In der Stummfilmzeit, also in den30ger Jahren, war das Braun-Kino in Fratelia bei Temeswar das einzige in der Stadt, das zu jedem Stummfilm die adäquate Musikuntermalung bot. Dieses Vorstadtkino mit seinen Samstags-und zwei Sonntagsvorstellungen rollte niemals einen Film vor leeren Stühlen ab. Ob es nun “Die letzten Tage von Pompei“ oder aber die damals begehrten Krimifilme mit Harry Piel waren, hier gab es stets volles Haus, dazu eine kleine Salonkapelle unter Johann Scherer, Geige; Krebs-Böske, Klavier; Hans Mokka, zweite Geige; Hugo Theister, Cello; Josef Quitter, Trombon oder Geige; Netzpal-Jani, Schlagwerk, auch Trommelschani genannt.
Um sich einen Begriff zu machen, was diese Kapelle bot, sei eine Partitur zu einem Harry-Piel- Film „Das Gefängnis auf dem Meeresgrund„ aufgerollt. Erwähnenswert ist, dass Harry Piel derjenige Filmschauspieler war, den damals jeder Mensch vor seinem Tode unbedingt noch als Meisterdetektiv sehen wollte.
Hier die Partitur zum Film: Die Vorstellung wurde mit dem “Zigeunerlagermarsch“ begonnen, begleitet von einem schrillen Pfeifkonzert des jüngeren Publikums. Es wurde dunkel. Man sieht den Meister Harry Piel am Schreibtisch sitzen und gelangweilt große Zigarettenringe in den melancholischen Oktoberabend blasen. Die Musik spielt „Wenn es Abend wird“ aus Gräfin Maritza. Harry Piel prüft seinen Colt und dreht ihn wie einen großen Hausschlüssel in der Hand. Vor dem Fenster tummeln sich dunkle Gestalten. Das Licht in Harry Piels Zimmer geht aus, in der Dunkelheit balgen sich Gestalten, Die Musik spielt das Charakterstück „Auf einem Perser Markt“, dazu Trommelschani sanft die Szene untermalt. Es wird hell, vor Harry Piel liegen zwei Banditen in Fesseln. Die Seitentür geht auf, Dary Holm erscheint mit elegantem Schritt und einer dünnen langen Zigarettenspitze, um ihren wippenden Gang schweben große Sünden. Sie betrachtet die zwei Unglücklichen auf dem Boden und lächelt fad. Die Musik intoniert „Mein Püppchen ist eine schwarze Frau“. Plötzlich stößt der Herbstwind das Fenster auf, vermummte Gestalten steigen ins Zimmer, das Licht geht aus und schon spielt das Orchester „Auf in den Kampf, Torero“.
Schießereien von allen Seiten, Trommelschani fetzt in die Trommel, der letzte Tag der Welt ist angebrochen. Auf einmal ist die Szene leer. Die Banditen schleppen Dary Holm fort. „Dein Herz darf nicht verzagen“ weint die Geige mit leiser Klavieruntermalung und das Publikum singt mit. Harry Piel zieht die linke Augenbraue in die Höhe, also überlegt der Meister, was da zu tun ist. Schon wechselt das Orchester zu „Du darfst nicht aus Liebe weinen“. Allgemeine Stille im Saal, denn was entscheidet der Meister?
„Einzug der Gladiatoren“ zeigt an, wie Harry Piel durch die Nacht rast zum Meer, wo er am Ufer angekommen, ohne zu überlegen, in die Wellen springt.“Lass mich dich umarmen“ klingt der Tango herzergreifend. Man hört leises Schluchzen im Saal.
Da erscheint Harry Piel im Gefängnis auf dem Meeresgrund, wo Dary Holm an einen Sessel gebunden schmachtet.“Erlös mich, Liebling“ heißt die Musikunterlage mit dem traurigen Cello-Unterton. Was jetzt folgt, ist sekundenschnelles Handeln: Der Banditenchef wird mit einem tödlichen Fausthieb für immer aus der Welt geschafft, zwei andere Männer mit weiteren Fausthieben eingeschläfert. Dary Holm stößt zum Meeresspiegel empor und auf einer Yacht stehen die beiden Helden in Matrosenkleidern.
Die „Tosseli- Serenade“ untermalt stimmungsvoll diese Szene, bis endlich die zwei seit zehn Jahren Verlobten den ersten Kuss wechseln, dazu der volle Saal freudig mit lautem “Schitz“ diese Szene akzeptiert. Aber schon lauert Gefahr: Ein Bandit schleicht sich heran, den aber Harry Piel wie ein Streichhölzchen in die Wellen schiebt.
Jetzt kann nichts mehr passieren, und auf einer luftigen Strickleiter steht das glückliche Paar und blickt ins Publikum, dazu die Musik“ Das ist das Lied der Matrosen“ stimmungsvoll gespielt und hell wird es im Kinosaal.
So war das einmal im Braun-Kino in Fratelia, wo 1930 der erste Tonfilm „Das singendeSchiff“ mit Rudolph Schildkraut und Vivian Gish rollte.
