Dass in Rumänien bei der Absorption von EU-Geldmitteln oft ineffizient gearbeitet wird, ist kein Geheimnis. Auch EU-geförderte Mobilitätsprojekte für Studenten und Akademiker scheinen davon betroffen, jedenfalls stieß eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema auf unerwartet breite Zustimmung.
Auf Bitte rumänischer DAAD-Alumni-Vereine veranstaltete die DAAD-Informationszentrum Bukarest einen Informationsnachmittag, der Klarheit über die vielen verschiedenen Projektfördermöglichkeiten der EU bringen sollte. DAAD-Alumni sind ehemalige DAAD-Stipendiaten in Deutschland, die jetzt an rumänischen Universitäten unterrichten oder leitende Positionen bekleiden.
Folglich also jene Personen, die Studenten und Absolventen Informationen über geförderte Auslandsaufenthalte bereitstellen sollen. Der immense Andrang, der selbst die Organisatoren überraschte, beweist das große Interesse an dem Thema, lässt aber auch auf schlechte Informationsversorgung der Betroffenen schließen.
Mit Fakten wurde dann bei besagter Veranstaltung in der vergangenen Woche im Bukarester Ramada-Hotel nicht gespart. Nach kurzen Begrüßungsworten von Josef Karl, dem Kulturreferenten der deutschen Botschaft, und Prof. Dr. Inge Gavat, DAAD-Alumni-Vertreterin in Bukarest, referierten drei Gastrednerinnen der Agentur für Lebenslanges Lernen (ANPCDEFP) des Unterrichtsministeriums zu verschiedenen Fördermöglichkeiten.
Das weithin bekannte ERASMUS-Programm, das Studenten aller Fachrichtungen einen Auslandsaufenthalt während ihrer Studienzeit ermöglicht, war Thema des ersten Vortrags. Fast alle Universitäten Rumäniens nehmen an diesem Programm teil und unterhalten Kooperationen, bei denen ein Student der heimischen Universität für ein oder zwei Semester an eine Gastuniversität im Ausland wechselt.
Im Gegenzug kommt ein Student an die rumänische Hochschule. Bei diesem Austausch werden die Studenten durch EU-Mitteln finanziell unterstützt. Wie viele Kooperationen mit ausländischen Universitäten bestehen und wie viele verfügbare ERASMUS-Plätze den Studenten zur Verfügung stehen, hängt von der jeweiligen Universität und Fachrichtung ab. Auch für Praktika, die im Rahmen des Studiums im Ausland absolviert werden, bietet das ERASMUS-Programm finanzielle Unterstützung. Für Bewerbung und Auswahlverfahren sind Beauftragte der Fakultäten zuständig.
Etwas weniger bekannt ist das „Leonardo da Vinci“-Programm für Universitätsabsolventen. Laut Angaben von Daniela Iancu, der Leiterin der entsprechenden Zweigstelle bei der Agentur für Lebenslanges Lernen, müssen im Rahmen dieses Programms Organisationen aus zwei unterschiedlichen EU-Ländern einen Partnervertrag abschließen. Projekte im Rahmen dieses Vertrages werden dann mit EU-Mitteln gefördert.
Oft sind Universitäten sogenannte „Career Center“ angeschlossen, die dann als Projektträger für individuelle Ausbildungsaufenthalte und Praktika bei ausländischen Organisationen oder Unternehmen auftreten. Leider konnte die Expertin des ANPCDEFP dazu auch auf Nachfrage keine näheren Informationen geben.
Das dritte vorgestellte Programm richtet sich nicht ausschließlich an Akademiker, sondern an alle Erwachsenen, die im Rahmen von Kooperationsprojekten Auslandsaufenthalte absolvieren. Im Rahmen des „Grundtvig“-Programms können länderübergreifende Projekte vorwiegend im Bereich der Erwachsenenbildung gefördert werden. Auch das an diesem Nachmittag nicht erwähnte COMENIUS-Programm ist ein EU-gefördertes Mobilitätsprojekt und richtet sich an Lehraufenthalte im Ausland.
Trotz der informativen Vorträge blieben einige Fragen offen. Das Interesse an geförderten Aufenthalten innerhalb der EU scheint angesichts der angespannten Arbeitsmarktlage in einigen EU-Ländern sehr groß, der Informationsfluss bis hin zu den Betroffenen aber eher spärlich. Die Organisatoren der DAAD-Informationsstelle Bukarest haben mit dieser Veranstaltung einen Nerv getroffen. Nun ist es Sache der DAAD-Alumni, an ihren Hochschulen für mehr Transparenz bei Mobilitätsprogrammen zu sorgen, damit EU-Fördermittel auch wirklich die Menschen erreichen, für die sie vorgesehen sind.
Weitere Informationen sind auf den Webseiten der Europäischen Union, der ANPCDEFP und den Universitäten verfügbar.
http://ec.europa.eu/education/lifelong-learning-programme/
http://www.llp-ro.ro/
http:/www.anpcdefp.ro/