Der vielseitige Musiker und Organist Eckart Schlandt erweist sich immer wieder auch als Musikhistoriker. Schon öfters hat er im Rahmen der Kronstädter Deutschen Vortragsreihe über Kirchenmusiker wie Johann Lukas Hedwig, Rudolf Lassel, Viktor Bickerich, Paul Richter, Emil Honigberger gesprochen. Nun nahm er sich als Thema das Leben und Werk des Theologen, Schriftstellers, Komponisten Dr. Egon Hajek, seit dessen Geburt sich heuer am 6. November, 130 Jahre erfüllen werden.
Es ist eine leider vergessene Persönlichkeit, ein vielseitiger Intellektueller, Pfarrer, Pädagoge, Schriftsteller, Musiker, Literaturhistoriker. Auch seine Kompositionen sind bei uns nur schlecht vertreten. Der gesamte Nachlass aus dem Schaffen Hajeks befindet sich in Gundelsheim und wartet darauf, dass sich jemand diesem annimmt, wie Eckart Schlandt einleitend betonte. Für diesen sicher in Erinnerung bleibenden Vortrag hat er auch Deutschlehrerin Sabine Morres gewinnen können, die Akzent auf den Vortrag von drei Gedichten des Geehrten - „Flucht des Tones“, „Chopin“ (Hajek war ein großer Verehrer von Chopin), „Die Pestmaid“ (nach einer siebenbürgischen Sage) - legte, und Gabriela Schlandt, die in der Klavierbegleitung des Referenten zwischendurch vier Lieder des Komponisten - „Schwere Trennung“, „Treue“, „Vortrag“, „Abendsegen“ - besonders gekonnt sang.
Egon Hajek, der eher ein Bücherwurm war, hatte von seinem Vater Ignaz Hajek, der auch komponierte, das Militärische geerbt.
Aus dessen musikalischem Schaffen bot Steffen Schlandt die Archivaufnahme eines Marschs, der von der reitenden Militärkapelle interpretiert worden war. Der junge Egon Hajek war intellektuell seinen Kollegen haushoch überlegen. Nach dem frühen Tod seines Vaters und der Verarmung der Familie, war der Ehrgeiz von Egon Hajek, Vollfächer zu absolvieren, was ihm auch durch das Studium der Germanistik, Latein, Theologie, Musik in Berlin und Budapest dann auch gelang. 1913 promovierte er in Budapest mit einer Arbeit über den siebenbürgisch-deutschen Roman des 19. Jahrhunderts. Als 1918 Rudolf Lassel starb, bewarb er sich als Musiker an dessen Stelle, zog sich aber auch wegen der Intrigen der Kirchenmusiker zurück. Er wirkte zeitweilig als Deutsch- und Lateinlehrer am Honterus-Gymnasium, anschließend dann doch als Stadtkantor, und ab 1925 als Pfarrer von Martinsberg. Hier gestaltete er Musik- und Literaturabende. Eine Gedenktafel erinnert dort an ihn. In Kronstadt heiratete er die Fabrikantentochter Adele Harth, mit der er 50 Jahre verheiratet war.
Egon Hajek war in Wien sehr geschätzt, wo ihm 1929 eine Pfarrstelle angeboten wurde und er diese annahm. Ab 1935 übernahm er das Pfarramt im Stadtteil Wehring, wo er bis zu seinem Tod am 18. Mai 1963 wirkte.
In den in Wien verbrachten Jahren hat er weiter geschrieben, allen voran seine Romantrilogie, von der der 2. Teil „Meister Johannes“ und der 3. Teil „Fürst Lautenschläger“, die sich in der Reformationszeit abspielen, am bekanntesten sind. Zu seinen Gedichtbänden zählen „Das Tor der Zukunft“, „Balladen und Lieder“, „Leuchter von oben“ . Sein Nachlass ist außerordentlich reich. Dieser umfasst 63 Beiträge über Theologie, 25 über Literatur und Kultur, 10 über Zeitgeschehen, 35 zur Musikgeschichte und Kompositionen, 15 Büh-nenwerke und Hörspiele, 12 zu weiteren Themen.
Den zahlreichen Anwesenden, die sich zu dem Vortrag trotz der großen Kälte dieses späten Wintereinbruchs eingefunden hatten, und die einleitend Wolfgang Wittstock, Vorsitzender des Kronstädter Deutschen Kreisforums begrüßt hatte, wurden noch zwei musikalische Kompositionen von Egon Hajek geboten. Eckart Schlandt spielte am Klavier zwei Balladen, Steffen Schlandt bot die in der Kirche von Tartlau gemachte Aufnahme innerhalb der Musica-Barcensis-Reihe, wo der von ihm geleitete Jugendbachchor und Solisten den Psalm 57 aufgeführt haben.
Eckart Schlandt, Gabriela Schlandt, Sabine Morres haben durch ihr Zusammenwirken bei dem Vortrag, ein würdigendes Denkmal für das Schaffen von Egon Hajek gesetzt, das somit auch Ansporn sein kann sich weiter diesem zu widmen. Und wie Dr. Steffen Schlandt betonte, auch entsprechend bei der diesjährigen Musikreihe „Musica Coronensis“ gewürdigt und zu Gehör gebracht werden wird.