Reschitza – Seit 2003, seit auch der Kreisrat (nach der Stadtverwaltung von Reschitza mit ihren Ehrenbürgertiteln der Stadt – davon gibt es inzwischen weit über hundert) begonnen hat, den Titel eines „Ehrenbürgers des Verwaltungskreises” zu verleihen, sind 44 Personen mit diesem Titel geehrt worden. Ob das viel ist oder wenig, das lässt sich am besten in jedem Einzelfall diskutieren, als aber jetzt bekannt wurde, dass gleich vier Gewerkschaftschefs auf einmal demnächst den Titel bekommen sollen, begannen die Medien und die Internetforen zu brummen.
Erstmal hat Nicolae Drăgan, der Langzeitchef der Karasch-Severiner Kreisfiliale von BNS, dem Nationalen Gewerkschaftsblock, das Gerücht bestätigt: ja, er, sowie Marian Apostol, Chef der Nationalen Gewerkschaftskonföderation „Cartel Alfa”, Iancu Muhu, der Chef der Gewerkschaft „Vatra” des Stahlwerks TMK und Trandafir Ostoia, der heute pensionierte Ex-Chef der Freien und Unabhängigen Gewerkschaft des Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR, sollen auf einer der nächsten Tagungen des Kreisrats mit dem Ehrentitel bedacht werden. „Man” arbeite an der Beschlussvorlage und an der Begründung. Damit hat er das, was zuerst wie ein schlechter Witz aufgenommen wurde, ernst werden lassen. Und die Reaktionen ließen nicht auf sich warten.
Drăgan und Apostol sind schon seit längerer Zeit nicht unumstritten. Der BNS-Chef, weil er sich als Leiter des Kontrollcorps der Krankenversicherungskasse des Verwaltungskreises Karasch-Severin ein großzügig honoriertes hochoffizielles „Nebeneinkommen” verschafft hat. Apostol, weil er die erstbeste Gelegenheit ergriff, um „nebenbei” Direktor des Reschitzaer Gewerkschaftskulturhauses zu werden und sofort die Gelegenheit ergriff, einen Deal mit Kreisratschef Sorin Frunzăverde einzufädeln, durch welchen sich der Kreisrat das Prestigegebäude des Gewerkschaftskulturhauses anzueignen gedenkt (ADZ berichtete).
Den beiden und Ostoia wird in der Öffentlichkeit vorgeworfen, seit 1990, seit sie ihre Gewerkschaften steuern, keinen Finger für die Rettung von Unternehmen wie das Rüstungswerk „Arsenal”, den Bautrust „Recons”, das Stahl- und Walzwerk Ferdinandsberg/Oţelu Roşu oder das Reschitzaer Maschinenbauwerk UCMR gerührt zu haben, sondern sich bloß der Privilegien und Pfründe als Gewerkschaftschefs erfreut zu haben – weshalb ihnen jetzt auch noch der Titel eines Ehrenbürgers des Banater Berglands verliehen werden soll.
Allein Iancu Muhu kommt relativ ungeschoren davon, der charismatische Chef der „Vatra”-Gewerkschaft des Reschitzaer Stahlwerks, der in den 1990er Jahren, als die Amerikaner von Noble Ventures das Werk „gekauft” (aber nicht abgezahlt) hatten, die turbulenten und oft gewalttätigen Demos in Reschitza – bis einschließlich die Blockade von Nationalstraßen und das Zertrümmern der Parterrescheiben des Kreisratsgebäudes – geleitet hatte. Muhu hat sich inzwischen insoweit geläutert, als er es im Rahmen der Tarifverhandlungen geschafft hat, den etwas mehr als 900 Arbeitnehmern des Elektrostahlwerks TMK (russischer Besitz) die höchsten Löhne der Branche in Rumänien zu verschaffen und auch ausreichend Druck auszuüben verstand, damit die russischen Käufer des Stahlwerks (um den Oligarchen Dmytry Pumpiansky) die Klauseln des Kaufvertrags Punkt für Punkt erfüllt haben.
Fakt bleibt, dass die Verleihung von gleich vier Ehrenbürgerwürden an vier Gewerkschafter eine Premiere für Rumänien wäre und dass die Frage WOFÜR DENN? nach wie vor zumindest bei drei von ihnen in der Schwebe bleibt. Und in den Diskussionsforen wird noch eins draufgesetzt, indem die Frage aufgetaucht ist: wenn schon diese vier, warum nicht auch andere Gewerkschafter (oder Ex-Gewerkschafter), zumal niemand die Kriterien einer solchen Ernennung durchblicken kann? Aufgezählt werden Stan [erban, ein ehemaliger Chef der Bergbaugewerkschaft von Moldomin Neumoldowa und sogar der amtierende Bürgermeister von Neumoldowa/Moldova Nouă, Matei Luzpu, der vorher auch bei Moldomin Gewerkschaftsführer war, oder Adrian Burlui, der Ex-Gewerkschaftschef des geschlossenen Kohlenbergwerks von Anina.