Ein Friedhof, auf dem viele Persönlichkeiten der Stadt begraben sind, das Gedenkhaus eines exzentrischen Dichters, der seine letzten Jahre auf Hawaii verbracht hat, die Redaktion einer deutschen Wochenschrift – alle befinden sich auf derselben Straße im Kronstädter Stadtzentrum, unweit vom Waisenhausgässer Tor/Poarta Schei. Auf der Schützenwiesengasse (rumänisch: Strada G. Baiulescu) befinden sich auch der Verein der Kronstädter „Juni“, das Forumsgebäude, verschiedene kulturelle Vereine haben hier ihren Sitz. Doch viele wissen wenig voneinander. Es war die Idee von Dr. Valer Rus, Leiter des Casa-Mureșenilor-Gedenkmuseums, eine Veranstaltung zu organisieren, in deren Rahmen sich die Bewohner der Baiulescu-Straße vorstellen, besser kennenlernen und vernetzen. „Früher kannte man alle Nachbarn auf seiner Straße. Früher gab es Straßenfeste, wo es viel um Nachbarschaft ging. Durch diese Veranstaltung wollen wir dieses Gefühl der Nachbarschaft wieder beleben“, meint Rus.
Das Fest der Baiulescu-Straße findet am Samstag, dem 7. September, statt. Kronstädtern wird es einen Einblick in die Geschichte der Straße und deren Bewohner verschaffen. Ausstellungen, Konzerte und Workshops runden das Programm ab.
Vier Ausstellungen über Gebäude und Menschen
Das Kulturprojekt „Strada G. Baiulescu-Staße – Eine gemeinschaftliche Veranstaltung der Nachbarschaft“ wird vom Gedenkmuseum „Casa Mureșenilor“ mit Unterstützung der Verwaltung des Nationalen Kulturfonds (AFCN) organisiert. Partner sind der Verein „Mă implic!“, das Kronstädter Ortsforum, die „Karpatenrundschau“, der Verein Forum ARTE, die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien und die Kirche „Sf. Parascheva-Groaveri“ in Kronstadt. „Gh. Baiulescu ist die Kronstädter Straße mit der größten Dichte an Kultureinrichtungen“, meinen die Organisatoren. Im Rahmen der Veranstaltung werden vier Ausstellungen eröffnet. Es geht um Geschichten von Menschen, die in der Baiulescu-Straße gewohnt haben (im Stefan Baciu-Gedenkhaus bei Nr. 9) , über den ersten rumänischen Bürgermeister der Stadt – Gheorghe Baiulescu, den Namensgeber der Straße (im Junii-Haus, bei Nr. 1), über die Geschichte der „Karpatenrundschau“ und des Deutschen Forums (im Forumsgebäude bei Nr. 2). Auch eine Karte des Groaveri-Friedhofs (bei Nr. 16) mit Informationen über die Persönlichkeiten, die hier begraben sind, wird im Rahmen der Veranstaltung vorgestellt.
Ein Einblick in die Geschichte der Straße
Am Groaveri-Friedhof liegen unter anderen begraben: Andrei Mureșanu, Autor der rumänischen Staatshymne, verschiedene Mitglieder der Rumänischen Akademie wie Iacob Mureșianu, Sextil Pușcariu oder Constantin Lacea und auch markante Persönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts wie der Protopope Bartolomeu Baiulescu oder Gheorghe Baiulescu, der erste rumänische Bürgermeister der Stadt.
Das Gelbe Haus, das erste Gebäude, das in der heutigen Baiulescu-Straße (bei Nr. 9) gebaut wurde, beherbergt die Ausstellung über die Gemeinschaft auf dieser Straße. Früher war es eine Promenade und ein Treffpunkt der Kronstädter Boheme. Die meisten Villen auf dieser Straße wurden im neurumänischen Stil gebaut. In diesen Gebäuden haben die Familie des Ministers Voicu Nițescu, die Familie des Dichters Stefan Baciu, die Familie des Rechtsanwalts Polony gewohnt. Ebenfalls in dieser Straße gab es die Pension „Boemches“, wo sich Schriftsteller trafen, die in Kronstadt Urlaub machten.
Ebenso bereiten die Organisatoren eine Monografie der Baiulescu-Straße vor. Darin wird die Geschichte der Straße und der Persönlichkeiten, die während der Jahre hier gewohnt haben, vorgestellt. Am Zaun des D-Gebäudes des Honterus-Lyzeums (Gebäude des ehemaligen Sportlyzeums) wird eine Open Air Galerie für zeitgenössische Kunst eröffnet. Vier Konzerte und vier Workshops runden das Programm ab.
Die Ausstellungseröffnungen finden vormittags zwischen 10 und 12.30 Uhr statt. Um 13 Uhr beginnt ein Konzert der Burzenländer Blaskapelle auf dem Kronstädter Marktplatz/Piața Sfatului. Um 14 Uhr findet im Baciu-Gedenkhaus ein Klavierkonzert von Sena Ducariu statt. Es folgt um 15 Uhr ein Konzert des Quartetts „Unissono“ im Forumssaal. Das letzte Konzert findet ebenfalls im Baciu-Haus statt. Es treten auf: Edith Adetu (Sopran), Daria Boru (Sopran) und Noémi Karácsony (Mezzosopran), begleitet am Klavier von Sena Ducariu. Beginnend um 15.30 Uhr finden im Junii-Haus und im Baciu-Haus Workshops für Kalligrafie und Restauration statt. Mehr Informationen und das komplette Programm auf Facebook und auf muzeulmuresenilor.ro.