Er war ein hervorragender Spieler, schnell, ausdauernd und geschickt, ein tadelloser Techniker, mit einer ausgezeichneten Ballführung, ein präziser und kraftvoller Werfer. Das hat Johnny Kunst, der ehemalige Präsident des Rumänischen Handball-Verbandes, einmal über den Agnethler Handballspieler Kurt Wagner geschrieben. Inzwischen sind viele Jahre in die Lande gegangen.
Heute wird Wagner 85 Jahre alt. Gratulieren werden dem ehemaligen Weltklassehandballer seine Frau Krimhilde, seine Enkel, die beiden Urenkel sowie Tochter Brigitte. Seit sein Sohn im Juni 2006 gestorbenen ist, haben Kurt Wagners physische und geistige Kräfte allmählich nachgelassen. Überraschend gut erhalten sind aber die erworbenen Fähigkeiten, die ihn in der Sportwelt so bekannt gemacht haben. Therapeuten, die er zweimal wöchentlich in Anspruch nimmt, wundern sich, wie elegant er noch immer läuft, und staunen über seine Fertigkeit im Umgang mit dem Ball. Auf die Bemerkung eines Betreuers, „Ihr Mann muss ein Sportler gewesen sein“, antwortete seine Frau Krimhilde: „Und was für einer“.
Im vergangenen Herbst hat Kurt Wagner die Nachricht vom Tod seines jüngeren Agnethler Freundes und Klub- und Nationalmannschaftskollegen Kurt Sauer sehr getroffen. Kurt Sauer, der im August vergangenen Jahres 80 Jahre alt geworden war, ist überraschend am 4. November 2011 an einem Schlaganfall in Brescia/Italien auf einer Urlaubsreise nach Kroatien gestorben.
Wagner kommt mit dem Handballspiel in seinem Geburtsort Agnetheln in Kontakt. Sein Vorbild ist Hans Sill. Bis Januar 1945 spielt Wagner Handball an der Bergschule in Schäßburg. Nach dem Wechsel zum Armeesportklub CCA Bukarest 1949 entwickelt sich Wagner vom linken Verbinder zum Mittelstürmer und Sturmführer. Kurz nach dem Wechsel gewinnt er unter Spielertrainer Johnny Kunst den Rumänien-Pokal. Mit all seinen Vorzügen setzt sich Wagner durch und wird Nationalspieler.
Er bestreitet 23 Länderspiele für Rumänien. Sein Debüt in der Auswahl gibt er 1951. Mit der Verpflichtung Kurt Wagners und weiterer Siebenbürger Spieler ebnet Kunst dem rumänischen Handball den Weg zu ungeahnten Erfolgen. Mit Wagner hat Kunst den Kopf der Mannschaft gefunden. Der Armeesportklub und die Nationalmannschaft, deren Kapitän er sieben Jahre lang ist, werden von Wagners Ideen, seiner Zielstrebigkeit und Ausdauer profitieren. Er ist der Mann, der andere in Szene setzt, aber auch selbst Tore wirft. Was ihm bei 1,74 Metern an Körpergröße fehlt, macht er durch Verstand und Technik mehr als wett. Johnny Kunst weiter über Wagner: Er sei nicht nur ein Elite-Sportler gewesen, sondern auch Vorbild als Mensch.
1951, nach dem Erringen des zweiten Landesmeistertitels schreibt CCA-Trainer Franz Monis sinngemäß: Mannschaftsdienlichster Spieler ist der linke Verbinder Kurt Wagner. Von den 225 Toren, die CCA in dieser Spielzeit erzielt hat, gehen 71 auf sein Konto. Kaum steigerungsfähig ist das Lob Petre Ivănescus. In den 1980er hört Wagners Neffe bei einem Handballtraining in Essen mit Ivănescu folgende Worte aus dem Mund des ehemaligen rumänischen Nationalspielers und Trainers: „Junger Mann, als ich so alt wie du war, habe ich zu ihm wie zu einer Gottheit emporgeblickt“.
Der Rechtshänder wird bis 1958 für den Armeesportklub in Bukarest spielen und sechs Meister- und drei Vizemeistertitel gewinnen. Er erlebt die Umstellung vom Groß- aufs Kleinfeld aus der Distanz. 1958 kehrt Kurt Wagner heim nach Agnetheln, wo er die lokale Mannschaft als Trainer übernimmt und bis zur Aussiedlung 1986 in der Agnethler Lederfabrik als Mechaniker arbeitet. Er verlässt 1987 Rumänien und findet in Heilbronn ein neues Zuhause.