Hans Mokka
Aus „Temeschburg-Temeswar-Timi{oara“, HOG Temeschburg 199
In der Stummfilmzeit, also in den30ger Jahren, war das Braun-Kino in Fratelia bei Temeswar das einzige in der Stadt, das zu jedem Stummfilm die adäquate Musikuntermalung bot. Dieses Vorstadtkino mit seinen Samstags-und zwei Sonntagsvorstellungen rollte niemals einen Film vor leeren Stühlen ab. Ob es nun “Die letzten Tage von Pompei“ oder aber die damals begehrten Krimifilme mit Harry Piel waren, hier gab es stets volles Haus, dazu eine kleine Salonkapelle unter Johann Scherer, Geige; Krebs-Böske, Klavier; Hans Mokka, zweite Geige; Hugo Theister, Cello; Josef Quitter, Trombon oder Geige; Netzpal-Jani, Schlagwerk, auch Trommelschani genannt.
Um sich einen Begriff zu machen, was diese Kapelle bot, sei eine Partitur zu einem Harry-Piel- Film „Das Gefängnis auf dem Meeresgrund„ aufgerollt. Erwähnenswert ist, dass Harry Piel derjenige Filmschauspieler war, den damals jeder Mensch vor seinem Tode unbedingt noch als Meisterdetektiv sehen wollte.
Hier die Partitur zum Film: Die Vorstellung wurde mit dem “Zigeunerlagermarsch“ begonnen, begleitet von einem schrillen Pfeifkonzert des jüngeren Publikums. Es wurde dunkel. Man sieht den Meister Harry Piel am Schreibtisch sitzen und gelangweilt große Zigarettenringe in den melancholischen Oktoberabend blasen. Die Musik spielt „Wenn es Abend wird“ aus Gräfin Maritza. Harry Piel prüft seinen Colt und dreht ihn wie einen großen Hausschlüssel in der Hand. Vor dem Fenster tummeln sich dunkle Gestalten. Das Licht in Harry Piels Zimmer geht aus, in der Dunkelheit balgen sich Gestalten, Die Musik spielt das Charakterstück „Auf einem Perser Markt“, dazu Trommelschani sanft die Szene untermalt. Es wird hell, vor Harry Piel liegen zwei Banditen in Fesseln. Die Seitentür geht auf, Dary Holm erscheint mit elegantem Schritt und einer dünnen langen Zigarettenspitze, um ihren wippenden Gang schweben große Sünden. Sie betrachtet die zwei Unglücklichen auf dem Boden und lächelt fad. Die Musik intoniert „Mein Püppchen ist eine schwarze Frau“. Plötzlich stößt der Herbstwind das Fenster auf, vermummte Gestalten steigen ins Zimmer, das Licht geht aus und schon spielt das Orchester „Auf in den Kampf, Torero“.
Schießereien von allen Seiten, Trommelschani fetzt in die Trommel, der letzte Tag der Welt ist angebrochen. Auf einmal ist die Szene leer. Die Banditen schleppen Dary Holm fort. „Dein Herz darf nicht verzagen“ weint die Geige mit leiser Klavieruntermalung und das Publikum singt mit. Harry Piel zieht die linke Augenbraue in die Höhe, also überlegt der Meister, was da zu tun ist. Schon wechselt das Orchester zu „Du darfst nicht aus Liebe weinen“. Allgemeine Stille im Saal, denn was entscheidet der Meister?
„Einzug der Gladiatoren“ zeigt an, wie Harry Piel durch die Nacht rast zum Meer, wo er am Ufer angekommen, ohne zu überlegen, in die Wellen springt.“Lass mich dich umarmen“ klingt der Tango herzergreifend. Man hört leises Schluchzen im Saal.
Da erscheint Harry Piel im Gefängnis auf dem Meeresgrund, wo Dary Holm an einen Sessel gebunden schmachtet.“Erlös mich, Liebling“ heißt die Musikunterlage mit dem traurigen Cello-Unterton. Was jetzt folgt, ist sekundenschnelles Handeln: Der Banditenchef wird mit einem tödlichen Fausthieb für immer aus der Welt geschafft, zwei andere Männer mit weiteren Fausthieben eingeschläfert. Dary Holm stößt zum Meeresspiegel empor und auf einer Yacht stehen die beiden Helden in Matrosenkleidern.
Die „Tosseli- Serenade“ untermalt stimmungsvoll diese Szene, bis endlich die zwei seit zehn Jahren Verlobten den ersten Kuss wechseln, dazu der volle Saal freudig mit lautem “Schitz“ diese Szene akzeptiert. Aber schon lauert Gefahr: Ein Bandit schleicht sich heran, den aber Harry Piel wie ein Streichhölzchen in die Wellen schiebt.
Jetzt kann nichts mehr passieren, und auf einer luftigen Strickleiter steht das glückliche Paar und blickt ins Publikum, dazu die Musik“ Das ist das Lied der Matrosen“ stimmungsvoll gespielt und hell wird es im Kinosaal.
So war das einmal im Braun-Kino in Fratelia, wo 1930 der erste Tonfilm „Das singendeSchiff“ mit Rudolph Schildkraut und Vivian Gish rollte.
Hans Mokka
Aus „Temeschburg-Temeswar-Timișoara“, HOG Temeschburg 199