Bukarest/Luxemburg (ADZ/dpa) - Der Gaspreis für rumänische Haushalte ist im ersten Halbjahr des laufenden Jahres um 94,5 Prozent, der Strompreis um 55,1 Prozent gegenüber demselben Zeitraum 2021 gestiegen. Damit liegt Rumänien laut am am Montag veröffentlichten Daten des europäischen Statistikamtes Eurostat zwar nicht an der Spitze, aber EU-weit unter den Ländern mit den höchsten Steigerungen der Energiepreise.
Die Gasrechnungen deutscher Verbraucher sind kräftig, allerdings schwächer als bei vielen europäischen Nachbarn, gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zahlten deutsche Haushalte knapp ein Viertel mehr für ihr Gas. Durchschnittlich stiegen die Preise für 100 Kilowattstunden in der EU um mehr als ein Drittel auf 8,61 Euro, Rumänien lag mit 6,11 Euro unter dem EU-Schnitt.
In Estland zogen die Preise auf das Zweieinhalbfache an (+154%) und stiegen damit EU-weit am stärksten. Deutlich mehr mussten auch Verbraucher in Litauen (+110%) und Bulgarien (+108%) für Erdgas zahlen. Wesentlicher Treiber sei der russische Krieg in der Ukraine gewesen, teilte Eurostat mit. Leicht rückläufig war der Preis hingegen in Ungarn, was auf staatliche Eingriffe zurückzuführen sei. Mit Preisanstiegen um die zehn Prozent war die Teuerung auch in Kroatien und Portugal vergleichsweise klein.
In absoluten Zahlen war das Gas in Schweden (22,16 Euro für 100 Kilowattstunden), Dänemark (16 Euro) und den Niederlanden (12,93 Euro) am teuersten. Dem standen Ungarn (2,91 Euro), Kroatien (4,12 Euro) und Lettland (4,62 Euro) mit den günstigsten Gasrechnungen entgegen. Weil für Zypern, Malta und Finnland keine Zahlen vorlagen, flossen sie nicht in die Berechnung ein.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine Ende Februar war der Preis für europäisches Erdgas sprunghaft gestiegen. Der niederländische Terminkontrakt TTF, der als Messlatte für den Gashandel gilt, verteuerte sich in den Wochen darauf auf bis zu 345 Euro pro Megawattstunde. In den Jahren zuvor waren Preisniveaus von deutlich unter 50 Euro die Regel. Zuletzt hat sich die Lage am Markt beruhigt und der Preis liegt um die 100 Euro pro Megawattstunde.
Der Preis für elektrische Energie stieg am stärksten für Haushalte in der Tschechischen Republik (+62%), Lettland (+59%) und Dänemark (+57%). In Deutschland blieb der Strompreis in den ersten sechs Monaten laufenden Jahres mit einem Plus von 2,7 Prozent in etwa auf demselben Niveau wie im ersten Halbjahr 2021. In fünf EU-Ländern verringerten sich die Stromkosten: die Niederlande (-54%), Slowenien (-16%), Polen (-3%), Portugal und Ungarn (beide -1%). Laut Eurostat sind die Rückgänge in den Niederlanden, Slowenien und Polen auf staatliche Zuschüsse und Zulagen zurückzuführen, während in Ungarn die Preise reguliert sind.
Die niedrigsten durchschnittlichen Elektrizitätspreise im ersten Halbjahr 2022 gab es in den Niederlanden (5,9 Euro pro 100 Kilowattstunden), Ungarn (9,5 Euro) und Bulgarien (10,9 Euro) und die höchsten in Dänemark (45,6 Euro), Belgien (33,8 Euro), Deutschland (32,8 Euro) und Italien (31,2 Euro). Rumänien lag mit 23,6 Euro pro 100 Kilowattstunden leicht unter dem EU-Schnitt (25,25 Euro).