraschung allerdings war Ubisoft. Der französische Publisher wurde zwar der Tradition gerecht und hatte eine fürchterliche Moderation während seiner Konferenz, landete aber mit dem neuen Spiel „Watch Dogs“ die größte E3 Überraschung in diesem Jahr.
Da schienen einige sogar Naughty Dogs Survival-Action-Adventure Spiel „The Last of Us“ zu vergessen oder Quantic Dreams „Beyond: Two Souls“. Dass die großen Drei und Publisher wie Ubisoft und Electronic Arts Spielejournalisten und Coregamer noch überraschen können, bewies das neue Action-Adventure Game von dem Machern von Assassins Creed, Far Cry und Splinter Cell. Diese waren natürlich auch auf der E3 vertreten und zwar ganz prominent.
Gleich zwei Demos zeigte Ubisoft vom dritten Teil der Assassinen-Saga und kündigte sogar noch einen Spin-off Titel an, der exklusiv für die Playstation Vita erscheinen soll. Auch Far Cry 3 wurde sowohl auf der Sony Pressekonferenz als auch auf der von Ubisoft gezeigt. Grafisch ist das Spiel ein echter Hingucker. Auf der Microsoft Pressekonferenz wurde auch ein neues Splinter Cell-Spiel enthüllt. Fans des Schleichspiels mussten zwei Jahre auf eine Fortsetzung warten.
Das Warten scheint sich nicht nur für Fans des Vorgängers gelohnt zu haben, sondern auch für die Fans der ersten Trilogie, die von Conviction mehr als enttäuscht waren. Splinter Cell: Blacklist verspricht die besten Elemente aus Conviction und dem Favoriten Chaos Theory zu vereinen. Neben einer Einzelspielerkampagne versprechen die Entwickler auch eine kooperative Kampagne und bringen den beliebten Mehrspieler Versus Modus „Spy vs. Mercs“ zurück. Das Spiel setzt die Geschichte aus Conviction fort. Sam Fisher leitet inzwischen Third Echelon, die Geheimorganisation der US-Regierung für die der Schleichexperte bis Conviction gearbeitet hat.
Wachsame Hunde und der Letzte von uns
Die Show stahl allerdings Ubisofts „Watch Dogs“. Die zehnminütige Demo sah nicht nur gut aus, sondern bot auch ein erfrischendes Spielerlebnis. Das Sandbox-Spiel lässt den Spieler die Stadt Chicago erkunden und mit seinen Gadgets alles, was elektronisch und vernetzt ist, manipulieren. Im Spiel geht es um Überwachungstechnologien und wie diese missbraucht werden, auf Kosten der eigenen Privatsphäre.
Genauso eindrucksvoll wie „Watch Dogs“ war die erste Gameplay-Demo von Naughty Dogs „The Last of Us“. Im Winter während den Video Game Awards angekündigt, zeigten die Entwickler bisher nur Zwischensequenzen aus dem Spiel. Während der Sony Pressekonferenz wurden dann sieben Minuten Gameplay gezeigt. Eine postapokalyptische Handlung ist für Videospiele nichts Neues. Was „The Las of Us“ von der Masse abhebt, ist Naughty Dogs Talent Gefühle zu vermitteln und glaubwürdige Charaktere zu entwickeln.
Im Vordergrund stehen hier nicht die Katastrophe selbst, sondern die zwei Protagonisten Joel und Ellie, die um ihr Überleben kämpfen müssen. Auf den ersten Blick schaut „The Last of Us“ Naughty Dogs erfolgreicher PS3-Serie „Uncharted“ verdächtig ähnlich. Die Demo schaffte allerdings die Bedenken aus der Welt: Munition ist spärlich, Auseinandersetzungen werden vermieden, Gegenstände muss der Spieler mühevoll zusammenklauben. Was Fans enttäuscht, ist der angekündigte Erscheinungstermin. Erst 2013 können sich Spieler an „The Last of Us“ erfreuen.
„God of War: Ascension“ wurde nicht ganz so euphorisch aufgenommen wie „The Last of Us“ oder „Watch Dogs“. Die E3-Demo zeigte einen Vorgeschmack auf das, was Spieler eigentlich schon gewohnt sind: Wunderschöne Grafik, epische Konfrontationen mit mythologischen Bestien, ein flüssiges Kampfsystem und explizit gewalttätige „Finisher“.
So spaltet Kratos den Schädel eines Ungeheuers – das zur Hälfte Mensch und zur Hälfte Elefant ist - in zwei und tranchiert dann mit der Genauigkeit eines Metzgers dessen Gehirn. Das Spiel wurde schnell von der Presse zur Seite geschoben, obwohl Sony Santa Monica angekündigt hat, dass der jüngste God of War-Ableger auch einen Mehrspielermodus haben wird, was eine Premiere für die Serie darstellt.
