Die Konfrontation der Mentalitäten scheint das Kernthema bei den Projekten, die sich Dragoş Anastasiu auf die Fahne geschrieben hat. Der Mann, der in Deutschland Medizin studiert hat und seit mehr als zwei Jahrzehnten in Rumänien in der Reisebranche erfolgreich ist, war in Premiere als Präsident der Rumänisch-Deutschen Außenhandelskammer AHK beim Mitgliedertreffen des Deutschsprachigen Wirtschaftsclubs Banat in Temeswar zugegen. Anastasiu sprach über seine Tätigkeit in der Koalition für die Entwicklung Rumäniens und über das Projekt Repatriot.
Innerhalb der Koalition zur Entwicklung Rumäniens sitzen nun schon seit vier Jahren regelmäßig Unternehmer mit den Spitzen der Politik zusammen. Bei diesen Treffen hat er erkennt, dass sich multinationale Konzerne im Dialog mit der Politik eher bedeckt halten, die rumänischen Unternehmer hingegen alles schnell erledigen wollen. An dieser Stelle treffen Mentalitäten aufeinander, sagt Anastasiu. Er glaubt, Informationskampagnen über internationale Konzerne würden durchaus Sinn machen. Genauso wie Kampagnen zu Berufsschulen und duale Ausbildung für viele Unternehmerkategorien von Bedeutung sind. Auf drei Ebenen müsse man agieren, um Berufsschulen im Sinne der Wirtschaft zu gestalten. Firmen müssen überzeugt werden, in berufliche Ausbildung zu investieren, Eltern müssen verstehen, dass nicht jeder studieren kann und im Falle der Lehrkräfte habe man die Zurückhaltung zu überbrücken, die aufkommt, wenn immer mehr Fachpersonal aus den Betrieben statt Lehrer von Human-Fächern benötigt werden.
Waldemar Steimer, Vorstandsmitglied des Arader Wirtschaftsclubs DRW, wies auf den Wirtschaftsstandort Rumänien hin, der nur in einer gewissen Konjunktur für die ausländischen Großkonzerne Sinn macht. Fällt vor allem die Automotive-Industrie durch das Lohnniveau aus dem Rahmen, „dann hat die westeuropäische Wirtschaft ein Problem“, so Steimer.
Eines der Projekte, an dem sich Dragos Anastasiu beteiligt, ist das Unterfangen Repatriot. „Dies ist einem der Schätze Rumäniens gedacht, der Diaspora“, so der AHK-Präsident. Es geht dabei um eine Informations- und Integrationsplattform, damit im Ausland lebende Rumänen ihr Heimatland erneut in ihre Rechnung für die kommenden Jahre aufnehmen. Etwa 3,5 Millionen Rumänen, die irgendwann weggezogen sind, sollen innerhalb des Programms ermutigt werden, in Rumänien zu investieren. Angesprochen müssten sich die Bürger aus der Diaspora fühlen, glaubt Anastasiu. Bereits einmal hat er versucht, ehemalige Bürger Rumänien näher zu bringen. „Das war Tourismus und Werbung zugleich“, sagt Anastasiu. Im Ausland verdientes Geld, das Wissen, die Vernetzungen und die Mentalität der Bürger, die einige Zeit im Ausland gelebt haben, sei vor Ort zu gebrauchen. „Wenn ich Hotelpersonal mit einer gesunden Mentalität habe und dem ich ein Lächeln nicht aufzuzwingen brauche, dann würde ich dieses gerne auch doppelt so gut bezahlen“, so Anastasiu als Fazit seines Projektthemas, aber unter Umständen auch als Schlussfolgerung für die Ausführungen des Abends.