Siebenbürgen einmal anders: Kirchenburgen, Bauerndörfer und Häuserzeilen schmucker Altstädte in zarten, pastelligen Farben. Mit sanften Pinselstrichen zu Papier gebracht, schmeicheln sie sich ins Auge. Keine Mauerrisse, keine Löcher, kein Zahn der Zeit, der an den liebgewonnenen alten Bauwerken nagt und die Erinnerungen mit dem Schatten der Wehmut trübt. Statt dessen verschmelzen harmonische Farben – Sonnenlicht, Sommergrün und leuchtendes Herbstlaub – Ton in Ton mit Steinmauern, Dächern, Holztoren und Türmen. Wer möchte in dieser Traumwelt nicht zuhause sein?
Und doch erkennt man jede einzelne Szene der willkürlich ausgewählten 40 Kirchenburgen, acht Bauernburgen und Klöster sowie der fünf Städte in Siebenbürgen, die der bekannte Architekt und Zeichner Theo Damm auf 166 Seiten Bildband in Aquarellen und Skizzen festgehalten und auf ihre Kernaussage reduziert hat, wieder: Hermannstadt mit seinen Augendächern, deren Blick einem überallhin folgt; die Kirchenburg von Holzmengen – mit ein paar Pinselstrichen ragt sie aus dem wogenden Grün vor den Fogarascher Bergen; schindelgedeckte karge Bergbauern- und Handwerkerhöfe; der trutzige Keisder Turm mit seinem klaffenden Erdbebenriss, hier nur ein gnädiger dünner Bleistiftstrich; die schlichte gotische Saalkirche von Arkeden oder die in Aquarell fast verhalten wirkende Pracht der Kronstädter Schwarzen Kirche...
Der großformatige Bildband „Alte Städte, Dörfer und Kirchenburgen“ – eine gelungene Verschmelzung zwischen architektonischer Dokumentation und Aquarellkunst, ergänzt um Detailskizzen, Lage- und Grundrisspläne – soll „den Betrachter – jetzt einmal in einer anderen ‚Sprache‘ – auf die eindrucksvolle, in dieser Dichte einmalige Baukultur in Stadt, Dorf und Landschaft aufmerksam machen“, erläutert Theo Damm im Vorwort.
Die knappen, informativen Begleittexte von Jost Jürgen Schneider mit Daten und Fakten zu jedem Objekt sowie die vier einleitenden Kapitel – I. Rumänien, II. Siebenbürgen, III. Siebenbürger Sachsen und IV. Kirchenburgen – bilden das Rahmenwerk zum Verständnis dieser über 800 Jahre geformten deutschen Kulturregion im Karpatenbogen.
Vielleicht eine Anregung, sich für die Erhaltung dieser einmaligen Hauslandschaft zu interessieren und einzusetzen, wünscht sich Theo Damm. Auf jeden Fall ein visueller Augenschmaus zum Seele baumeln lassen, für Siebenbürgenfans und solche, die es beim Durchblättern unweigerlich werden...