Alexia-Ioana Țîțu, 19 Jahre alt, ist seit November 2024 Jugendreferentin im Forum Klausenburg/Cluj-Napoca. Sie ist in Schäßburg/Sighișoara aufgewachsen und kam hier früh mit der siebenbürgisch-sächsischen Kultur in Berührung. Am Joseph-Haltrich-Lyzeum legte sie ihr Abitur ab, jetzt studiert sie Mathematik in Klausenburg. Ihr Traum ist es, danach das Fach auf Deutsch zu unterrichten. Sie hat ein Faible für Fremdsprachen – und liebt Literatur. Derzeit hat das Jugendforum in Klausenburg zehn aktive Mitglieder. Darüber, wie sie es dort schafft, dass jeder sich einbringt, welche Rolle die Spuren der deutschen Minderheit für ihren Weg spielen und ihr Engagement in Klausenburg sprach sie mit ADZ-Redakteurin Aurelia Brecht.
Wie kommt es, dass du dich für die deutsche Minderheit engagierst?
Ich habe keine deutschen Wurzeln, meine Eltern sind Rumänen. Aber seit ich klein war, bin ich in der sächsischen Gemeinschaft aufgewachsen. In meiner Straße gab es viele Siebenbürger Sachsen. „Tante Grete“, die Frau, die vor uns in dem Haus gewohnt hat, in dem ich aufgewachsen bin, kam oft zu uns zu Besuch und half mir, deutsche Bücher zu lesen und den Inhalt zu verstehen. Die Enkelin meiner Nachbarin verbrachte ihre Sommerferien hier, um ihre Großeltern zu besuchen. Wir spielten zusammen – und sie konnte ja kein Rumänisch. Dann haben wir immer Deutsch miteinander gesprochen. Meine Eltern wollten unbedingt, dass ich Deutsch lerne. Mit drei Jahren haben sie mich in einem deutschsprachigen Kindergarten angemeldet – seitdem lerne ich Deutsch. Später war ich Schülerin am Joseph-Haltrich-Lyzeum in Schäßburg. Was mir die deutsche Minderheit am meisten näher gebracht hat, war meine Mitgliedschaft im Jugendforum in Schäßburg. Ab der elften Klasse war ich dort Mitglied der Jugendtanzgruppe und habe dort viele tolle Menschen kennen gelernt. So habe ich mich der siebenbürgisch-sächsischen Kultur stark angenähert: Durch die sächsischen Tänze, durch Gemeinschaft, durch Veranstaltungen wie das Sachsentreffen.
Welche Rolle spielte die Mitgliedschaft im Jugendforum Schäßburg?
Meine Erfahrung mit dem Jugendforum hat eine große Rolle gespielt, als es darum ging, die Stelle als Jugendreferentin in Klausenburg anzunehmen. Die schönsten Momente meiner Schulzeit habe ich dem Forum zu verdanken. Hier habe ich meine besten Freundinnen kennen gelernt und selbst so viel gelernt. Die Aktivitäten im Jugendforum haben mir Spaß gemacht: Von den Tanzproben über Wanderungen oder Radtouren durch den Wald. Als es so weit war, dass ich in Klausenburg mein Studium aufnehmen sollte, wollte ich das alles nicht einfach hinter mir lassen – sondern es weiterführen, meine Kenntnisse weitergeben und auch dort eine kleine Gemeinschaft aufbauen.
Welche Projekte organisierst du jetzt in Klausenburg?
Es gibt größere und kleinere Projekte: Die kleinen sind zum Beispiel Aktivitäten für Studenten wie Spieleabende oder Quiz-Nights, auch mit Fragen über die sächsische Kultur. Aber auch interaktive Treffen, damit sich die Leute besser kennen lernen, denn es sind auch neue Mitglieder hinzugekommen. Das brauchen wir, damit wir eine neue Gemeinschaft bilden können. Zu den größeren Veranstaltungen gehört der Fasching im Februar: da gab es im Forum ein großes Fest mit einem Auftritt der Tanzgruppe und einem vorgeschalteten Tanz-Workshop, in dem zusätzliche Tänze gelernt werden konnten, um sie anschließend dem Publikum vorzuführen. Im April haben wir ein Teambuilding in Birthälm/Biertan mit verschiedenen Spielen organisiert, bei denen es um Kommunikation, Kooperation und Kennenlernen ging. Dabei sind viele Freundschaften entstanden. Unsere jüngste Veranstaltung war das Jugendseminar mit den aktiven Mitgliedern des Forums. Dabei haben wir einen Plan mit einer Strategie für das kommende Jahr erarbeitet. Denn es ist mir sehr wichtig, dass ich nicht nur Veranstaltungen für junge Menschen mache, sondern mit ihnen. Wertvoll ist auch, dass alle die eigene Meinung äußern und dabei eigene Spuren hinterlassen können.
Wo liegen die Schwierigkeiten in deinem Job?
Schwierig ist, eine Regelmäßigkeit bei der Teilnahme im Jugendforum zu gewährleisten, weil es in Klausenburg eine Fülle von Angeboten gibt, mit denen wir konkurrieren. Für die Jugendlichen ist das eine Herausforderung. Manche von ihnen können nicht konstant mitmachen – da muss man sie auch mal motivieren, wiederzukommen und aktiv mitzumachen.
