Kommt man nach Korond/Corund im Kreis Harghita, aus Süden oder Norden, wird man von den Straßenläden der Handwerker und Händler derart in den Bann gezogen, dass man unwillkürlich stehen bleibt und sich einem Verkaufsstand nähert. Auf den ersten Blick bieten alle Händler die gleiche Ware an. Erst bei näherem Betrachten erkennt man feine Unterschiede an Material und Muster oder vor allem an der Töpferware. Korond ist eigentlich bekannt als Töpferdorf. Von den 6000 Einwohnern des Dorfes verdienen 600 Familien ihren Unterhalt mit der Herstellung und dem Handel mit Töpferwaren. Daraus ergibt sich auch die Dichte der Verkaufsstände entlang der Hauptstraße. Die Töpfer aus Korond sind die einzigen, die neben der Szekler Keramik auch die Herstellung der siebenbürgisch-sächsischen Keramik beherrschen. Das beruht auf der bereits langen Tradition im Handwerk.
Bei aller Vielfalt und Dichte an Töpfern und Händlern in den Straßenläden gab es einen Töpfer, dessen Arbeiten man nur sehen oder erwerben konnte, wenn man ihn in seiner Werkstatt in seinem Anwesen aufsuchte: Alszeg 772. Hier wohnte und arbeitete der Töpfer Páll Ágoston mit seiner Frau Vera und seinen sieben Kindern. Sie hatten keinen Verkaufsstand an der Hauptstraße. Sie empfingen ihre Kunden in den Ausstellungsräumen auf ihrem Anwesen oder man konnte sie auf verschiedenen Fachmärkten treffen. Einer dieser Märkte war der Hermannstädter Töpfermarkt.
Páll Ágoston, am 24. Mai 1946 in Korond geboren, entstammt einer bekannten Koronder Töpferfamilie und hat sich eingehend mit der Töpferei als Volkskunst beschäftigt. Am 15. Januar 2018 ist er im Alter von 71 Jahren in seinem Heimatort Korond gestorben.
Was sein Verständnis für die siebenbürgisch-sächsische Keramik betrifft, weiß ich aus meinen persönlichen Gesprächen mit ihm und unserem verstorbenen Keramikforscher Horst Klusch, die Herren standen in engem Kontakt und haben sich fachlich ausgetauscht. Páll Ágoston hatte Herrn Klusch und seine Sammlung in Hermannstadt mehrfach besucht. Gemeinsam hatten sie die Gründung eines Verbandes der Töpfer in Rumänien angedacht, haben über Materialien, Farben, Muster und Formen gesprochen.
Páll Ágoston und seine Frau Vera haben viele Anregungen für ihre Arbeiten der siebenbürgisch-sächsischen Keramik aus dem Buch „Siebenbürgische Töpferkunst aus drei Jahrhunderten“ von Horst Klusch, Kriterion Verlag Bukarest 1980, geschöpft.
Die Werkstatt Páll Ágoston beherrscht in Form und Muster die sächsische Keramik aus Draas, dem Burzenland, Kirchberg und Thorenburg/Turda.
Auf Anregung von Horst Klusch hatte Páll Ágoston begonnen, siebenbürgisch-sächsische Kacheln herzustellen, einen Artikel, der fester Bestandteil seines Angebotes blieb.
Páll Ágoston war Gründungsmitglied und Ehrenvorsitzender des am 15. Juni 2006 gegründeten gemeinnützigen Vereins „Életfa“ (Lebensbaum) der Töpfer aus Korond mit 27 Mitgliedern. Er hat an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teilgenommen, wo er auch viele Urkunden, Diplome und Preise für seine fachlichen und künstlerischen Leistungen bekommen hat. Zu erwähnen wäre, dass er neben anderen Preisen und Anerkennungen mehrfach den Preis als bester Töpfer am Hermannstädter Töpfermarkt und auch mehrfach den Töpferpreis „Cocoşul de Horezu“ bekommen hat. Vom ungarischen Staat hat er eine Anerkennung für seinen Einsatz für die ungarische Volkskunst erhalten. Páll Ágoston war Mitglied der Rumänischen Akademie für Volkskunst, die UNESCO hat ihm ein Diplom für den Erhalt der Volkskunst, SMITHONIA in Washington eine Urkunde zur Anerkennung seines Einsatzes für die Volkskunst, der rumänische Staat die Nationalmedaille für „Treue Dienste“ 3. Klasse verliehen. Die Stadt Hermannstadt hat Páll Ágoston für sein Lebenswerk mit dem Diplom „CIBINIUM“ geehrt. Eine Ehrung des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland ist ihm in Form einer Urkunde im Dezember 2017 zuteil geworden. Der ungarische Journalist Szathmári Ferenc hat ein Büchlein in ungarischer Sprache über Páll Ágostons Lebensweg und seine Arbeiten geschrieben.