Trotz strahlendem Sonnenscheinfanden sich am Nachmittag des 15. Juni 2023 zahlreiche Besucher zur Lesung der aus Göppingen angereisten Schriftstellerin Eva Filip im Haus der Heimat ein. Die Autorin wurde von den Anwesenden herzlichst begrüßt.Viele ihrer Landsleute aus ihrem Heimatort Sentlein bei Arad, wie auch aus Sanktanna, dem Geburtsort Ihrer Mutter, haben nach der Ausreise in Nürnberg und Umgebung eine neue Heimat gefunden.
Die Begrüßung erfolgte durch Frau Annette Folkendt, der Assistentin der Geschäftsleitung vom Haus der Heimat in Nürnberg. Danach ergriff auch Herr Josef Lutz, Ehrenvorsitzender der HOG Sanktanna, als Organisator des Nachmittags das Wort und führte ins Programm ein.Weiterhin war für die Landsmannschaft der Banater Schwaben auch die stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes Bayern, Frau Regine Marmann, anwesend.
Eva Filip stellte ihren Roman „Nichtschweigen. Im rumänischen Gulag“, KLAK Verlag, Berlin 2018, dem gespannten Publikum vor, ein Buch, welches das schwierige Thema der politischen Gefangenschaftin der Zeit der kommunistischen Diktatur zum Thema hat. Die Lesung begann die Autorin mit einemdem Roman vorangesetzten Zitat von Friedrich Schiller: „Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei / und würd`er in Kettengeboren.“ Die mit viel Empathie und Emotionalität gelesenen Abschnitte aus dem Buch lösten Mitgefühl und Betroffenheit bei den Zuhörern aus.Es war zeitweise sehr still im Saal. Neben dem schwierigen Thema der politischen Gefangenschaft, streifte die Schriftstellerin auch weitere Themen, die alle Banater aus ihrer leidvollen Geschichte gut kennen: Enteignung, Russlanddeportation, Baraganverschleppung, Grenzflucht.
Ein Kontrapunkt zu den schwierigen Themen im Roman bildeten die Inkursionen in die Welt der Musik und Literatur, Fluchtmöglichkeitenaus einer brutalen, inhumanen Realität in geistige Schönheit. Mit Versen aus dem Gedicht „Memento mori“ von Mihai Eminescu, welche Eva Filip wundervoll in rumänischer und deutscher Sprache vortrug, begeisterte sie ihr Publikum.
Sieverwies auf die Wichtigkeit der Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur und der Notwendigkeit auf die Gräuel, die durch den Krieg in der Ukraine eine neue Dimension erfahren, aufmerksam zu machen. In diesem Sinne ist der Roman auch als Plädoyer für Humanität und Freiheit zu verstehen.
Nach der Lektüre folgten anregende Diskussionen, durch welche die Besucher auch einiges über die reale Person Johannes Waldmann, von dessen Schicksal der Roman ausgeht, erfahren konnten.Außerdem signierte die Autorin auf Wunsch die erworbenen Exemplare Ihres Werkes.
Für das leibliche Wohl hatten zwischenzeitlich fleißige Hände ein Buffet errichtet. Die herrlichen Salzkipferl und dasleckere Kleingebäck erinnerten an die Feste im Banat. Bei Kuchen und einem Gläschen Sekt wurde noch lange geplaudert.
Aber die Worte, die in dieser Lesung unter die Haut gingen, werden wohl alle, die dabei waren, noch lange beschäftigen.