Große Augen machte die Presse bei der Enthüllung von David Cages neuestem Spiel: „Beyond: Two Souls“. Als die Demo auf der Pressekonferenz lief, waren zwar weder der Name des Spiels, noch die Schauspielerin, die in dem Projekt involviert ist, ein Geheimnis, sorgte aber aufgrund der fotorealistischen Grafik und den lebensechten Charakteren für offene Kinnladen. Quantic Dreams hat seit „Heavy Rain“ immense Fortschritte gemacht und mit Schauspielerin Ellen Page an Bord, verspricht „Beyond: Two Souls“ das Vorgängerprojekt der Franzosen in allen Punkten zu übertreffen. Was nach dem Tod passiert oder ob es überhaupt ein Jenseits gibt, sind Fragen, die das Spiel beantworten möchte. Die Protagonistin wird von einem unsichtbaren Freund begleitet, der anscheinend eine Brücke zwischen dem Jenseits und dem Diesseits geschlagen hat.
Eine neue Halo-Trilogie
Microsoft Halo 4 sah unglaublich gut aus. Die Pressekonferenz startete mit der Demo. Das neue Entwicklerstudio 343 Industries, das die Serie von Bungie übernommen hat, liefert das bislang schönste Halo-Spiel. Mit Halo 4 soll eine neue Trilogie starten. Fans können sich also schon auf Halo 5 und 6 freuen und wenn sich die Serie auch weiterhin so gut verkauft, auch auf eine dritte und vierte Trilogie. Ein weiterer Star auf Microsofts „Pressekonferenz“ war das neue Tomb Raider Spiel.
Zwar schaut das neue Action-Adventure Game aus dem Hause Crystal Dynamics „Uncharted“ verdächtig ähnlich, trübte aber dennoch nicht das Gesamtfazit, welches viele mit einem „Wow“ resümieren würden. Denn die Demo war eine einzige Achterbahnfahrt. Schnell vergessen waren „Call of Duty: Black Ops 2“ und drei Kinect-Spiele. Die Leute von People Can Fly zeigten einen kurzen Teaser zu „Gears of War: Judgement“. Im Prequel zur Gears-Trilogie schlüpft der Spieler in die Haut von Damon Baird und Augustus Cole (aka Cole Train), zwei Nebencharaktere in den anderen Spielen, die aber bei Fans sehr beliebt sind.
Alle Welt schaute auf Nintendo und der neuen Spielekonsole Wii U. Als erster der großen Drei, der in die nächste Spielegeneration durchstartet, bleibt Nintendo dem langjährigen Motto treu: Etwas entwickeln, das einzigartig ist. Mit dem neuen Tablet-Controller will der japanische Konsolenhersteller die gleichen Erfolge verbuchen, wie mit der Wii.
Eine Premiere für Nintendo-Fans: Hardcore-Spiele wie Assassins Creed und Batman: Arkham City werden für die Wii U veröffentlicht. Grafisch schauen die Spiele genauso gut aus wie ihre Konterparts auf der PS3 und Xbox 360. Hinzu kommen besondere Features, die von dem neuen Tablet-Controller Gebrauch machen. Ein neues Zelda-Spiel wurde noch nicht angekündigt, dafür aber andere First Party Spiele. Somit verspricht Wii U auch Hardcore Gamer anzusprechen, etwas was sein Vorgänger Wii nicht geschafft hat.
Next-Gen Coming Soon
Von der Next Gen sprachen besonders Spieleentwickler wie Epic Games, Crytek und Square Enix. Sie zeigten ihre Spieleengines und gaben einen Vorgeschmack auf die mögliche Zukunft, die spätestens 2014 durchstarten wird. Square Enix’s Final Fantasy Demo „Agni’s Philosophy“ schaute wie die berüchtigten CGI-Trailers des japanischen Entwicklers aus. Nicht nur die Grafikpracht war interessant. Die Technische Demonstration erzählte auch eine spannende Final Fantasy Geschichte, die erwachsen und originell war.
Während das Schicksal von „Final Fantasy Versus 13“ noch immer unbekannt ist, schauen Fans auf Final Fantasy XV. Sollte der fünfzehnte Teil der langlebigen Rollenspielreihe aus den Vorsätzen von „Agni’s Philosophy“ entstehen, so könnte Square Enix wieder zu bekannter Größe aufsteigen, nachdem es in den letzten Jahren mit Final Fantasy XIII enttäuschte.
Persönlicher Favorit bleibt die neue IP von Arkane Studios namens „Dishonored“. Das Assassinen-Spiel wird von einem überaus kreativen Team entwickelt, das zuvor an Meilensteinen wie „Half-Life 2“, „Deus Ex“ und „Thief“ mitgewirkt hat, sowie recht soliden Spielen wie „Arx Fatalis“ und „Dark Messiah of Might and Magic“.