Mit der Verhaftung des „Geschäftsmanns” Iosif Armaş Ende Februar und den umfangreichen staatsanwaltlichen Untersuchungen, die von der Antikorruptionsbehörde DNA und der Polizeiabteilung für Banden- und Terrorismusbekämpfung DIICOT gegen ihn und eine Reihe seiner „Geschäftspartner“ (und teilweise Verwandten) durchgeführt werden, scheint der Traum einiger Hundert Ferdinandsberger geplatzt zu sein, wieder eine Anstellung im örtlichen Stahl- und Walzwerk zu bekommen. Der Generaldirektor des in russischer Hand befindlichen Stahlwerks TMK von Reschitza, Romulus Ioan, spricht zwar immer noch über Ferdinandsberg als dem „weitaus modernsten und potenziell effizientesten Stahlwerk, das in Rumänien steht“, doch hat sich immer noch niemand gefunden, der am Wiederanfahren der Anlagen wirklich interessiert gewesen wäre.
Ende 2015 und Anfang 2016 hatte der dubiose „Unternehmer“ Iosif Armaş viel Wirbel gemacht um seine Assoziierung, als Unternehmer, mit einer serbischen Unternehmergruppe, die in den Stahl- und Walzwerken von Smederevo/Semendria engagiert ist und die gern im EU-Raum Fuß fassen würde, konkret: durch den Kauf von „Mechel“ Ferdinandsberg/Oţelu Roşu. Da man sich damals in der Zeitspanne vor den Kommunalwahlen befand, kam der Medienwirbel, den Armaş geschickt ausgelöst hatte, auch dem amtierenden Bürgermeister von Ferdinandsberg, Luca Mălăescu (PSD) gerade recht und er goss eifrig Benzin aufs Hoffnungsfeuer, zumal er erneut anzutreten gedachte.
Mit der Verhaftung von Armaş (der vorläufig immer noch bloß in der causa der Entwertung und Verscherbelung des Bade- und Luftkurorts Herkulesbad belangt wird, obwohl er allein im Banater Bergland auch allerhand anderes makroökonomisch Schiefes auf dem Kerbholz hat) erloschen die Nachrichten über eine unmittelbar bevorstehende Wiedereröffnung des „Mechel“-Stahlwerks, das seit einigen Jahren einem obskuren russischen Unternehmen, Nikarom, gehört, das in Rumänien aktiv ist und seinerzeit, bei der Umprofilierung der Russen von „Mechel“ und deren Rückzug aus Rumänien, eine ganze Reihe Schwerindustrieunternehmen zum Symbolpreis von jeweils einem Euro geschenkt bekam. Sozusagen als Sachwalter russischen Besitzes in Rumänien.
Vor seiner Verhaftung hatte Armaş in seiner apodiktischen Art behauptet, die Serben wären längst („per Handschlag“) einig mit Nikarom und hätten auch schon die Anzahlung von zwei Millionen Euro (rund zehn Prozent des von Arma{ angegebenen Gesamtpreises) überwiesen, sodass eine Wiedereröffnung unmittelbar bevorstehe. Um Ferdinandsberg wieder anzufahren, mussten diese zwei Millionen Euro erst mal an den Fiskus ANAF überwiesen werden, als Begleichung der Steuerschulden, um überhaupt im Werk etwas unternehmen zu dürfen – erst nach Ablauf eines Jahres sollte der Kaufpreis in mehreren Raten an Nikarom überwiesen werden.
Zum Beweis, dass alles in Butter ist, hatte Iosif Arma{ demonstrativ das Direktorenbüro des Stahlwerks bezogen und vom Geschäftsführerstuhl am laufenden Band Presseerklärungen abgegeben, die umso freundlicher aufgenommen und verbreitet wurden, als sie einer Erwartungshaltung der Bewohner der Umgebung entsprachen. Doch effektiv geschah nichts, außer zwei Besuchen der Investoren aus Serbien in Ferdinandsberg, die sich einige Metallurgieexperten mitgebracht hatten und das Kaufobjekt in Augenschein nahmen. Beim ersten Besuch hatten sie Bürgermeister Mălăescu einfach ignoriert, beim zweiten für ein „Guten Tag“ kurz vorbeigeschaut.
Heutzutage sagt der wiedergewählte Bürgermeister Luca Mălăescu: „Aus dem Kombinat sind die Nachrichten nicht gut. Aber ich kann sie auch nicht als ganz schlecht bezeichnen. Denn es gibt immer noch andere Investoren, die ein Interesse am Kauf des Kombinats zeigen. Was aber sicher ist: Die immer wieder erwähnten zwei Millionen Euro Anzahlung hat noch niemand herausgerückt. Wäre das geschehen, wären bereits rund 100 Arbeitnehmer angestellt, um einen Neustart vorzubereiten.“
Man erinnert sich: Arma{ hatte persönlich mit Feuereifer begonnen, Arbeitnehmer auszuwählen, die „für ihn“ arbeiten sollten („wir brauchen mehr als 400, wenn wir anfahren“) und hatte überall verbreitet, er suche Zulieferer von Schrott fürs Elektrostahlwerk – letzteres sei das schwierigste Problem, das er zu meistern habe... Den Absatz habe er bereits über Jahre gesichert.
Bürgermeister Mălăescu sagt heute, mit einem für PSD-Vertreter typischen Unterton, wenn es um Gesetzesbrecher der Marke Armaş geht: „Ich kann, ohne jede Zurückhaltung, sagen, dass man hier vor mehreren Monaten auf die Zielgerade eingebogen ist, aber genau dann hat Iosif Armaş seine strafrechtlichen Probleme bekommen wegen etwas, was vor Jahren in Herkulesbad geschehen ist. Und seit jenem Augenblick ist jede Verbindung mit ihm unterbrochen.“