Wie schaffst du das?
Ich versuche, Veranstaltungen immer in Etappen zu organisieren, damit alle mit dabei sein können. Wenn wir beispielsweise eine Veranstaltung planen, bei der alle mitwirken sollen, setze ich mehrere Treffen an, damit jeder dabei gewesen ist und seine Ideen eingebracht hat. Wir verteilen die Aufgaben kleinteilig, damit jeder etwas übernimmt und wir das große Ganze gemeinsam organisieren – auch bei kleineren Veranstaltungen. Wir treffen uns in etwa alle zwei Wochen, denn jeder muss ein planerisches Gleichgewicht finden zwischen Studium, Praktikum, Familie und Freunden.
Was macht dir in deiner Tätigkeit besonders Spaß?
An den Veranstaltungen teilzunehmen, die wir organisieren. Wenn ich unsere Resultate sehe und merke, was wir gemeinsam erreichen können. Wenn etwas gut funktioniert und man eine positive Rückmeldung bekommt, wie letztens beim Fasching: Eine Jugendliche kam zu mir und war sehr glücklich über das Erlebte auf dem Fest. Darüber habe ich mich sehr gefreut.
Was bedeutet die deutsche Minderheit für dich?
Sie war immer wie eine zweite Familie für mich – sowohl das Jugendforum als auch das Forum. Aus diesem Kontext habe ich unendlich viele Freundschaften mitgenommen, die überdauert haben. Ich hatte hier ganz wunderbare Erlebnisse. Meine Schulzeit war auch dank des Forums so schön wie sie war. Immer wenn ich bei einer unserer Veranstaltungen bin, treffe ich jemanden aus Schäßburg/Sighișoara, Hermannstadt/Sibiu oder Kronstadt/Brașov. Das ist dann immer ein großes Hallo!
Was möchtest du als Jugendreferentin für die Zukunft bewegen?
Ich möchte, dass auch in Klausenburg eine enge Gemeinschaft entsteht, so wie ich sie im ganzen Land erlebt habe. Ich möchte das Netzwerk zwischen den anderen Städten und Klausenburg stärken. Außerdem möchte ich, dass die jeweiligen Mitglieder des Jugendforums, wenn sie nach Klausenburg ziehen, einen Safe-Space haben, in den sie kommen können, und die Zeit im Forum durch den Wechsel ins Studium nicht abgebrochen wird.
Das bedeutet, dass du im Schwerpunkt Formate planen möchtest, die sich an Studierende richten?
Hauptsächlich, ja. Wir haben auch Klausenburger Mitglieder, aber die meisten kommen aus anderen Städten – aus Hermannstadt und Schäßburg gibt es ganz viele. Das haben wir in Klausenburg gemeinsam: Wir sind dort zum Studium hingezogen und wollen dort etwas zusammen aufbauen.
Von welchen größeren Projekten träumst du?
Ich möchte größere Teambuildings machen, zum Beispiel in Form von Ausflügen, auch in die Natur. Diesen Wunsch gab es vonseiten der Mitglieder im Jugendforum. In Birthälm haben wir schon versucht, das umzusetzen: Dass sie das Dorf sehen, die Kirche. Und ich möchte, dass das Jugendforum Klausenburg sich mehr im Rahmen der Kulturtage in Klausenburg engagiert. Außerdem möchte ich eine Jugendtanzgruppe in Klausenburg ins Leben rufen. Ich liebe sächsische Tänze! Dazu braucht es aber regelmäßige Treffen und Proben mit aktiven Mitgliedern. Wenn wir es schaffen, vier Paare aufzustellen, dann könnte es klappen.
Was gefällt dir am Tanzen?
Ich habe schon als Kind Leistungstanz betrieben und an nationalen und internationalen Wettbewerben teilgenommen – ich hatte schon früh eine Vorliebe fürs Tanzen. Das war, bevor ich in der sächsischen Jugendtanzgruppe getanzt habe. Das Schöne an sächsischen Tänzen ist, dass es nicht nur einfach Tanz und Koordination ist, man baut hier etwas gemeinsam: Ich sehe das immer als eine Geschichte. Wir kommen alle zusammen, zeigen dem Publikum damit unsere Traditionen, die Geschichte der Sachsen, die Tracht.
Was würdest du einem Jugendlichen sagen, wa-rum er ins Jugendforum in Klausenburg kommen soll?
Wir versuchen alle Ideen aufzunehmen und lassen es zu, dass jeder gehört wird. Wir arbeiten nicht für die jungen Leute, sondern gemeinsam mit ihnen. Ich glaube, es ist sehr wichtig für einen Jugendlichen, das Gefühl zu haben, einer Gemeinschaft anzugehören, eine offene Diskussion zu führen und Ideen einbringen zu können – das ist sehr wertvoll. Ich habe in Klausenburg gemerkt, dass sich die Jugendlichen immer aktiv einbringen, nicht einfach nur teilnehmen wollen. Eine andere Sache ist, dass wir dort am Jugendforum eine Atmosphäre haben, die von Freundschaften geprägt ist. Wir treffen uns auch außerhalb des Forums in unserer Freizeit, führen sehr persönliche Gespräche, um eine gute Gruppe aufzubauen: Es geht um Freundschaft, Gemeinschaft, Verständnis und Engagement.