„Jeder Strich verletzt die Welt“. Dieser denkwürdige Satz stammt aus dem Poem „La Victoire“ des Banater deutschen Autors Horst Samson. Es bereitet mir eine spezielle Genugtuung, dass das DFDT mit der Verleihung der Stefan Jäger-Ehrenmedaille nicht nur einen repräsentativen Vertreter der rumäniendeutschen Literatur sondern gerade einen Dichter, einen Banater Dichter ehrt.
Hand aufs Herz: Den Schriftsteller und Publizisten Horst Samson, der obwohl er seit 1987 in Deutschland lebt und tätig ist, können wir im Gegensatz zu etlichen anderen Ausgesiedelten zweifellos zu den Unsrigen zählen. Dafür spricht nicht nur sein Werk, weiterhin verbunden mit der kollektiven Biographie der Banater, mit unseren vitalen Themen, sondern auch die Tatsache, dass er – ein anderer Autor, Johann Lippet, tut das auf seine Art –, den Kontakt zum Banater Kulturgeschehen, der neuen Banater deutschen Literatur, der Stafette weiterhin konstant gepflegt hat.
Er gehört zu jenen jungen Banater deutschen Autoren- Samson wurde wohl vor Kurzem sechzig-die die deutsche Literatur aus dem Banat und Rumänien eigentlich erst in die Moderne, in den Kreislauf der deutschen Gegenwartsliteratur und der Weltliteratur (siehe Herta Müller) eingeführt haben.
Die deutsche Literaturzeitschrift BAWÜLON würdigte zu seinem 60. in Nr. 2/2014 das literarische Schaffen des Autors. Vor einigen Tagen wurde Samson der Gerhard-Beier-Preis 2014 der Literaturgesellschaft Hessen für seinen Lyrikband „Kein Schweigen bleibt ungehört“, POP-Verlag 2013, verliehen.
Der Literaturkritiker Peter Motzan würdigte schon vor Jahren sein Poem „La Victoire“ mit einem Sonderlob, als beachtlichen Beitrag in der Runde der rumäniendeutschen Autoren.
Horst Samson hat eine typische rumäniendeutsche Biographie, die er sozusagen als Herzblut in sein Werk einfließen ließ und exemplarisch mit dem Zeitgeschehen verband. In einem Nachwort zu dem Band „Kein Schweigen bleibt ungehört“ nennt der Autor seine Gedichte gar provokativ „Kriegsgedichte“, sich selbst „Dichter im Kriegszustand mit der Zeit“
Samson wurde am 4. Juni 1954 im Weiler Salcâmi, in der Baragansteppe, wohin seine Eltern deportiert waren, geboren, wuchs in Albrechtsflor auf, ging in Hermannstadt zur Schule, war kurz Grundschullehrer in Busiasch, darauf Redakteur bei der NBZ und bei der „Neuen Literatur“. Dem literarischen Debüt des Lyrikers (1976) folgte sein Debütband „Der blaue Wasserjunge“ (Facla Verlag, 1978). Es folgten bis 1985 drei weitere Gedichtbände in Rumänien: „Tiefflug“ , „Reibfläche“ und „Lebraum“. Nach Mordrohungen von der Securitate, seinem Schreibverbot 1985 siedelte er mit Familie 1987 nach Deutschland aus. Seitdem ist er hauptberuflich als Journalist tätig und lebt in Neuberg bei Frankfurt a. M. Weitere Lyrikbände erschienen in Deutschland: „Wer springt schon aus der Schiene“, „Was noch blieb von Edom“, „La Victoire“ , „Und wenn du willst, vergiss“ sowie „Kein Schweigen bleibt ungehört“ (2013). Samson zeichnet als Mitherausgeber von Salman Rushdies „Die Satanischen Verse“. Er erhielt mehrere Literaturpreise u.a. den Lyrikpreis des Rumänischen Schriftstellerverbandes 1981, den Nordhessischen Lyrikpreis 1992, den Förderpreis des internationalen Lyrikpreises Meran 1998. Samson wirkt seit einigen Jahren als Generalsekretär des Internationalen Exil-P.E.N.- Sektion deutschsprachige Länder. Und seinen Bemühungen ist es auch zu verdanken, dass eine gute Zusammenarbeit mit der Stafette zustandekam, dass mehrere Vertreter der jungen Banater deutschen Literatur Mitglieder dieser renommierten Autorenvereinigung wurden.
Herzlichen Glückwunsch zur Verleihung der Stefan-Jäger-Ehrenmedaille in Silber durch das DFD Temeswar.