„Essenz der Politik der deutschen Minderheit der letzten 20 Jahre“

DFDR-Abgeordneter Ovidiu Ganț stellt neues Buch über seine Tätigkeit vor

Dr. Klaus Fabritius, Ovidiu Gan], Christian Töpfer bei der Buchpräsentation im Schillerhaus (v.l.n.r.) Fotos: der Verfasser

Der Abgeordnete signiert das Buch.

Ovidiu Ganț ist seit zwei Jahrzehnten Mitglied im rumänischen Abgeordnetenhaus, als gewählter Vertreter des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR). 2004, da war Rumänien noch nicht einmal in der EU, wurde er das erste mal ins Parlament gewählt und auch jetzt, 2024, tritt er wieder an. Es ist davon auszugehen, dass er auf Platz 1 der Kandidatenliste des Forums wieder in die Abgeordnetenkammer einzieht.

Auch wenn er als Vertreter der deutschen Minderheit nicht automatisch einen Sitz bekommt; er sei nicht besorgt, dass das Forum die notwendige Anzahl an Stimmen verfehle, erklärte Ganț auf einer Veranstaltung im Bukarester Kulturhaus „Friedrich Schiller“ am 19. Oktober. Die rumänische Verfassung räumt den Minderheiten im Land bekanntlich eine Sonderstellung in Bezug auf die politische Vertretung im Parlament ein.

Im Schillerhaus stellte er außerdem ein neues Buch vor, das seine Arbeit als Abgeordneter dokumentiert: „Ovidiu Ganț – Zwei Jahrzehnte im Parlament“ von Siegfried Thiel, dem Redaktionsleiter  der Banater Zeitung, die als Wochenbeilage der ADZ erscheint. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien Herausgeber der ADZ ist. Christian Töpfer, Vorsitzender der Bukarester Filiale des Forums, eröffnete die Buchvorstellung als Gastgeber. Dr. Klaus Fabritius, Vorsitzender des Regionalforums Altreich, stellte den Abgeordneten eingangs kurz vor und umriss seine Biografie.

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist nicht zufällig gewählt, so erklärte Ganț, das Buch zu nutzen, um im Vorfeld den anstehenden Parlamentswahlen am 1. Dezember an vielen Orten im Lande für seine Arbeit und Positionen zu werben. Er machte deutlich, dass ihm jenseits des Einzugs ins Parlament jede erhaltene Stimme in der politischen Auseinandersetzung helfe.

Seine Stimme wird gehört

Die Publikation setzt sich zusammen aus ausgewählten parlamentarischen Agenden des Abgeordneten, die teilweise mit anderen dazu passenden Beiträgen, etwa Zeitungsartikeln aus der Zeit, unterfüttert und mit Fotos illus- triert wurden, erläutert Siegfried Thiel. In den parlamentarischen Agenden berichtet Gan] seit Beginn seiner ersten Legislaturperiode monatlich über seine Arbeit und damit einhergehende Treffen. Leser des Buches seien „dem Werdegang der deutschen Gemeinschaft der letzten zwei Jahrzehnte auf der Spur“, man habe kein Porträt des Abgeordneten zeichnen, sondern die „Beiträge und Fakten sprechen lassen“ wollen, so Thiel.

In seiner Zusammenfassung im Schillerhaus erwähnte Ganț Schwerpunkte, Highlights und Erfolge seiner Tätigkeit, ließ aber auch einige schwierige Punkte nicht außen vor. Mit Blick auf die Außenpolitik – Gan] ist seit 2008 Mitglied des außenpolitischen Ausschusses des rumänischen Parlaments – unterstrich er seinen Einsatz für die deutsch-rumänischen Beziehungen und hob die Wichtigkeit Deutschlands als Partner Rumäniens, nicht zuletzt in wirtschaftlicher Hinsicht (mehr als 250.000 Arbeitsplätze durch deutsche Firmen) hervor.

Detailliert sprach Gan] über seine Bemühungen zur Sicherung der deutschsprachigen Bildungsangebote im Land. Für den ehemaligen Mathematiklehrer und Schulleiter hat dieses Thema ohne Frage eine hohe Priorität. Er machte deutlich, dass seine Stimme diesbezüglich im Bildungsministerium gehört werde und es in seiner Zeit als Abgeordneter zu keinen Schließungen, sondern sogar zum Ausbau des Schulunterrichts in deutscher Sprache gekommen sei.

Warnung vor Nationalpopulisten

An mehreren Stellen betonte Ganț, wie wichtig der direkte Zugang zu Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung sei, um Minderheitenbelange durchzusetzen. Die Zusammenarbeit mit den anderen – demokratischen – politischen Kräften im Parlament, inklusive der aktuellen Regierungskoalition, funktioniere gut. Besonders eng sei diese innerhalb der Fraktion der Minderheitenvertreter, insbe- sondere mit dem jüdischen Abgeordneten Silviu Vexler.

Ausgeschlossen sei jedoch ein Dialog mit Vertretern der AUR und der Gruppierung um die Europaabgeordnete Diana Șoșoacă (Ganț nennt sie „Nationalpopulisten“). Diese würden sich mit ihrer antiwestlichen, prorussischen und antidemokratischen Politik selbst disqualifizieren und eine Gefahr für Rumänien darstellen. Entsprechend sei auch die Haltung des Forum-Landesvorstands, in Bezug auf die Präsidentenwahl habe dieser beschlossen, keine Empfehlung für einen bestimmten Kandidaten oder Kandidatin abzugeben, aber vor der Wahl von Extremisten zu warnen.

In diesem Zusammenhang ging Ganț auf eine Episode aus dem Jahr 2022 ein, in der er im rumänischen Abgeordnetenhaus von einem AUR-Abgeordneten als „Nazi“ beschimpft wurde. Gan] hatte zuvor im Ausschuss für Reglement einige Vorschläge eingebracht, die der AUR-Fraktion offensichtlich missfallen hatten. Ein rumänisches Gericht habe die Äußerung im Nachhinein als von der Meinungsfreiheit gedeckt eingestuft, fügte Ganț nicht ohne Empörung an.

Rumäniendeutsche in der Gesellschaft gut verankert

Gelegentlicher Angriffe auf den Staatspräsidenten Klaus Johannis, seine Person oder die deutsche Minderheit insgesamt zum Trotz, bezeichnete Gan] letztere in einer Art Fazit als relevanter als es die reinen Zahlen hergeben und in der Mitte der rumänischen Gesellschaft verankert. Vielleicht in diesem Kontext ist auch der Hinweis zu verstehen, dass Ganț und das Forum zahlreiche Sympathisanten und Wähler außerhalb der deutschen Minderheit hätten, welche in erster Linie über einen Facebook-Account in rumänischer Sprache adressiert werden.

Der Abgeordnete Ganț hielt sich kurz bei der Buchpräsentation im Schillerhaus. Nach einigen Fragen aus dem Publikum, die teils auf deutsch, teils auf rumänisch gestellt und beantwortet wurden, wurden die von ihm signierten Bücher ausgeteilt. Wer sich intensiver mit seinem Wirken für die deutsche Minderheit auseinandersetzen möchte, der kann dies mit Siegfried Thiels kompakter Zusammenstellung von Zeugnissen aus zwei Jahrzehnten im Parlament tun. Das Buch, im Artpress Verlag Timi{oara/Temeswar erschienen, wird kostenlos verteilt.