Forumssitz eingeweiht. Vorsitzender erhielt Ehrennadel
Neuarader Kirchweihfest war der passende Augenblick dazu
Von: Siegfried Thiel
Die Ehrengäste vor dem neu eröffneten Sitz des DFDA. Fotos: Zoltán Pázmány
Fast 50 Trachtenpaare waren bei der diesjährigen Kirchweih in Neuarad dabei. „Meistens haben wir nicht ausreichend Trachten, damit alle Interessenten mitmachen können“, sagte vor einiger Zeit Adelheid Simon, Geschäftsführerin des DFD Arad. Ein gutes Reservoir für die Kulturtätigkeit des Arader deutschen Forums ist die AMG-Schule, wo viele der Trachtenträger lernen bzw. zur Schule gegangen sind.
Nach dem morgendlichen Aufmarsch ist traditionsgemäß die heilige Messe angesagt, zelebriert vom Gemeindepfarrer Mathias Dirschl. Danach folgt – ebenso traditionsgemäß – ein Empfang im Hof des Pfarrhauses, wo wie üblich die Blaskapelle aus Nadlak, „Nădlăcanca“, aufspielt. Die geladenen Gäste führen erste Gespräche, die Jugend tanzt und die Schaulustigen begleiten sie mit ihren Blicken.
Ein ganz besonderer Moment war die Enthüllung der Tafel am Gebäude des neuen Forumssitzes. Im Bild, Michael Szellner, der DFDR-Vorsitzende Paul Jürgen Porr und der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganț. Die mannigfaltigen Tätigkeiten des Arader Forums haben dazu geführt, dass Einstimmigkeit herrschte, als im Landesforum über die Kauf-Finanzierung des Sitzes in Arad abgestimmt wurde, so der DFDR-Vorsitzende Porr.
Nach monatelanger Beschäftigung mit Sanierung und Saubermachen, konnten die Jugendlichen nun auch mit schmucken Trachten in das Forumshaus einziehen. Der vordere Teil kann genutzt werden, im Innenhof sind weitere Baumaßnahmen erforderlich. Der Arader stellvertretende Kreisratsvorsitzende Ovidiu Bîlcea sagte, diese Einweihung sei „ein Beweis, dass die deutsche Gemeinschaft in Arad lebt“.
Die Überraschung war gelungen. Ohne zuvor verständigt worden zu sein, wurde Michael Szellner mit der DFDB-Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. Sichtlich gerührt, sagte Szellner unter anderen nach der Ehrung, er habe sich die Aufgabe selbst zugeordnet, zwischen Menschen zu vermitteln und diesen so zum Erfolg zu verhelfen. Dies sei auch das Prinzip der Jugendarbeit im Arader Forum, wo die Jugendorganisation nicht riskiert, von der Autorität der Erwachsenen erdrückt zu werden.
Besuch im Innenhof des Arader Forums. Ein Festsaal und Gästezimmer sollen in Zukunft zum neuen Gebäude des DFDA dazugehören. Zwei Jahre Arbeit seien dazu noch notwendig, heißt es im Arader Forum. Gelegentlich sollen auch andere Organisationen und Einrichtungen die Räumlichkeiten nutzen können, die auf dem Areal erstehen werden, wo sich heute abbruchreife Bauten oder freies Gelände befinden.
Über viele Sunden war es „ein schönes Fest mit vielen Höhepunkten. Leider musste das Nachmittagsprogramm wetterbedingt abgesagt werden“, sagte der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Arad (DFDA), Michael Szellner, am Sonntagabend auf Nachfrage der Banater Zeitung. Ein gelungenes Kirchweihfest mit vielen Nachwuchsteilnehmern und die Einweihung eines Teils des forumseigenen Sitzes in Arad gehörten zu dem eben erwähnten Fest dazu. Nicht zuletzt ist Michael Szellner neuester Träger der Ehrennadel in Gold, die höchste Auszeichnung, die das deutsche Forum im Banat vergibt. Das für den Nachmittag anberaumte öffentliche Kulturprogramm musste wegen Sturm und Regen abgesagt werden. Im Gegenzug hatten Forumsmitglieder vom Wind herausgerissene Dachziegel zu ersetzen.
In den Gesichtern der Teilnehmer und Verantwortlichen könne er „Freude und Hoffnung erkennen, die Sie mit dem heutigen Tag verbinden“, sagte Deutschlands Konsul in Temeswar, Ralf Krautkrämer, bei der Gebäudeeinweihung. Die jungen Menschen, die beim Fest mitmachen bzw. dies gestalten, würden „die Geschichte der Deutschen im Banat weiterleben“ und seien „die Zukunft hier“. An den Begriff „Geschichte“ knüpfte auch der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganț an. „Diese Einweihung ist ein geschichtsträchtiger Augenblick, der dem Arader Forum einen geeigneten Platz für seine Tätigkeiten sichert; ein Ort, der aber auch offen für Freunde sein soll, auch wenn diese nicht der deutschen Minderheit angehören“, sprach der Parlamentarier die Offenheit des DFDR sowohl anderen Minderheiten, als auch der Mehrheitsbevölkerung gegenüber an.
Die Kirchweih und die Einweihung seien eine ideale Gelegenheit, „einen Menschen zu belohnen, der seine Tätigkeit der letzten Jahrzehnte in den Dienst der deutschen Gemeinschaft gestellt hat“, sagte der DFDB-Vorsitzende Johann Fernbach, bevor er die Laudatio auf Michael Szellner vortrug und diesen letztendlich auszeichnete. Wohl nirgends sei es so deutlich, wie im Falle von Michael Szellner, „dass ein Mensch an der Schnittstelle von Schule, Jugendarbeit und Forum stehen kann“, hob Johann Fernbach in der Laudatio hervor.